Willi hat geschrieben:Die diesjährigen Eisheiligen beglücken uns, statt mit Frost, mit dem Tief Vadjma (gemässs FU Berlin)
auf klassischer Vb-Zugbahn.
Gruss Willi
Quelle: wetter3.de

Hallo Willi
Danke für die Threaderöffnung. Ich war kurz irritiert, als ich in Deinem Post von der "klassischen Vb-Zugbahn" las, denn es handelt sich hier nicht um ein Vb-Tief, wenn ich hier dies anmerken darf. Deine Animation der Entwicklung anhand der Bodendruckkarte zeigt sehr schön die Abspaltung eines Kaltlufttropfens aus einem spitzen Trog, der aber geostationär über den britischen Inseln verweilt. Kein Wunder: das Skandinavienhoch wirkt ein wenig wie eine Barriere. Auffallend auch das hohe Geopotential im Bereich des östlichen Süddeutschlands (Bayern). Darauf komme ich gleich zurück. Der erwähnte KLT reist schon in Richtung Genueser Becken, bevor er sich abschwächt und auflöst. Aber es ist ein Höhentief. V-Lagen (röm. 5) beziehen sich aber ausschliesslich auf Bodentiefdruckgebiete, die explizit im Lee des Alpenbogens bei Frontpassagen sich als Lee- oder Genuatief etablieren. Sie bilden sich trogvorderseitig, vor dem Durchschwenken der Trogachse, wie erwähnt, wenn die KF sich südlich des Alpenkamms sich in die Poebene vorarbeitet. Wandert der Kerndruck in Richtung Osten / Ostsüdost, dann ist es eine Vb-Variante. Triftet er aber in Richtung Ostnordost, dann ist es die Va-Variante von insgesamt vier Möglichkeiten.
Ich betrachte es als Teiltief einer ausgedehnten und flachen Tiefdruckzone, die sich bis nach Norddeutschland erstreckt, nördlich des Alpenkamms, wobei an der Grenze des Warm- und Kaltfrontabschnittes in Norditalien eine der beiden Kerne sich befindet, die mehr zufällig dort sich bilden werden und keine Abwanderung im klassischen Sinne nach Osten (Vb-Tief) beabsichtigen, wie ich die synoptische Übersicht interpretiere. Auch die Höhenströmung und die Gewitterbildung ausserhalb des leichten Föhns an der deutschen Grenze / Südschwarzwald mit eindeutiger Süd-Nord-Zellverlagerung spricht eher für einen zum Stillstand gekommenen Trog mit Abspaltung und die daraus resultierende starke Okklusion im hohen Norden, was die Front ins Schleifen bringt und sie verlangsamt, bzw. verwellen lässt, wie die 850-er Theta-E Karten der nächsten 24 Stunden vermuten lassen.
Mag sein, dass ich dies völlig falsch sehe; ist ja Saisonanfang und nach der Winterpause muss man da erst wieder in die Materie eintauchen. Vielleicht finde ich aber dennoch von den Profs (inkl. Dir natürlich) hier meine Sichtweise unterstützt, denn über Süddeutschland / Bayern bildet sich ein Hitzetief, notabene mit dem selben Namen Vadjma, das sich in Zentraleuropa einnistet.
Dadurch und durch das hohe Geopotential in Bayern, wird die Luft um das Kerntief herum gelenkt, gelangt also als Nordostbise zu uns zurück und bildet eine ausgeprägte Konvergenz, an dessen südlichen Ausläufer, bzw. nördlich des Alpenvorlandes die ersten Zellen morgen Nachmittag gebildet werden dürften. CAPE ist marginal, etwa 1000 J/kg nach WRF und die Taupunkte um 13-14° Grad Celsius sind ja beileibe nicht berauschend. Aber dei Modelle zeigen für morgen Nachmittag eine sehr interessante Entwicklung aus der Zentralschweiz heraus. Eine Gewitterzelle (mit Superzellen-Potential), die über die Nordostschweiz und den Bodensee gegen Abend in das Gebiet auf der Schwäbischen Alb hinauf zieht.
Im Zusammenhang mit dem Kaltlufttropfen über Genua könnten sich dort bereits wieder Wasserhosen bilden.
Gruss Cyrill