Kurzer Chasingbericht:
Diese Hagelzelle von Sursee in Richtung NO (siehe Donnerradarloop oben) war das erste "Objekt", welches ich mir mal aus der Nähe anschauen wollte. Falls es hier noch niemand erwähnte: Cosmo 2 (search.ch) war einfach wieder absolut TOP! Bis ca. 18 30 Uhr MESZ hatte dieses Modell noch komplett etwas anderes modelliert - und irgendwie aus Neugierde, weil ich dies aufgrund der Kartenlage etwas "strange" fand, drückte ich "Refresh" und siehe da: ca. 18 35 Uhr MESZ war alles neu gerechnet, wonach sich die Plausibilität massiv erhöhte. WRF-ARW hatte sie nicht drin; da aber Cosmo uns vorgestern nicht enttäuschte, baute ich meine Strategie darauf auf, denn beim Überqueren der CH-Grenze ins Hegau-Gebiet sollte sie sich bereits extrem abschwächen, was kurz vor Ankunft im Klettgau sich einleiten würde. Mein Target durfte aber auch nicht zu weit westlich sein, denn es würde noch zu hell sein Blitze (ohne Blitz-Tracker) auf herkömmliche Weise zu fotografieren. Von der Flaachtalstrassse bei Henggart sah die Zelle, die auf mich zu rollte so aus:
Ich verschob mich nach Benken, wo ich zwar immer noch Reste der laminaren Shelfstrukturen feststellen konnte, aber die (auch von Kaiko angesprochenen und sehr schön fotografierten) Mammatus zeigten schon die Schwäche der inzwischen ausgehagelten Zelle an - und so ein unspektakulärer Mini-Core zuckelte schliesslich an meinem Spotterplatz vorbei, in welchem es immer wieder blitzte (meist CCs) und ich einige Aufnahmen mit der Videokamera machte.
Da ich Cosmo vertraute und nun auch Janeks WRF eine schöne Linie im Jura und Dreiländereck modellierte......
.....fuhr ich von Benken (bei Schaffhausen) via Winterthur - Zürich - Baden nach Eiken (BL), wo ich mal den Radarcheck machte, denn die modellierte Zelle hatte sich bereits gebildet und war mit enormem Speed nach NNO unterwegs. Schon von Frick aus sah ich sie am Horizont blitzen; sie hatte sich soeben durch orografische Unterstützung durch den Weissenstein nordöstlich von Solothurn verstärkt. "Aha..." dachte ich "...die kenne ich !" Sie geht in der Regel zwischen Bad Säckingen im Osten und Rheinfelden im Westen durch, über das Rheinknie in Richtung Wehr (D). Diese "Gasse" ist aber immerhin rd. 10 km breit; und einmal hat sie etwas Linksdrall und viel NS im Gepäck (und füllt so manche Keller bei Rheinfelden.... > s. Bericht von Kaiko vor einigen Jahren) und andere Male verläuft der Zelltrack östlich. Bisher hatte ich sie noch nie optimal erwischt - und gestern fand ich (sogar im Dunkeln) einen optimalen Spotterplatz ausserhalb von Magden und sie schien etwas nach links zu ziehen. Ich stand also goldrichtig:
Ich zweige hier eine Auswahl. Nach ein paar Blitzen in der Ferne, kam dann schon mal ein recht fotogener:
Dann entschied ich mal von Blende 9 auf 11 zu wechseln, was näheren Blitzaufnahmen in rd. 1,2 - 1,5 km Distanz ganz gut tut:
Dann spürte ich förmlich diese Anspannung, die bei geringen Blitzraten noch höher ist, da die Zelle sich mit rd. 40 km/h bewegte, d.s rd. 660 m / Min. Stockdunkel, die Zeit verrinnt, sie tickt und man spürt es schon in den Knien und am erhöhten Puls, der zunehmend Adrenalin durch die Adern pumpt, dem archaischsten Teil unseres Bewusstseins zu Hilfe eilend, um ihm zu suggerieren, dass der Jagdinstinkt über den Fluchtreflex siegen wird - die Todesgefahr völlig ausblendend. Ich kenn's: Bodensee 2011 (12 Meter), Sulz am Neckar (50 Meter), Siblingen (80 Meter) usw. - und nicht immer sind es positive CG's, die dann schon mal so hell sind, dass man zwingend auf Blende 16 wechseln muss. Volle Konzentration: wo ist die Wolke, Linse putzen (es regnete in Strömen), Auslöser (25 Sek.) drücken. Gedanken schwirren durch den Kopf... "Jetzt, nur einmal, bitte ein positiver Naheinschlag mitten durchs Bild, so nah als möglich! Soll ich doch noch die Blende....." Gleissend hell, sehr nahe (wenige hundert Meter), mitten durchs Bild (35 mm Weitwinkel-Einstellung !!!), ein positiver CG, ohrenbetäubender Knall und es wird taghell für einen Moment....! Gelungenes Chasing, perfekte Justierung der Position... Juhuu!
Am Schattenwurf der Bäume sieht man, dass ein Ast des Blitzes genau über mich hinweg zog und ein anderer links von mir in den Boden schlug.
Danach gings nach Frankreich, wo eine breite, sehr blitzaktive Linie in Richtung Rheingraben unterwegs war. Auch an dieser Belfort-Zelle war ich schon drei, vier Mal dran. Davon gibt es mehrere Varianten. Die gestrige Variante ist die schlechteste, denn die Zelle kollabiert an der östlichen Flanke. während die westliche von den Vogesen profitiert und bis nach Colmar vordringt. Es sind immer diese wertvollen Minuten, die man verliert, wenn man alleine chasen geht, während zu zweit einer das Navi bedienen, das Handy mit dem Roaming nach der Grenze einstellen, sowie die Zellentwicklungsupdates usw. melden kann. Corepunch bei Colmar; doch konnte ich bei den extremen Windböen und Starkregen nur filmen - und dies auch nur im Schutz einer Tankstelle im nördlichen Teil der Stadt........"grummel"....
Gruss Cyrill