Wertes Sturmforum
Nachdem ich diese Saison Wert darauf gelegt habe meine Berichte so zeitnah wie möglich zu posten, musste ich mir diesmal leider wesentlich mehr Zeit nehmen. Wie die alte Fasnacht mit grosser Verspätung hier nun mein Rückblick auf die Gewitter vom 1. September 2024:
Das Wochenende hatte ich im Gantrisch-Gebiet verbracht. Ein Kollege feierte Geburtstag und das Wetter spielte angesichts des umfangreichen Outdoor-Programms perfekt mit. Ich hätte mir zwar insgeheim (und hier darf ich es ja sagen) ein schönes Samstagabend-Gewitter gewünscht, aber die Zellen über dem Simmental schafften es (trotz vermeintlich optimaler Zugrichtung) nicht bis zu uns.
Gantrischseeli BE - Sa. 31.08.24, 17.28 Uhr - Blickrichtung Süd (mit Gantrisch, Chummlispitz und Bürglen (v.l.n.r.) - (Foto Natelkamera)
Der Start in den Sonntag war dann aber vielversprechend. Schon vor dem Mittagessen waren über dem Gantrisch erste Ac-Felder unterwegs. Da ich aber gleichentags noch die Heimreise antrat, würde ich selbst vom Geschehen vor Ort leider nichts mitbekommen. Aber auch zuhause in Urdorf durfte ich ja auf Gewitter hoffen.
Auf dem Heimweg machte ich einen Umweg ins Berner Seeland für einen kurzen Familienbesuch und konnte von dort die ersten Gewittertürme über dem Jura bestaunen (Hinweis für mich selbst: Es Föteli wär nöd zvill verlangt gsi...

).
Später auf dem Weg dem Jura-Südfuss entlang Richtung Zürich waren dann in allen möglichen Richtungen Quellwolken zu erblicken. Hinter mir wurde es immer dunkler, während sich vor mir dieser Amboss (zwischen Schaffhausen und dem Bodensee) breit machte:
Mägenwil AG - 18.03 Uhr - Blickrichtung Nordost (Natelkamera)
Zuhause in Urdorf packte ich sogleich mein Equipment und machte mich kurz nach 19.00 Uhr auf den Weg an meinen gewohnten Spotterplatz, von wo aus ich beste Sicht in Richtung S-W-N habe. Ich hätte ruhig noch einen Blick auf das Radar werfen können, dann hätte ich festgestellt, dass sich das Geschehen zu diesem Zeitpunkt vielmehr in östlicher Richtung abspielt: Es zündete über dem Zürcher Seebecken.
Ich überlegte mir kurz einen Standort-Wechsel, aber nach dem langen und intensiven Wochenende hatte ich dann doch keine Lust mehr umzudisponieren und hoffte doch noch etwas vor die Liste zu bekommen. So begann ich um 19.58 Uhr das Geschehen in südlicher Richtung zu dokumentieren. Und das sah schnell einmal vielversprechend aus. Es entwickelte sich schlagartig ein neuer Niederschlagskern über dem Säuliamt, der sich innert kürzester Zeit in Richtung Nord vergrösserte und intensivierte:
19.59 Uhr - Blickrichtung Süd (ab jetzt nur noch Video-Screenshots)
20.09 Uhr
Um genau 20.08 Uhr setzte hier der Outflow der "Zürichsee-Zelle(n)" ein.

Der Wind kam am Standort zügig aus südöstlicher Richtung.
Nicht nur der einsetzende Outflow und der Aufzug des Gewitters aus Süden erinnerten mich stark an den Gewitterabend des 12. August 2024, als sich ebenfalls ein MCS bildete. Wie schon drei Wochen zuvor sorgte unter anderem die untergehende Sonne für eine tolle Stimmung. Diesmal gab es dazu einen merklichen Wechsel der Farben innert nur einer Minute (auch gut sichtbar im Video, ab 1min40sek

Link am Ende des Berichts).
20.07h - Blickrichtung West
20.08h
Und auch das weitere Geschehen wies Parallelen zum 12.08. auf:
Der Aufzug des Gewitters war diesmal zwar massiv schneller und optisch "gfürchiger". Ich ging jedenfalls bald einmal nicht mehr davon aus, von Sturm und Schütte verschont zu bleiben.
20.29h - Blickrichtung Süd
Aber wie im August schien der starke Outflow die Entwicklung in der Umgebung zu hemmen und die Zugbahn der Zelle so zu beinflussen, dass der Niederschlagkern erneut westlich an Urdorf vorbeizog. Nur die Distanz war geringer, so dass diesmal dann doch die Regenjacke zum Einsatz kam. Leider kamen andere weniger glimpflich davon. Dazu erlaube ich mir hier wieder die Zusammenfassung der Ereignisse vom
Sturmarchiv Schweiz zu verlinken:
https://www.sturmarchiv.ch/index.php?ti ... illikon_ZH
20.38h Blickrichtung WNW
Auch die Blitze sorgten dafür, dass ich nicht um den Vergleich zum 12.08. komme: Zuerst gab es viel Geflacker und wenig sichtbare Blitze, darunter aber immer wieder CG's. Erst als sich der Niederschlagskern langsam nach NW verabschiedete, wurden die sichtbaren Blitze zahlreicher und beeindruckender.
21.01h - Blickrichtung SSW
In der Zwischenzeit hatten sich die Schlächlihoger-Guschteli zu mir gesellt und untermalten die Szenerie mit ihrem unfreiwilligen wenn auch munteren Glockengebimmel. Aber im Vergleich zu mir verfolgten sie das Geschehen scheinbar recht entspannt und nicht annährend mit dem gleichen Enthusiasmus
21.03h - Blickrichtung NW
Wieder waren viele Crawler zu sehen...
21.13h (beide Bilder vom gleichen Blitz)
21.26h - Blickrichtung SW
21.44h
...und immer wieder Erdblitze.
21.47h
22.02h
22.05h
Nach 22.05 Uhr wurde das Spektakel weniger und das System verabschiedete sich definitiv Richtung Nordwesten.
22.20h
Soweit meine Eindrücke vom Geschehen hier in Urdorf. Wer sich die bewegten Bilder davon auch noch anschauen möchte: Hier der Link zum Video
https://youtu.be/LZeQkgV-TdQ
Sobald ich die Zeit finde, mache ich mich als nächstes an die Begutachtung und Bearbeitung der Bilder vom 3. September und an den Bericht dazu. Ich hoffe, es dauert nicht wieder so lang wie im "akuellen" Fall. Oder gar noch länger...
En Gruess - Tobi
