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[FCST/NCST] Gewitter/Downbursts/Hochwasser ab 12.07.2021

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
zti
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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von zti »

Vor einigen Tagen habe in einer Sport App eine Aktivität mit Foto gesehen dass Waldschäden oberhalb Schwammendingen zeigte. Ich habe es leider nicht überprüfen können. Ich erachte sie aber als plausibel. Trotz dem grösseren Schneeschäden vom letzten Winter währen sie ihm sonst schon früher aufgefallen.

Westwindwetter
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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von Westwindwetter »

Cyrill hat geschrieben: Di 20. Jul 2021, 22:08 Meine Meinung zur aktuellen Lage: Die Bilder von der Katastrophe in Deutschland und Belgien sind erschreckend :shock: Mein Beileid gebührt denjenigen, die Menschen, aber auch ihr Hab und Gut verloren haben. Ich bin auch der Meinung, dass ein "was hätte wenn..."-Szenario erst nach dem Schock (wenn überhaupt) als Frage gestellt werden müsste.....;
Zwei Sätze von mir zur Lage in Deutschland, speziell der Eifel.

Vorab: Ich bin kein Hydrologe, allenfalls ist das eins meiner Interessensgebiete. In den typischen deutschen Mittelgebirgen (und das betrifft bestimmt auch Teile der Schweiz und andere Regionen) hatten wir "früher" diese typischen Dauerregenhochwasser. Meist mit Niederschlagsintensitäten um 3 mm/h, manchmal auch bis 5 mm/h (Richtung Schwarzwald, etc.). Das betraf dann vor allem die mittelgroßen bis großen Einzugsgebiete, wie Mosel, Neckar, Rhein, etc.

Eng begrenzt gab es auch mal Gewitterhochwasser, nach meist so 90-180 minütigen Starkregenfällen. Aber die kleinen bis kleinsten Einzugsgebiete standen eigentlich nie im Fokus.

Bei den großen Hochwasserlagen bspw. 1990 im Schwarzwald war es auch meist tagelanger Dauerregen, gefolgt von einem Spitzenereignis (das damals übrigens auch niemand "vorhersah" und das zum Aufbau der Hochwasserzentrale führte).

Für den Schwarzwald gilt eigentlich, unabhängig von Sondersituationen wie Schneeschmelze oder Kahlfrost davor, dass Intensitäten bis ca. 5 mm/h problemlos abgeführt werden können. Das juckt auch groß niemanden und führt zu den typischen 80-120 mm/d.

Beobachten kann man zudem, dass es dann, gerne durch in die schleifenden Kaltfronten eingelagerte Starkregenzonen, dort auch mal bis zu 10 mm/h runterhauen kann, für vielleicht 2-4h Dauer. Das wird dann schon heftiger und zumindest lokal führt das dann zu kleineren Problemen.

Aber alles noch im ca. 20-jährlichen Rahmen soweit.

In der Eifel ist das Niveau durch die andere Topographie nochmal ein Tick niedriger, d.h. die Intensität der Niederschläge meist etwas geringer und damit auch die hydrologischen Voraussetzungen und Jährlichkeiten.

Was passierte dann letzten Mittwoch dort?

Die Böden waren dort, anders als bspw. in der Schweiz oder in BaWü nicht bereits völlig durchnässt, als die große Schleppe um den Tiefkern herum dort eintraf. Los ging es, laut der Radar-Infos die mir bekannt bzw. zugänglich sind (https://kachelmannwetter.com/de/regensu ... 1050z.html) ab ca. 12 Uhr mittags.

Seit diesem Zeitpunkt lag das obere Einzugsgebiet der Ahr (und die angrenzenden Bereiche) meist voll im Schwerpunkt der Niederschläge. Und wie das bei manchen Einzugsgebieten eben so ist - manche wie die Ahr verlaufen eben ein wenig trichterförmig und lassen Wasser aus allen Himmelsrichtungen zusammenfließen, während andere eher langgestreckt sind.

Aber gerade das sensible, obere Einzugsgebiet wurde eben voll getroffen. Der Regen entlud sich dann bis ca. 20:30 Uhr und belief sich in dieser Zeit auf eine Radar-Summe von ca. 120 - 150 mm (je nach Quelle, Kachelmann/DWD). Heißt, wir hatten dort im Mittel ca. 15 mm/h, in der Spitze, und das vor allem gegen Ende auch nochmal deutlich darüber, was besonders fatal ist, denn zu diesem Zeitpunkt waren die natürlichen und künstlichen Speicher bereits gefüllt.

Was ich sagen möchte: Die Niederschlagsintensität lag über einen so langen Zeitraum so dermaßen außerhalb dessen, was hydrologisch verträglich wäre, Vorregen hin oder her.

Spätestens gegen 18, 19 Uhr musste jedem Hydrologen, der sich die Situation dort bewusst machte, klar werden, dass das ein enormes Hochwasser auslösen würde, zumal die Abflüsse zum Zeitpunkt der stärksten Niederschläge zumindest in den Oberläufen bereits das Niveau der HHQ erreicht hatten oder bald erreichen würden.

Der Höchststand in den am stärksten betroffenen Gebieten wurde oft erst deutlich nach Mitternacht erreicht, auch wenn freilich schon am späten Abend an mehreren Stellen die Pegel ausfielen, weil sie selbst überflutet wurden.

Und genau das ist das Traurige: Hydrologisch war die Sache schon Stunden vor dem Ereignis insoweit klar, dass es zu großflächigen Überflutungen kommen würde. Dass man heute, nachträglich, den Pegel in Altenahr mit ca. 700 cm abschätzt, spielt nur noch eine geringe Rolle. Es war klar, dass, im Schweizer Sprech, die Gefahrenstufe 5 um mindestens weitere 2 imaginäre Stufen gerissen werden würde.

Als Bürgermeister, Anrainer, etc. habe ich keine wirkliche Chance, außer das Wasser zu beobachten und mit meinem Erfahrungsstand abzugleichen. Es ist dunkel (auch das war es noch längst nicht überall, als sich die Katastrophe abzeichnete, wie man an zahlreichen Videos sehen kann), ich sehe, dass der Fluß steigt, vielleicht wurde ich erst spät geweckt...zuerst steht das Wasser in der Straße, fließt durch die Kellerfenster. Während ich im Keller hantiere, steigt es weiter und ich werde überrascht. Zu diesem Zeitpunkt kann ich das Haus nicht mehr verlassen. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.

Was vor Ort aber wirklich geschah, wer von den "Verantwortlichen" wie wann reagierte oder eben nicht - dazu möchte ich nicht tiefer recherchieren. Dazu kenne ich auch die Strukturen nicht gut genug und es fühlt sich auch pietätlos an, wenn man weiß, dass im Umfeld dieses Orts alleine 100 Menschen ihr Leben ließen. Aber man kann sagen, dass es wahrlich nicht gut lief und an entscheidenden Stellen wohl Fehler gemacht wurden.

Das Wasser stieg dann, beispielhaft an diesem Ort ca. 3,50 m ÜBER :!: die bisherigen Höchstwerte. Das sagt eigentlich alles.

Das Wasser hätte man nicht bändigen können. Und die Entscheidung, ab wann Sachwerte und ab wann Menschenleben gefährdet sind, ist nicht einfach zu treffen, erst recht nicht unter Druck und mit hydrologischen Erscheinungen, die so vorher noch nie von einem Rechner simuliert wurden. Aber die Mittel, dass das ein Ereignis ist, das ein 100-jährliches Ereignis weit überschreitet, die hatte man. Und trotzdem gibt es manche Politiker hier, die behaupten, dass man eine solche Katastrophe nicht vorhersagen kann. Doch, ab 19 Uhr konnte ein seriöser Hydrologe erkennen, dass da Handlungsbedarf besteht.

Und der CDU/AfD-Sprech, wonach das ja nur an den versiegelten Flächen liegt und niemals am Klimawandel (man merke die Nähe der Argumentation zu: Ja, ihr messt ja auch so hohe Temperaturen in den bebauten Städten, das sind alles Pseudoeffekte!) - ist fatal und entlarvend zugleich. Das Gebiet ist mehrheitlich bewaldet, landwirtschaftlich genutzt, überflutet wurden kleine Dörfer und Städtchen, manche Fachwerkhäuser sollen dort 500 Jahre gestanden haben, bevor sie nun fortgerissen wurden. Aber bitte, jedem seine Meinung...

Okay, sind jetzt doch mehr als 2 Sätze geworden...


Goldigoldi
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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von Goldigoldi »

@Westwindwetter
Vielen Dank für deinen Beitrag, aber eine Präzisierung muss ich doch anbringen. Du schreibst:
"Das Wasser stieg dann, beispielhaft an diesem Ort ca. 3,50 m ÜBER :!: die bisherigen Höchstwerte. Das sagt eigentlich alles."

Das hat aber nur zum Teil mit dem Regen zu tun. Zu einem grösseren Teil hat es mit kleineren Dammbrüchen, und sei es nur von einer Kiesgrube, und mit Verklausungen von Brücken zu tun.

Anders als bei uns, wo wir mit Murgängen und Schwemmholz rechnen, wurde in der Eifel eben nicht damit gerechnet.
Bei diesen grossen Regenmengen passierte das, was auch bei uns passiert, Hänge kommen ins rutschen, Murgänge gehen ab, und Schwemmholz wurde abgeführt.
Vorhin an der Sommerpressekonferenz hat selbst Bundeskanzlerin Merkel die Hochwasserspitzen auf die Verklausungen von Brücken zurückgeführt, wo jeweils hinter einer Brücke ein Stausee entstanden ist --> Überschwemmung durch Stausee,
und sobald die Verklausung samt Brücke ins Tal hinunter gespült wurde, gabs historisch nie gesehene Flutwellen --> Überschwemmung durch Flutwelle.
Beides sind Effekte, die bei uns bekannt sind, und wo wir einen riesigen Aufwand beteiben, dass sie nicht auftreten.

In der Eifel, ohne unseren alpinen Erfahrungsschatz, wurde keine Vorsorge gegen diese Effekte betrieben, entsprechend hat sich dadurch das Starkregenereignis zu einer historischen Katastrophe ausgeweitet.

Lesenswerter Bericht zu den Niederschlagsmengen:
https://www.dwd.de/DE/leistungen/besond ... onFile&v=5

Goldi
Zuletzt geändert von Goldigoldi am Do 22. Jul 2021, 13:57, insgesamt 1-mal geändert.

Chicken3gg
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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von Chicken3gg »

Weil ja jegliche Freizeitaktivitäten auf dem Neuenburgersee (Stufe 4) weiterhin verboten sind, fährt mein Vater mit dem Kajak derzeit halt ein wenig auf dem Land herum. Geht ja problemlos seit einigen Tagen. Seit dem Peak ist der Pegel erst 7 cm gesunken.

Wir haben keine Schäden (die älteren Häuser stehen auf "Stelzen", unten ist die Garage, die neueren haben zum Teil Probleme.

Cheyres, Neuenburgersee (zwischen Estavayer und Yvonand).
Bilder sind von meinen Eltern.


Bild


Bild


Bild


Bild


Bild



Immerhin, der Pegel sinkt.
Bild
https://www.hydrodaten.admin.ch/lhg/az/ ... 2642_7.PDF
Zuletzt geändert von Chicken3gg am Do 22. Jul 2021, 15:54, insgesamt 1-mal geändert.

Westwindwetter
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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von Westwindwetter »

Goldigoldi hat geschrieben: Do 22. Jul 2021, 13:03 @Westwindwetter
Vielen Dank für deinen Beitrag, aber eine Präzisierung muss ich doch anbringen. Du schreibst:
"Das Wasser stieg dann, beispielhaft an diesem Ort ca. 3,50 m ÜBER :!: die bisherigen Höchstwerte. Das sagt eigentlich alles."

Das hat aber nur zum Teil mit dem Regen zu tun. Zu einem grösseren Teil hat es mit kleineren Dammbrüchen, und sei es nur von einer Kiesgrube, und mit Verklausungen von Brücken zu tun.

Anders als bei uns, wo wir mit Murgängen und Schwemmholz rechnen, wurde in der Eifel eben nicht damit gerechnet.
Bei diesen grossen Regenmengen passierte das, was auch bei uns passiert, Hänge kommen ins rutschen, Murgänge gehen ab, und Schwemmholz wurde abgeführt.
Vorhin an der Sommerpressekonferenz hat selbst Bundeskanzlerin Merkel die Hochwasserspitzen auf die Verklausungen von Brücken zurückgeführt, wo jeweils hinter einer Brücke ein Stausee entstanden ist --> Überschwemmung durch Stausee,
und sobald die Verklausung samt Brücke ins Tal hinunter gespült wurde, gabs historisch nie gesehene Flutwellen --> Überschwemmung durch Flutwelle.
Beides sind Effekte, die bei uns bekannt sind, und wo wir einen riesigen Aufwand beteiben, dass sie nicht auftreten.

In der Eifel, ohne unseren alpinen Erfahrungsschatz, wurde keine Vorsorge gegen diese Effekte betrieben, entsprechend hat sich dadurch das Starkregenereignis zu einer historischen Katastrophe ausgeweitet.

Lesenswerter Bericht zu den Niederschlagsmengen:
https://www.dwd.de/DE/leistungen/besond ... onFile&v=5

Goldi
Du hast natürlich völlig recht, was dort ab einem bestimmten Abfluss passiert, sobald das Gewässer sein Bett vollständig verlässt, ist kaum noch modellierbar. Man sieht es auf einigen Bildern, mit eingestürzten Brückenbauwerken und den darin verkeilten Bäumen. Es muss unglaublich gewesen sein. Nichts, was man jemals erleben möchte.

Wer sich vielleicht an die Flut in Braunsbach (Ba-Wü) im Mai 2016 erinnert - das Gewässer war dort im Ortskern vollständig verdohlt. Das Ende vom Lied war, dass der Bach durch die Verklausung binnen Minuten nahezu vollständig durch den Ort und zwar genau durch eine Engstelle zwischen 2 Häusern strömte. Alleine das Einzugsgebiet gab damals zum Glück nicht noch mehr her. Ich weiß noch, wie Federwolke bereits Stunden vorher die in den Himmel schießenden Cluster kommentiert hat, die sich dann auf den Weg nach Norden machten...

Natürlich hat sich in diesem Mittelgebirge bislang niemand über ein solches Ereignis Gedanken gemacht und natürlich hat auch niemand nur den Gedanken daran gefasst, dort alpine Erfahrungen umzusetzen. Die Hydrologen werden es wohl am Ende irgendwann durchrechnen, aber ich rechne fest mit einem > HQ500. Die Niederschläge dort waren ja selbst für alpine Verhältnisse immens.

Der Pegel (in Altenahr) fiel übrigens noch vor Sonnenuntergang aus, bei einem Stand von 575 cm, stark steigend. Altenahr liegt bei grob geschätzt ca. 65% des Gesamteinzugsgebiets. Zu diesem Zeitpunkt zog der Regen, der sich bis zuletzt eher noch gesteigert hatte, endlich ab. Aber selbst im Oberlauf stieg das Wasser zu diesem Zeitpunkt noch an. Und erst nach Mitternacht wurde der Scheitel in Altenahr erreicht. Die 700 cm sind eine aktuelle Vorabschätzung des hydrologischen Dienstes und ich halte sie für sehr realistisch, auch ohne zusätzliche Flutwellen. Man wird ja aus verschiedenen Gründen großes Interesse daran haben, gerade die Abflüsse in dieser Nacht so gut wie möglich zu rekonstruieren. Da werden wir in ein paar Monaten sicher mehr wissen.

Die in Deiner verlinkten DWD-Publikation angegebenen Jährlichkeiten für die Niederschlagsintensitäten gehen für weite Teile der am stärksten betroffenen Gebiete von nicht weiter spezifizierten > 100a aus. Und genau das ist meine Kritik - man konnte es (spätestens) bei Ende der Niederschläge wissen, dass das ein Ereignis > HQ100 werden würde, erst recht, wenn zu diesem Zeitpunkt bereits Pegel ausfallen.

Ich mache mal eine sehr sehr grobe Abschätzung:

In den letzten 3 Stunden, als bereits alle Mulden und Senken gefüllt waren, fielen weitere ca. 50 mm im oberen Einzugsgebiet. Das Einzugsgebiet der Ahr ist ca. 900 km² groß. Bis Altenahr werden davon vielleicht 550 km² wirksam.

Macht eine Niederschlagsspende in diesem Zeitraum von grob 27,5 Mio. mm³.

Bei voll versiegelten Böden ergäbe das einen theoretischen Abfluss an diesem Pegel von ca. 2500 m³/s.

Die große Unbekannte ist nun der Abflusskoeffizient. Der größte dort vorher gemessene Abfluss lag bei 236 m³/s. Gehen wir doch einfach mal von einem Gesamtkoeffizenten von 0,25 aus. Dann landen wir bei > 600 m³/s. Nur mal so als theoretischen Wert.


Aber, um auch mal wieder die Kurve zur Schweiz zu kriegen:

Wovon gehen wir denn bspw. bzgl. der Seepegel mit den kommenden Niederschlägen aus? Wird dadurch nur das Fallen verlangsamt, kommt eine längere Phase der Stagnation oder gibt es Wiederanstiege, die vielleicht sogar nochmal kritisch werden könnten? Ich finde das sehr schwer abschätzbar gerade...

Severestorms
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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von Severestorms »

Hallo zusammen

+ + + Gewittersturm vom 13.07.2021 Update + + +

Das Schadensgebiet ist wie bereits erwähnt weitreichender als ursprünglich angenommen - die Aufarbeitung wird daher noch eine Weile dauern.

Verschiedene Revierförster berichten zudem von lokal sehr vielen Bäumen, welche zum Teil kreuz und quer in schmalen, sehr scharf begrenzten Schneisen umgeworfen wurden. Das Ausmass sei kleinräumig heftiger als bei den Winterstürmen. Bei sehr dicken, massiven Bäumen sei zum Teil der Stamm abgedreht und gebrochen worden, was man von anderen Sturmschäden her nicht gekannt hätte. Diese Beobachtungen sind interessant und müssen mit Hilfe von Luftaufnahmen genauer eingeschätzt werden. Ich zweifle keineswegs an den Aussagen der Förster (im Gegenteil, für mich haben sie grosses Gewicht), aber "schmal" und "eng begrenzt" sind bekanntlich subjektive Begriffe. Morgen werde ich ein paar Drohnenaufnahmen vom Stadtwald machen können (Danke Tinu!). Damit erhoffe ich mir weitere wertvolle Erkenntnisse betreffend Ausmass, Art und Stärke des Sturms.

Gestern am späteren Nachmittag war ich erneut kurz in Altstetten unterwegs. Viele Spuren sind bereits verwischt oder beseitigt, aber nicht überall:
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 1545636868
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 9047045128
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 3293467672
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 1201882112
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 7132638216
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 1180473344
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 8566393865
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 5926113283
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 5762948099
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 6207476739
https://twitter.com/SturmarchivCH/statu ... 7504962566

Übrigens im Winterthurer Landboten erschien heute ein schöner, fundierter Artikel über die Schäden beim Taggenberg am Nordwestrand von Winterthur. Der Journalist hat die Schäden akribisch genau dokumentiert und sogar die Fallrichtungen der Bäume und des umgeknickten Getreides auf einer Karte eingezeichnet. Auch der Begriff Downburst wurde anschaulich erklärt. Im Bericht ist die Rede vom "Wülflinger Starburst":
https://www.landbote.ch/wuelflinger-stu ... 4054358144 (nur mit Abo)

Gruss Chris
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Federwolke
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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Downbursts/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von Federwolke »

Blick vom Mont Vully in die Felder südlich von Witzwil im Grossen Moos mit dem Broye-Kanal:

Bild

Wird immer schwieriger, eine Lücke im Wald zu finden. Früher konnte man das ganze Grosse Moos überblicken. Auf den hoch aufglösten Karten von SwissTopo erkennt man, dass die überschwemmte Fläche ziemlich genau mit dem Gelände übereinstimmt, das tiefer als 430 m liegt. Diese Felder wurden nicht etwa vom überlaufenden Broye-Kanal geflutet (die Dämme sind hier hoch genug, die Wege darauf trocken), das ist hochdrückendes Grundwasser.

Unten sieht das dann z.B. so aus:

Bild

Neue Seeländer Spezialität: Gschwellti "to go" direkt vom Feld. Leider etwas fad, denn das Salz fehlt. Immerhin den Schwänen scheint's zu schmecken...
Ziemlich surreal, dass im Feld nebenan frisches Stroh zum trocknen liegt. Die Spuren des Mähdreschers sind mit Wasser gefüllt, manche Ecken mussten stehen gelassen werden, weil das Gelände zu tief für die schwere Maschine war.
Zuletzt geändert von Federwolke am Fr 23. Jul 2021, 08:11, insgesamt 1-mal geändert.


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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Downbursts/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von Severestorms »

+ + + Sturmschäden im Raum Zürich durch nächtliche Superzelle am 13.07.2021 - UPDATE + + +

Hallo zusammen

Ich habe heute mit Unterstützung einer Pressefotografin Drohnenaufnahmen vom Stadtwald südwestlich der Zürcher Quartiere Altstetten unf Albisrieden machen dürfen.

Dabei habe ich vor allem drei Erkenntnisse gewonnen:

1. Den mit Abstand grössten Waldschaden im untersuchten Gebiet konnte ich oberhalb/südlich von Albisrieden feststellen (Bereich Schrebergärten am Hagenbuchrain). Dort liegt eine grosses Stück Wald einfach flach, wobei die Bäume fast ausnahmslos in Richtung NNE gefallen sind.

2. Grossräumig gesehen gibt es klar ein divergentes Fallmuster mit einer Ausdehnung von ca. 2.5 auf 3 km

3. Das Zentrum dieser Downburst-Signatur scheint im Quartier Albisrieden zu liegen (Altstetten eher Randbereich trotz zum Teil massiver Schäden)

An der Birmensdorferstrasse gibt es nun einen Bereich, wo man neu freie Sicht auf die Stadt hat. Man beachte auf folgendem Bild den dicken Baum im Vordergrund, welcher auf Bodenhöhe (!) geknickt wurde

Bild



Bild


Die S10 (Üetlibergbahn) wird zwischen Triemli und Uitikon Waldegg aufgrund der Schäden an der Fahrleitung übrigens für mehrere Wochen unterbrochen bleiben.

https://www.toponline.ch/news/zuerich/d ... -00162063/


Bild


Soeben bin ich noch auf einen Artikel gestossen, wonach es am Friesenberg evtl. ebenfalls eine Waldschneise geben soll:
https://www.tagesanzeiger.ch/wir-hatten ... 5286129683 (nur mit Abo)

Ich werde der Sache jedenfalls noch nachgehen.

Gruss Chris

PS: Die Drohnenbilder habe ich noch nicht und werde ich später nachreichen.
Zuletzt geändert von Severestorms am Sa 24. Jul 2021, 11:49, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Downbursts/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von Willi »

Die S10 (Üetlibergbahn) wird zwischen Triemli und Uitikon Waldegg aufgrund der Schäden an der Fahrleitung übrigens für mehrere Wochen unterbrochen bleiben.
https://www.nzz.ch/zuerich/unwetter-zue ... ga=1&trco=
(Artikel mit Abo lesbar)
Gruss Willi
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Re: [FCST/NCST] Gewitter/Downbursts/Hochwasser ab 12.07.2021

Beitrag von zti »

Ich war heute morgen im Zürichberg joggen und konnte mich eine Übersicht der Sturmschäden schaffen. Im rosa Kreis Totalschaden, im grossen blauen Bereich mehrere einzelne Bäume bis kleinere Baumgruppen. Interessant ist dass auch hier praktisch nur die Nordostseite und tieferem Bereich des Hügels betroffen wurden.
Im bewohnten Stadtteil konnte ich keine grössere Schäden beobachten (ausser einzelne Sonnenstoren und kleinere Häste).

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