aktuell ist ja nicht gerade viel los beim Wetter. Hinsichtlich der möglichen oder inzwischen gar wahrscheinlichen Anpassung der Temperaturen an saisonal durchschnittliche Werte, die die Winterfans hoffen lassen, dachte ich mir zwischendurch einen Rückblick auf die Gewittersaison 2005 zwischen Hochrhein, Region Basel und dem südlichen Oberrhein zu erstellen. Dabei nehme ich nur auf Bezug auf meine eigenen Beobachtungen und diejenigen anderer, die in den Berichten enthalten sind. Viele Bilder oder Berichte habe ich hier noch nicht gepostet - eventuell sind diese einigen allerdings bereits bekannt.
Die Saison war bei uns zumindest eigentlich recht spannend. Grund dafür waren die häufigen SW-Lagen und eine labile NO-Lage Mitte Juli. Dass ich ohne einen Wagen zur Verfügung zu haben (drei oder vier Ausnahmen) so viele Gewitter sehen sollte, hätte ich zu Beginn der Saison nicht für Möglich gehalten.
Im folgenden liste ich die einzelnen Beobachtungen oder Chasings mit kurzen Kommentaren und einigen Bildern auf. Detaillierte Informationen finden sich dann wie immer in den Berichten selbst:
24.03.2005
Die Saison begann für mich während eines kurzen Urlaubsaufenthalts in der Sologne (Zentralfrankreich), wo an diesem Tag eine interessante gewittrige postfrontale Troglinie durchzog:
Gewitter in der Sologne
29.03.2005
Richtig interessant wurde es schon wenig später: eine jahreszeitlich recht aktive, wenn auch kleine Einzelzelle zog über den Jura in Richtung Hochrhein. Bei Schupfart konnte ich sie abfangen und gar Rotation im Aufwindbereich feststellen. Ob es sich um eine kleine Superzelle handelte oder nicht, war recht strittig - eventuell war die Rotationsdauer für eine Miso ausreichend.
hier noch der Bericht:
kräftige Einzelzelle über dem Jura
27.04.2005
Danach wurde es erst einmal eine ganze Zeit lang ruhig. Erst Ende April gab es wieder interessantes Gewitterwetter. Es begann mit einer Troglinie über Freiburg:
Troglinie mit starkem Schauer über Freiburg (D)
03.05.2005
Nur wenige Tage später gab es die ersten potentiellen Unwetter: ein MCS zog über das Dreiland hinweg und war besonders zwischen Basel und Waldshut aktiv:
der entsprechende Bericht findet sich hier:
MCS über dem Dreiland
04.05.2005
Die anschliessenden Tage wurden von rückseitigen Schauern und Gewittern bestimmt. Hier ein Beispielsbild un einige Berichte:
Links:
Gewitter vom 04.05.2005 - Teil I
Gewitter vom 04.05.2005 - Teil II
04.05.2005
Nach weiteren ruhigen Tagen zogen an diesem Abend einige Gewitter über Freiburg hinweg, die oberhalb der Grundcshicht entstanden:
auch hierzu findet sich ein Kommentar
elevated Gewitter über Freiburg (D)
29.05.2005
Dieser Tag stellt meiner Meinung nach den eigentlichen Beginn der Gewittersaison dar. Erstmals in dieser Saison entwickelten sich bei hochsommerlichen Temperaturen zahreiche Cbs über dem Schwarzwald:
Wir konnten sogar einen winzigen Funnel unter einem Cu con über dem Schauinsland sehen
kurzlebige Wärmegewitter über dem Schwarzwald
03.06.2005
Leider war dies eine grosse Pleite - ein grosses System näherte sich von Frankreich her. Kurze Zeit später verpassten wir die neuen Entwicklungen wenig östlich von uns, die die gesamte vorhandene Energie wegschnappte. An.Di. konnte dafür eine schöne Hochrheinzelle (u.U. Superzelle?) verfolgen:
der Bericht ist recht ausführlich:
die Pleite vom 03.06.2005 und eine schöne Hochrheinzelle
Periode vom 23.06.2005 bis zum 29.06.2005
die wohl aktviste Gewitterperiode der Gewittersaison fand jetzt statt. Es kamen mehrere Chasings und einige interessante Bilder zu Stande. Der folgende Link zeigt eine aktive Multizelle über dem Schauinsland. Unter ihrem Aufwind liessen sich funnelverdächtige Strukturen beobachten. Aufgrund der Entfernung will ich mich bezüglich dieser Beobachtung nicht festlegen.
Multizelle über dem Hochschwarzwald bei Freiburg am 23.06.2005
Am folgenden Abend war das Setup für weiträumige aktive und schwere Gewitter nicht schlecht. Der Outflow mehrerer Voralpengewitter sorgte für eine Initialisierung von Gewittern entlang des Juras bei Frick:
kräftige Nachtgewitter am Hochrhein
Der folgende Vormittag war kühl und ich rechnete zunächst mit keinen weiteren Gewittern. Doch als die Sonne vor einem weiteren Vorticityfeld kräftig einheizte entwickelten sich rasch Zellen über dem Jura. Von Bad Säckingen aus konnte ich einen herrlichen Cb fotografieren:
Bericht:
fotogener Einzelzellen-Cb über dem Jura
Doch an diesem Tag gab es noch weitere Gewitter - später erwischten wir eine blitzaktive und höchste Intensitätsstufen erreichende Zelle entlang des Jurasüdfusses bei Zofingen:
Bericht:
multizellenartige Gewitter am Jurasüdfuss
In der Folge überquerten weitere Hebungsfelder die Region, so dass sich bereits am folgenden Mittag weitere Gewitter entwickeln konnten. Wegen des steigenden Luftdrucks blieben sie jetzt allerdings an den Bergen hängen. Dabei konnte ich von Bad Bad Säckingen aus ein Prachtexemplar von Cumulonimbus capillatus incus in Richtung Waldshut fotografieren:
Bericht:
der perfekte Cumulonimbus
Den Abschluss dieser gewitterreichen Periode im Dreiland bildete der 29.06.2005, bei dem es im Raum Freiburg zu zwei sehenswerten Gewittern kam. Zum einen handelte es sich um die folgende rechts ziehende Superzelle, die leider wenige Kilometer südlich von mir durchzog:
Dieses Bild zeigt die Nordseite einer grossen Wall Cloud - detaillierte Infos finden sich hier:
klassische Superzelle bei Freiburg
Zum anderen zog am frühen Abend eine weitere, diesmal wirklich sehenswerte Zellenlinie mit spektakulärer Shelf Cloud durch:
Viel geschah allerdings nicht, die outflowdominante Zelle schwächte sich bald ab:
fotogene Shelf Cloud bei Freiburg
04.07.2005
Am Hochrhein wurde der Saisonhöhepunkt an diesem Tag erreicht: eine Superzelle entwickelte sich bei Basel und zog mit hoher Geschwindigkeit nach Nordosten. Dabei richtete sie vor allem zwischen Rheinfelden und Waldshut lokal schwere Schäden wg. Hagelschlag und Sturmböen an. Ich habe zudem einen Tornado/Gustnadoverdachtsfall bei BadSäckingen entdeckt (F0-F1) und die betreffende Stelle unter die Lupe genommen. Dasfolgende Beispielbild der Zelle stammt von An.Di.:
Bericht:
Superzelle zwischen Basel und Waldshut
Gewitterperiode vom 09.07.2005 - 11.07.2005
Während dieses Zeitraums stellte sich eine labile Nordostlage ein, die am Oberrhein und Hochrhein auf für diese Lage klassische Art und Weise für einen recht gewitteraktiven Abschnmitt sorgte. Zwei Berichte möchte ich diesbezüglich präsentieren:
diese Gewitterlinie sorgte für Platzregen und stürmische Böen.
Nordostgewitter über Freiburg
Am Folgetag wurde es wiederum noch interessanter:
Dieses sehenswerte Gewitter zog mit seinem Core knapp nördlich von Freiburg vorbei
Böenfront eines starken Gewitters bei Freiburg
Bereits mittags gab es zahlreiche Gewitterzellen:
aktiver Gewittertag über Freiburg
16.07.2005
Bei eher geringer Labilität entwickelte sich gegen Abend ein prachtvoller Grundschicht-Cb über dem Schwarzwald bei Freiburg:
Bericht:
Lehrbuch-Cb bei Freiburg
18.07.2005
Dieser Tag wird vor allem am Genfer See laufgrund einer für schwere Schäden sorgende Superzelle lange in Erinnerung bleiben. Auch im Raum Freiburg gab es nicht zu verharmlosende Gewitter, die glücklicherweise nicht ansatzweise die Stärke jener Genfer Zelle erreichten:
eine weitere aktive Zelle zog eine Stunde später vorüber:
Auch hierzu habe ich zwei Berichte geschrieben:
Gewitter Nr. 1
Gewitter Nr. 2
29.07.2005
Im Dreiland gilt dieser Tag wohl als Höhepunkt der Gewittersaison. Eine grosse rechts ziehende HP Superzelle zog knapp nördlich von Basel vorbei über den Oberrhein zum Schwarzwald und richtete teils schwere Schäden an. Dabei zog auch ein Tornado (F2?) über die Ortschaft Münstertal beim Belchen hinweg. Diese Zelle probierten wir einzuholen, mussten jedoch aus Sicherheitsgründen (wer will schon seinen Wagen zerhageln lassen und von Orkanböen bei geringster Sichtweise auf der Autobahn überrascht werden) nördlich der Zelle anhalten und von dort aus beobachten:
der umfangreiche Bericht findet sich hier. Der eigene Schadensanalyseteil ist leider sehr beschränkt:
HP Superzelle mit Hook Echo am Oberrhein
10.09.2005
Der August verlief ja bekannterweise ruhig und eher kühl. Für Gewitterfans war Langeweile angesagt. Diese hatte im September nochmals ein kurzzeitiges Ende, denn das ein oder andere interessante Gewitter konnte sich nochmals bilden. Beispielsweise dieses hier am Jura bei Bad Säckingen:
Bericht:
Multizelle am Jura mit schönen Strukturen
am Vortag war es ebenfalls nochmals interessant:
mehrere kleine Gewitter über dem Elsass
Nun, das war's erst einmal von meiner Seite. Insgesamt ist das natürlich alles ein bischen viel zum Lesen. Daher habe ich ja hier schon mal viele Bilder eigefügt - sorry auch an alle nicht DSLer. Aber wer Lust und Laune hat, kann sich ja den einen oder anderen Bericht durchlesen
Viele Grüsse,
Thies
- Editiert von Thies (Fr (D)/Basel) am 11.11.2005, 13:26 -



