wie Thies schon geschrieben hat war das Chasing am Montag 23.06.2008 unbeschreiblich. Am Rande sei erwähnt, dass wir schon das ein oder andere mal zusammen chasen waren oder es zumindest vor hatten. Doch meist hatten wir dabei Pech. Tja, diesen Montag war der Gewittergott auf unserer Seite!

Der Tag begann recht vielversprechend (Sonne pur), doch mit dem was da auf uns zukommen sollte hatte ich persönlich nicht gerechnet. Vom Beginn der Entwicklung an den Vogesen hatte ich von der Arbeit aus nichts mitbekommen, so war es diese PM von Thies um 14.26 Uhr die mich aufhorchen liess

Der Blick aus dem Fenster zeigte mir eine Häuserwand, die die Sicht versperrte. Also einen Kontrollblick auf das ETH-Radar:guck dir das traum-ding an. hoffentlich triffts, hoffentlich krachts. schert rechts aus! hoffentlich kappt der rheingraben nicht die versorgung ab [Zwinkern]
gehe jetzt auf den turm und dafür etwas später arbeiten... bin aufm handy erreichbar!

Die Zelle war am Ostrand der Vogesen entstanden und steuerte zielgenau nach Osten in Richtung Kaiserstuhl, und dass auf einer -schon zu diesem Zeitpunkt- recht ungewöhnlichen Bahn. Wie Thies schon in der PM geschrieben hatte, scherte die Zelle etwas nach rechts aus (eigentlich war SW->NO angesagt...). Der Entschluss war schnell gefasst und ich machte mich auf den Weg.
Auf dem Aussichtsturm angekommen, bot sich uns folgendes Bild (15.05 Uhr):
Interessant war übrigens der Wind, welcher entgegen der Modellprognosen den ganzen Vormittag nicht aus nördlichen Richtungen, sondern aus SW geweht hatte. Mit Annäherung der Zelle wechselte der böige Wind häufig die Richtungen und drehte schließlich doch auf nördliche Richtungen -> Scherung war -in Kombination mit südwestlichen Höhenwinden- also gegeben.
15.15 Uhr: Die Zelle entwickelte sich rasant, der Aufwindbereich bekam immer wieder neue Schübe und mit etwas Fantasie konnte man die niederschlagsfreie Basis inkl. Absenkung schon erahnen (ihr kennt das ja). Im Hintergrund ist bereits der Eisschirm einer weiteren Zelle zu erkennen, die uns später noch beschäftigen sollte:
15.19 Uhr: Jetzt war die Basis auch mit blossem Auge zu erkennen, links vom Turm sind bereits die ersten Hagelfallstreifen zu erkennen:
Was wir zu diesem Zeitpunkt nur erahnen konnten, die Zelle sollte noch weiter rechts ausscheren (OSO-Kurs) und direkt vor unserer Nase über die nördlichen Stadtteile von Freiburg in den Schwarzwald abziehen. Außerdem sollte sich die nachfolgende Zelle massiv verstärken, was uns aber in den nächsten 30Minuten noch nicht interessierte:

15.25 Uhr: Basis inkl. Absenkung (u.U. bereits eine Wallcloud?) angezoomt:
Um die Dynamik und auch Rotation zu veranschaulichen jetzt einige Bilder in kurzen Zeitabständen. Die Zelle zog nur rund 1-2km nördlich an unserem Spotterpunkt vorbei. Interessanterweise schwächte sich die Blitzaktivität massiv ab, nichts desto trotz verliessen wir zwischenzeitlich vorsichtshalber unseren Aussichtsturm.
15.26 Uhr:
15.28 Uhr, dichte Fallstreifen in der Nähe der Basis (Meso-Hagel?):
Jetzt waren wir der Meso am nächsten und, ganz ehrlich, warteten nur noch darauf, dass sich etwas rotierendes herabschraubt :O:(
Die folgenden Bilder sind vermutlich (Exif-Daten ohne Sekundenanzeige) in Abständen unter einer Minute entstanden!
15.31 Uhr:
15.32 Uhr:
15.33 Uhr:
In dieser Zeit bildete die Superzelle m.M.n. eine neue? Wallcloud aus.
15.37 Uhr:
Die Struktur der Zelle war zu diesem Zeitpunkt einfach nur noch ATEMBERAUBEND und laut ETH-Radarloop erreichte die Zelle zu dieser Zeit ihren letzten Höhepunkt bevor sie sich wenig später über dem Schwarzwald auflösen sollte. In den betroffenen Stadtteilen war nicht erst jetzt mit Hagel zu rechnen. Wir waren einfach nur noch gebannt von den Strukturen und der Dynamik...z.B. von dem Wolkenband in der rechten oberen Bildhälfte, das sich um den Aufwindbereich zu wickeln schien!

15.40 Uhr:
Noch ein letztes Bild der Superzelle in der "Totalen" (mehr passte einfach nicht aufs Bild).
15.43 Uhr:
"Hinter" uns, also in Richtung Westen, begann es nun regelmässig zu donnern. Stimmt, da war doch was...vor rund 30 Minuten war doch hinter dieser ersten Zelle ein Eisschirm zu sehen. Wir drehten uns um und... :O
...dieses Monstrum schob sich in unser Blickfeld. Ein massiver Aufwindbereich inkl. einer Basis mit enormen Ausmaßen, welche noch dazu am Boden zu kriechen schien, zog uns in seinen Bann (für Ortskundige: Die Zelle befand sich aus unserer Sicht hinter dem "Tuniberg"):
15.46 Uhr:
Der Entschluss war schnell gefasst und wir wollten versuchen schnell in Richtung Süden aus Freiburg rauszufahren, um
1. vor die Zelle bzw. an deren Südflanke zu kommen und
2. dem zu erwartenden Hagel zu entgehen.
Ohne zu wissen, dass es sich bei der Zelle (auch wenn das rein von der Optik her zu erahnen war) um eine weitere und vor allem noch heftigere Superzelle handelte, setzten wir uns ins Auto und versuchten irgendwie den Feierabendverkehr zu umgehen. In der Folge konnte ich (als Fahrer

Auch diese Zelle scherte (noch) massiv(er) aus und hielt nahezu auf SO-Kurs auf die südlichen Stadtteile und Vororte Freiburgs zu:

Wir schafften es -irgendwie- tatsächlich rechtzeitig aus Freiburg raus und Thies gelang u.a. (er wird sicherlich noch weitere Bilder posten) diese Aufnahme, die er bereits hier gepostet hatte (ca. 16 Uhr?):
Wir fuhren auf einen unserer Spotterpunkte (Batzenberg zwischen Norsingen und Pfaffenweiler) und gerieten direkt unter die oben gezeigte Meso mit Wallcloud. Aus dem Auto trauten wir uns jetzt nicht mehr und nur Sekunden nach dem folgenden Bild wurden wir von Meso-Hagel getroffen. Für uns Grund genug in Richtung Süden von unserem Spotterpunkt herunterzufahren, da uns der Hagel in Verbindung mit den stürmischen Böen (für das Auto) zu gefährlich wurden. Im Nachhinein war das etwas leichtsinnig auf diesen Hügel direkt unter der Meso zu fahren, schließlich hätte sich ja auch ein Tornado bilden können

16.09 Uhr:
Am Ortsrand von Ehrenkirchen machten wir halt und konnten wegen dem gerade erlebten und dem Ausmaß dieser Zelle einfach nur noch staunen. Hier ein Panorama (Bildfehler seien zu verzeihen, die Strukturen änderten sich im Sekundentakt, zudem stand ich gut unter Adrenalin :L und hatte kein Stativ dabei):
16.14 Uhr:
So und nun verliess mich mein Knowhow. Direkt vor uns schraubten sich drei Aufwindtürme in die Höhe, wobei ich den südlichsten (ganz rechts) vorsichtig mal als neuen Aufwindbereich bzw. Anbau definieren würde. Was jetzt aber wirklich genau vor uns zu sehen war, entzieht sich meiner Kenntnis. Thies erwähnte ja ein Hookecho...sieht das so aus oder an welcher stelle ist hier was zu sehen? Ich weiss es schlichtweg nicht, spektakulär war es trotzdem und toppte sogar noch die erste Zelle.
16.16 Uhr:
Nochmals einzeln, eine Minute später...
Südlichster Teil der Zelle:
Weiter nördlich:
16.18 Uhr, ein letztes Panorama:
16.26 Uhr, massiver Aufwindbereich der in den Schwarzwald abziehenden Zelle, die weiterhin auf SO-Kurs war:
16.36 Uhr:
Auf dem Rückweg nach Freiburg fuhren wir noch auf eine Anhöhe (nicht unser zwischenzeitlicher Spotterplatz) und fanden unter anderem Hagel mit ca. 5cm Durchmesser. Massiv kann der Hagelschlag aber glücklicherweise nicht gewesen sein, da keine größerern Schäden an der Vegetation auszumachen war:
Dieses Chasing und vor allem diesen Gewittertag werden wir vermutlich nicht so schnell vergessen. Das war ein 6er im Lotto mit Zusatzzahl! (Superzahl wäre dann ein Tornado gewesen :=()
Gruss Benni
p.s.: ich hoffe der Roman gefällt [:]
p.p.s.: @Thies: Du ergänzt/korrigierst das ganze dann bei Gelegenheit
- Editiert von Badnerland am 28.06.2008, 03:44 -
- Editiert von Badnerland am 28.06.2008, 03:49 -