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Gewitter Dienstag/Mittwoch, 19.06.2012/20.06.2012

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Alfred
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Re: Gewitter Dienstag/Mittwoch, 19.06.2012/20.06.2012

Beitrag von Alfred »

Sali @Uwe

In der Ostschweiz hat es um 14:42:32 einen starken
bei 720/255 (ich kann es nicht umrechnen).
Bild

Gruss, Alfred

Edit: nach 23 Uhr

Endlich — endlich, tut sich westlich der Schweiz auch langsam etwas!
Zuletzt geändert von Alfred am Mi 20. Jun 2012, 23:06, insgesamt 1-mal geändert.

Sennemaa

Re: Gewitter Dienstag/Mittwoch, 19.06.2012/20.06.2012

Beitrag von Sennemaa »

mono (Zürich) hat geschrieben: naja, wenn sie sagen es gibt keine Gewitter und dann gibts doch welche, dann regen sich die Leute noch mehr auf... ;)
Hallo :)

Ja da hast du auch wieder Recht ;) So ich wünsche allen eine gute Nacht, heute lässt es sich besser schlafen als gestern, da es doch etwas kühler ist.

Gruss Sennemaa


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raffitio
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Re: Gewitter Dienstag/Mittwoch, 19.06.2012/20.06.2012

Beitrag von raffitio »

Sennemaa hat geschrieben:Hallo Zusammen

Was meint ihr zur morgigen Lage des Wetters? Habe gerade Meteo geschaut und ich zitiere: Es gibt kräftige Gewitter mit Blitz, Donner, Hagel, und Blitzen. :roll:
Ist die Lage wirklich so rosig oder sieht es anders aus? So wie wir es von den letzten Tagen kennen?

Gruss Sennemaa

Naja, also Estofex hat wieder ein grossräumiges Level 1 draussen:

A level 1 was issued for C/E France and Switzerland mainly for an isolated severe wind gust/large hail event. Heavy rainfall is possible.
Quelle: estofex.org
Zuletzt geändert von raffitio am Mi 20. Jun 2012, 23:42, insgesamt 2-mal geändert.

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Ben (BaWü)
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Re: Gewitter Dienstag/Mittwoch, 19.06.2012/20.06.2012

Beitrag von Ben (BaWü) »

Hallo zusammen!
Hier ein Bericht zum hagelintensiven Rightmover an der Donauschiene, auf welchen Rontaler weiter vorne im thread schon hingewiesen hat:

Auch am Dienstag (19.06.) waren wir unterwegs. Die Lage versprach den Karten nach viel und das Bauchgefühl sagte: Auslöse irgendwo bei Villingen-Schwenningen/Tuttlingen. Allerdings war natürlich nicht ganz klar, welche Bahn die etwaigen Zellen einschlagen würden: Albtrauf/auf der Alb entlang oder Alb-Südkante bzw. Donauschiene. Wir positionierten uns daher zeitig an einem taktisch halbwegs guten Punkt: Meßstetten.
Leider zog es schon früh zu und die Einstrahlung war fast komplett weg. Als wir gerade angekommen waren, bildete sich eine erste schwache Zelle bei VS. Diese zerfiel allerdings schnell wieder. Wir warteten weiter ab (insg. knapp 5h). Dabei blieb uns zunächst nur der Blick auf die Zellen im Allgäu, welche durch die dunstige Suppe schienen. Der Raum VS blieb aber nach wie vor interessant. Wir konnten über lange Zeit (sicher 2h) einen kleinen Cu sehen, welcher trotz fehlender Einstrahlung konstant vor sich hin quellte. Den Durchbruch schien er allerdings zunächst nicht zu schaffen.
Es wurde immer später und die Befürchtung eines Flops wurde immer größer. Der Cu schaffte es dann allerdings gegen 19:50 Uhr doch noch. Das Radar schaute allerdings ähnlich wie der optische Eindruck nicht so gut aus und die Zelle eierte vorerst recht ortsfest und kaum blitzaktiv herum. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir nicht, was sich aus dieser harmlosen Zelle noch entwickeln sollte.
Als es dann in Oberschaben auslöste, beschlossen wir weiter nach Süden und dann Richtung Ulm/Biberach zu fahren, da sich die Action ggf. weiter östlich abspielen könnte. Auf der Fahrt konnten wir die Auslöse dort von der Seite/von Hinten sehen. Das sah schon recht imposant aus:

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Als wir bei Riedlingen waren, konnten wir auch einen Blick auf den Aufwind des leftmovers werfen, welcher auf die Alb zog und etwas später mit einer anderen Zelle kollidierte und starb:

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Vor uns, etwas südlich der Alb-Südkante, liefen die anderen kräftigen Zellen entlang, deren ziemlich blitzaktiven Nachschub wir gut sehen konnten:

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Bild

Das Radar zeigte dann jedoch erstaunliches: Aus unserer kleinen, schwächelnden Zelle bei VS hatte sich in der Zwischenzeit ein mächtiger Brummer entwickelt. Die Zelle schien rechts auszuscheren und überquerte dabei quasi unseren alten Standpunkt bei Meßstetten. Bei der Zelle sollte es sich mindestens im Anfangsstadium, wahrscheinlich jedoch auch noch später um eine Superzelle gehandelt haben.
Da die anderen Zellen in Oberschwaben etwas zu schwächeln schienen, beschlossen wir das Teil abzufangen. Wir standen nahe Munderkingen und damit ideal. Es zeigte sich nämlich, dass die Zelle nach Überqueren der Alb endlich mal wieder die schöne Donauschiene bediente. Den imposanten Aufzug konnten wir in aller Ruhe beobachten. Die Zelle hatte eine extrem hohe Blitzaktivität (> 60/min.) und sah wirklich sehr bedrohlich aus.
Beim Aufzug herrschte die gespenstische Ruhe vor dem Sturm. Zu den Bildern muss ich leider folgendes sagen: In der Hektik muss ich leider aus irgendeinem Grund falsch fokussiert haben. Die Bilder sind daher leider deutlich unscharf :( Ich habe sie daher etwas bearbeitet und verkleinert, damit man etwas der Atmosphäre erahnen kann.
Hier nun einige Bilder der anfänglichen wall-cloud unter dem ebenfalls erleuchteten Aufwind, die später mehr shelf Charakter bekam:

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Nach anfänglichem leichtem Regen setzte dann Hagel und heftiger Wind ein. Die Korngröße können wir nur schätzen, da der Hagel in einem geradezu unglaublichem Tempo abschmolz und aussteigen anfangs nicht möglich war. Die meisten Schlossen waren wohl um 3-4cm, einige vermutlich auch größer (1km entfernt wurden gute 4cm gemessen).
Da die Donauschiene um diese Uhrzeit eine recht gut verfolgbare Sache ist, beschlossen wir mit der Zelle mit zu fahren. Im Hagel, downburst-ähnlichen Wind und teilweise white-out gestaltete sich das natürlich schwer und es resultierte eine wirklich abenteuerliche Fahrt. Da die Sicherheit natürlich immer vor geht, war nur Schneckentempo und teilweise nicht mal das drin. Gerade solch kräftige Zellen bei Nacht sind nicht zu unterschätzen. Trotz Allem schafften wir es, dem starken Kern an der Donau bis kurz vor Ulm zu folgen. Dabei gab es immer wieder größeren und kleineren Hagel (wir fuhren insg. sicher 20-25min. im Hagel), heftige Böen und Dauergeflacker. Etwas nördlich von Munderkingen war die Straße von Hagel fast vollständig bedeckt.
Bei Ulm fanden wir uns aufgrund der Straßenlage dann südlich der Zelle wieder, welche jedoch immer noch gesund aussah. Wir versuchten sie Richtung Günzburg wieder einzuholen, da im Niederschlagsfreien Süden auch Autofahren wieder halbwegs möglich war. Allerdings starb die vermutlich vorhandene Meso sehr plötzlich ab und die Zelle ging quasi von 100 auf 0 in 10-15min. Daher gibt’s leider auch keine Bilder vom Abzug.
Das Gesagte findet sich in einem Video wieder. Es ist ein Zusammenschnitt aus über 1,5h Material:

http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... bgPNEsaVtk


Zusammenfassend lässt sich sagen: Das war mal wieder ein sehr schöner Klassiker, den es in letzter Zeit sehr selten gibt. Letztlich haben wir dir Geburt und fast den vollständigen Verlauf der Zelle mit verfolgen können. Man möge sich zudem vorstellen, was aus der Zelle geworden wäre, wenn die Einstrahlung nicht schon viele Stunden vorher weg gewesen wäre...

Greez
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Zuletzt geändert von Ben (BaWü) am Sa 23. Jun 2012, 13:12, insgesamt 3-mal geändert.
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Rontaler
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Re: Gewitter Dienstag/Mittwoch, 19.06.2012/20.06.2012

Beitrag von Rontaler »

Hallo Ben

Eindrücklicher Bild- und Videobericht, danke! :shock: Hat Dein Auto keine Hagelschäden erlitten bedingt durch 20 Minuten Bombardement?

PS: Ich habe das Teil via Livestream von Ulm verfolgt. Das Dauergeflackere war selbst durch die VGA-Webcam mit Ruckeln und ohne Ton eindrücklich! :shock:
Wetterfanatisch mit Leib und Seele. :)

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Ben (BaWü)
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Re: Gewitter Dienstag/Mittwoch, 19.06.2012/20.06.2012

Beitrag von Ben (BaWü) »

Hallo Rontaler!
Also es war nicht mein Auto, mit dem wir unterwegs waren. Der Hagel war wohl gerade so an der Schwelle. Rein äußerlich kann man nichts sehen. Mag auch daran liegen, dass das verbaute Blech recht hochwertig ist?! Ich weiß aber, dass es nicht weit weg (so ~ 1km) den Autos einige Dallen verpasste. Die Übeltäter mit 4cm und ggf. 4cm+ waren nur in kleiner Zahl dabei. Die meisten Schlossen waren wie gesagt so um 3-4 cm und das scheint für den Lack/das Blech noch okay zu sein.
Einige der Schläge hörten sich dennoch wirklich böse an und ich hätte auch gewettet, dass das nicht ohne Spuren bleibt. Aber eben.... das Gewicht der Körner steigt mit r³, da können im kritischen Bereich 2-3mm mehr oder weniger über Delle oder keine Delle entscheiden.
Noch zur Blitzfrequenz: Ja, die war enorm. Möglicherweise hast du über die VGA-Cam sogar mehr gesehen, als auf meinem Video. Ich habe immer das Problem, dass man teilweise nur ca. die Hälfte der Entladungen sieht (wegen Belichtung). Wenn ich die beim Bearbeiten hoch stelle, sieht man zwar alle - die Qualität wird aber unterirdisch :D

Greez
Ben
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Re: Gewitter Dienstag/Mittwoch, 19.06.2012/20.06.2012

Beitrag von Stefan Hörmann »

Ben (BaWü) hat geschrieben: Zusammenfassend lässt sich sagen: Das war mal wieder ein sehr schöner Klassiker, den es in letzter Zeit sehr selten gibt. Letztlich haben wir dir Geburt und fast den vollständigen Verlauf der Zelle mit verfolgen können. Man möge sich zudem vorstellen, was aus der Zelle geworden wäre, wenn die Einstrahlung nicht schon viele Stunden vorher weg gewesen wäre...

Greez
Ben
Hallo Ben,

die erste Zelle, der Leftmover auf die Alb rauf (vom Bodensee kommend), hatte ich noch über eine Stunde am Balkon beobachtet. Köstlicher Homechase.

Die zweite Zelle, die von Tuttlingen kam, habe ich dann mit dem Auto bei Münsingen abgefangen und bin mit ihr nach Südosten gefolgt. Ich kann all Deine Eindrücke voll bestätigen, auch den Whiteout/Downburst. Es war ein echter Whiteout! Ich war von Hayingen über Zwiefalten/Riedlingen an der Zelle dran und es war einfach heftig. Vor dem Hagel bin ich geflüchtet und mich untergestellt. Der war schon nahe dran, mein Auto wieder zu verbeulen (hatte 7000 Hagelschaden erst 2010).

Für die Region war es eines der heftigsten Gewitter der letzten Jahre. Diese zweite Zelle hat die Intensität der ersten Zelle weit übertroffen was sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise sorgt die Erstauslöse auf der Alb (SW-NO Drift) davor, dass dahinter der Cold-Pool aus NW über die Alb schwappt und alle weiteren Zellen schwächt. Nicht so an diesem Tag. Der Nordwestwind hinter der 1. Zelle war zwar signifikant und ich ahnte schon Böses, aber diese Zelle von Tuttlingen her, die dürfte von der angefeuchteten Grundschicht beeindruckt gewesen sein. Eine Wahnsinnsentwicklung mit zwei heftigen Gewittern binnen zwei Stunden. Ein Highlight, ganz klar. Nun, die Zelle hat hier in einigen Teilgemeinden sehr großen Schade angerichtet. Kein Wunder, bei Hagelschlag im Whiteout/Downburst.

Bild

Eine Regenrate von nahe 200mm (197) gab es hier noch nie zu messen in den letzten 10 Jahren. Ich habe diese Zelle dann noch eine Weile verfolgt und bin auf der A8 bis Burgau gefahren. Ab Ulm hat die Zelle aber sichtlich abgebaut.

Wir müssten uns eigentlich begegnet sein :-)
Viele Grüße,
Stefan, Ehingen/Donau, 545NN, Südrand Schwäbische Alb
http://www.gleitsegelwetter.de - Ein Dienst im Auftrag der Piloten

Mein größter Wetterwunsch zu Lebzeiten: Eine komplette Seegfrörne am Bodensee

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