Es hat zwar in den letzten Tagen immer mal wieder irgendwo ein kleines Gewitter gegeben (heute z.B. über dem Alpenbogen), aber die Lage morgen Abend könnte nach den jetzigen Modellen für gewisse Teile der Schweiz doch für eine interessante Gewittertätigkeit sorgen.
Im Zuge des vom Nordatlantik zur Nordsee ziehenden Sturmtiefs, welches mit seinem Randtief am Donnerstag für Sturm im Bergland und stürmische Böen in weiten Teilen Mitteleuropas sorgen wird, nähert sich uns morgen Mittwoch von England her ein wetteraktiver Kurzwellentrog. Wie schon seit mehreren Modellläufen angedeutet, soll er die vor ihm liegenden Luftmassen stark labilisieren und vermutlich verbreitet Gewitter im Raum Nordfrankreich, den Benelux-Ländern und Westdeutschland auslösen. Auch wenn die Hauptaktivität der Gewitter nicht bei uns stattfinden wird, so möchte ich mich nun in der folgenden Kartenanalyse auf die Schweiz resp. deren Nordwestecke beschränken.
Auf der 500hpa Karte erkennt man gut, wie der Trog um 19 Uhr mit -26° bis -28° C Höhenkaltluft die Schweiz von West nach Ost überquert:

Die Temperaturen auf 850hpa liegen knapp über 0° C, am Boden immerhin bei rund 10° C in der Nordschweiz:

Dies macht ein netter Temperaturgradient von 36 – 38 K (ähnliche Labilität wie letzten Samstag). Vielleicht haben wir Glück und es zeigt sich morgen Nachmittag nochmal kurz die Sonne, was für zusätzliche Labilisierung sorgen würde (wobei die Chancen dazu eher gering sind).
Die Taupunkte (zwischen fünf und sechs Grad), CAPE (nicht über 50) und der Lifted Index (um 0 oder knapp darüber) könnten zwar besser sein, aber erstens ist die Vorhersage der Grundschichtenfeuchte bei Modellen generell und bei GFS insbesondere mit Vorsicht zu geniessen und zweitens gibt es nur für alle 3 Stunden eine Karte. Kurzzeitig könnte also durchaus auch etwas mehr CAPE und ein negativer LI vorliegen (je nördlicher desto eher).


Labilität und Feuchte stehen uns also zur Stelle. Brauchen wir für Gewitter nur noch Hebung. Diese wird dynamisch ausgelöst und sollte grossflächig vorhanden sein:

So ist es denn auch nicht verwunderlich, wenn flächendeckend konvektive Signale gerechnet werden. Vor allem in Süddeutschland/Nordschweiz, aber auch in der Südwestschweiz soll gemäss GFS 18Z einiges an Niederschlag fallen:

Der Wind weht morgen generell mässig bis frisch aus Südwest, in erhöhten Lagen stürmisch. Der aus Westnordwest „hereinkommende“ Upper Level Jet (auf 500hpa) liegt für uns günstig (Left Exit Bereich) und lässt zudem eine ansehnliche Geschwindigkeits- und Richtungsscherung zu:


Die Helizität ist beinahe optimal und wird es einzelnen Zellen erleichtern, sich zu organisieren:

Fazit: Gemäss den obigen Karten erwarte ich für morgen Abend verbreitet kräftige und mindestens in der Nordschweiz gewittrige Niederschläge. Da in der Höhe bereits ein anständiger Wind weht (40 Knoten in 850hpa) besteht bei Schauern und Gewittern vor allem die Gefahr schwerer Sturmböen (Heruntermischung). Die wie ich finde gute Windscherung bringt dem Setting zusätzliches Potential für organisierte Zellen und Systeme. Auch Hagel und Mesozyklonen schliesse ich nicht aus.
Am liebsten wäre ich morgen natürlich irgendwo in Belgien und Holland (dort auch erwähnenswerte Tornadogefahr), aber mit einem normalen Gewitter hier gebe ich mich auch zufrieden. Naja, ich kann sowieso nicht chasen gehen, bin an einer Geschäftsfeier eingeladen.
Eure Meinungen zum Gewitterpotential morgen (eigentlich heute) Abend?
Gruss Chrigi
PS: Estofex ist leider noch nicht draussen. Bin gespannt, was die meinen.
- Editiert von Christian Matthys am 28.02.2007, 01:29 -

