Hallo zusammen!
Hier ein Bericht zum hagelintensiven Rightmover an der Donauschiene, auf welchen Rontaler weiter vorne im thread schon hingewiesen hat:
Auch am Dienstag (19.06.) waren wir unterwegs. Die Lage versprach den Karten nach viel und das Bauchgefühl sagte: Auslöse irgendwo bei Villingen-Schwenningen/Tuttlingen. Allerdings war natürlich nicht ganz klar, welche Bahn die etwaigen Zellen einschlagen würden: Albtrauf/auf der Alb entlang oder Alb-Südkante bzw. Donauschiene. Wir positionierten uns daher zeitig an einem taktisch halbwegs guten Punkt: Meßstetten.
Leider zog es schon früh zu und die Einstrahlung war fast komplett weg. Als wir gerade angekommen waren, bildete sich eine erste schwache Zelle bei VS. Diese zerfiel allerdings schnell wieder. Wir warteten weiter ab (insg. knapp 5h). Dabei blieb uns zunächst nur der Blick auf die Zellen im Allgäu, welche durch die dunstige Suppe schienen. Der Raum VS blieb aber nach wie vor interessant. Wir konnten über lange Zeit (sicher 2h) einen kleinen Cu sehen, welcher trotz fehlender Einstrahlung konstant vor sich hin quellte. Den Durchbruch schien er allerdings zunächst nicht zu schaffen.
Es wurde immer später und die Befürchtung eines Flops wurde immer größer. Der Cu schaffte es dann allerdings gegen 19:50 Uhr doch noch. Das Radar schaute allerdings ähnlich wie der optische Eindruck nicht so gut aus und die Zelle eierte vorerst recht ortsfest und kaum blitzaktiv herum. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir nicht, was sich aus dieser harmlosen Zelle noch entwickeln sollte.
Als es dann in Oberschaben auslöste, beschlossen wir weiter nach Süden und dann Richtung Ulm/Biberach zu fahren, da sich die Action ggf. weiter östlich abspielen könnte. Auf der Fahrt konnten wir die Auslöse dort von der Seite/von Hinten sehen. Das sah schon recht imposant aus:
Als wir bei Riedlingen waren, konnten wir auch einen Blick auf den Aufwind des leftmovers werfen, welcher auf die Alb zog und etwas später mit einer anderen Zelle kollidierte und starb:
Vor uns, etwas südlich der Alb-Südkante, liefen die anderen kräftigen Zellen entlang, deren ziemlich blitzaktiven Nachschub wir gut sehen konnten:
Das Radar zeigte dann jedoch erstaunliches: Aus unserer kleinen, schwächelnden Zelle bei VS hatte sich in der Zwischenzeit ein mächtiger Brummer entwickelt. Die Zelle schien rechts auszuscheren und überquerte dabei quasi unseren alten Standpunkt bei Meßstetten. Bei der Zelle sollte es sich mindestens im Anfangsstadium, wahrscheinlich jedoch auch noch später um eine Superzelle gehandelt haben.
Da die anderen Zellen in Oberschwaben etwas zu schwächeln schienen, beschlossen wir das Teil abzufangen. Wir standen nahe Munderkingen und damit ideal. Es zeigte sich nämlich, dass die Zelle nach Überqueren der Alb endlich mal wieder die schöne Donauschiene bediente. Den imposanten Aufzug konnten wir in aller Ruhe beobachten. Die Zelle hatte eine extrem hohe Blitzaktivität (> 60/min.) und sah wirklich sehr bedrohlich aus.
Beim Aufzug herrschte die gespenstische Ruhe vor dem Sturm. Zu den Bildern muss ich leider folgendes sagen: In der Hektik muss ich leider aus irgendeinem Grund falsch fokussiert haben. Die Bilder sind daher leider deutlich unscharf

Ich habe sie daher etwas bearbeitet und verkleinert, damit man etwas der Atmosphäre erahnen kann.
Hier nun einige Bilder der anfänglichen wall-cloud unter dem ebenfalls erleuchteten Aufwind, die später mehr shelf Charakter bekam:
Nach anfänglichem leichtem Regen setzte dann Hagel und heftiger Wind ein. Die Korngröße können wir nur schätzen, da der Hagel in einem geradezu unglaublichem Tempo abschmolz und aussteigen anfangs nicht möglich war. Die meisten Schlossen waren wohl um 3-4cm, einige vermutlich auch größer (1km entfernt wurden gute 4cm gemessen).
Da die Donauschiene um diese Uhrzeit eine recht gut verfolgbare Sache ist, beschlossen wir mit der Zelle mit zu fahren. Im Hagel, downburst-ähnlichen Wind und teilweise white-out gestaltete sich das natürlich schwer und es resultierte eine wirklich abenteuerliche Fahrt. Da die Sicherheit natürlich immer vor geht, war nur Schneckentempo und teilweise nicht mal das drin. Gerade solch kräftige Zellen bei Nacht sind nicht zu unterschätzen. Trotz Allem schafften wir es, dem starken Kern an der Donau bis kurz vor Ulm zu folgen. Dabei gab es immer wieder größeren und kleineren Hagel (wir fuhren insg. sicher 20-25min. im Hagel), heftige Böen und Dauergeflacker. Etwas nördlich von Munderkingen war die Straße von Hagel fast vollständig bedeckt.
Bei Ulm fanden wir uns aufgrund der Straßenlage dann südlich der Zelle wieder, welche jedoch immer noch gesund aussah. Wir versuchten sie Richtung Günzburg wieder einzuholen, da im Niederschlagsfreien Süden auch Autofahren wieder halbwegs möglich war. Allerdings starb die vermutlich vorhandene Meso sehr plötzlich ab und die Zelle ging quasi von 100 auf 0 in 10-15min. Daher gibt’s leider auch keine Bilder vom Abzug.
Das Gesagte findet sich in einem Video wieder. Es ist ein Zusammenschnitt aus über 1,5h Material:
http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... bgPNEsaVtk
Zusammenfassend lässt sich sagen: Das war mal wieder ein sehr schöner Klassiker, den es in letzter Zeit sehr selten gibt. Letztlich haben wir dir Geburt und fast den vollständigen Verlauf der Zelle mit verfolgen können. Man möge sich zudem vorstellen, was aus der Zelle geworden wäre, wenn die Einstrahlung nicht schon viele Stunden vorher weg gewesen wäre...
Greez
Ben