Hallo Willi
Diese Lage mit hohem Luftdruck und Abtropfungen hat tatsächlich eine aussergewöhnliche Erhaltungsneigung. Ich habe mal anhand der
Reanalysen der WZ, die leider nur bis Ende September erhältlich sind, die Abtropfungen von Anfangs August bis Ende September ins westliche Mittelmeer zusammengezählt: alleine in diesen 2 Monate gab es rund 6 cut offs mit dieser Zugbahn. Darunter die katastrophalen Entwicklungen vom 21.-23.8. (Nordalpen) und 7./11.9. in Südfrankreich. Für Oktober/November müssten das in etwa nochmals gleich viel gewesen sein; wobei die letzteren Abtropfungen praktisch alle die gleiche Zugbahn hatten, nämlich via Spanien SW bis SE-wärts und für unser Wetter kaum mehr von Bedeutung waren. Ganz anders die Auswirkungen auf die nun seit 2003 von Trockenheit heimgesuchten Regionen im Languedoc Rousillon in Südfrankreich: hier regnete es von Mitte Oktober an vielerorts praktisch täglich! An der Station Générargues am Fusse der Cevennen im SE des Massif Central wurden im Oktober vom 13.10. an 13 Regentage (1 mm und mehr) mit insgesamt 207 mm gemessen. Dazu passend die europäische Niederschlagsverteilung im Verhältnis zur Norm vom Oktober:
Der leichte Überschuss in der Nordschweiz resultiert einzig auf die ergiebigen Mengen von Anfangs Oktober gesteuert durch ein Genuatief (auch das wurde übrigens durch eine Abtropfung generiert).
Interessant ist die Gegenüberstellung dieser Lage mit dem NAO Index. Nicht ganz überraschend passen die momentanen Verhältnisse ziemlich gut zum allgemeinen Trend zu einer nachhaltigen low index Lage. Das heisst geringe Druckgegensätze zwischen Azoren und Island und dementsprechend schwache Westdrift in unseren Breiten. Wie man auf folgender Übersicht sehen kann, bewegen wir uns nach einem Höhepunkt in den 90er Jahren in den letzten Jahren kontinuierlich einem negativen Mittel des NAO Index entgegen:
blaue Kurven=Mittel von Januar/Februar/März
schwarze Kurve=5 Jahresmittel
siehe auch:
http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/p ... index.html
Interessant übrigens der vorläufige Höhepunkt der positiven Phase Ende 1999/2000 welche uns ja die bekannte katastrophale Weihnachtsbescherung brachte und den allerseits befürchteten Milleniumsgau in den Schatten stellte. Das nur nebenbei.
Schön zu sehen übrigens auch der Negativ Peak 1962/1963 (Seegfrörni)
Auf der Suche nach ähnlich vielen Abtropfungen im Sommer/Herbst habe ich übrigens noch das Sommerhalbjahr 1978 etwas genauer unter die Lupe genommen. So viele Abtropfungen wie heuer gab es zwar nicht, dafür hatte die Lage vom 7./8.8.1978 Ähnlichkeiten mit dem Hochwasserereignis dieses August:
Dazu ein Kurzbericht zu den Schäden und Opfern:
Unwetter in fast allen Kantonen: Ganze Talschaften werden durch Fluss- und Bachausbrüche, Rüfen und Rutschungen verwüstet; Gebäude, Brücken, Dämme, Strassen- und Schienenwege sowie Industrie- und Kraftwerkanlagen werden zerstört, 9 Todesopfer, zahlreiche Verletzte, Sachschäden von über 500 Mio. Fr.
Zum Vergleich die Analyse vom 22.8.05:
Ähnlich übrigens die Lage vom August 2002 mit den katastrophalen Überschwemmungen in Ostdeutschland, Bayern, Österreich und Tschechien. Hier die Analyse vom 12.8.02:
Die Folgen:
Hochwasser in Ostdeutschland, Tschechien, Österreich mit rund 90 Todesopfer und direkten und indirekten Schäden von 55 Mia. Euro.
Wieder zurück zum eigentlichen Thema, resp. zum Jahr 1978: Der November ist damals ähnlich verlaufen wie der heurige; bis zum 24. führten kräftige Warmlufthochs das Wetterzepter, bis dann gegen Ende Monat erstmals der Winter an die Türen klopfte:
Wie es damals weiterging ist auf einer spannenden Extraseite auf dem Site von Thomas Sävert zu lesen:
http://www.saevert.de/2winter7879.htm
Viel Spass!
Grüsse Andreas