Hoi zäme
Hurra der Frühling ist da! Und mit dem Frühling auch wieder unsere so heiss geliebten konvektiven Wetterlagen. Nachdem wir in den letzten Tagen bekanntlich bereits einen teils äusserst sehenswerten Vorgeschmack auf die Saison bekommen haben, deutet sich auf Donnerstag/Freitag dieser Woche nun eine (aus heutiger Sicht) interessante und vor allem vom konvektiven Potenzial her auch markante Wetterlage an. Inwiefern wir im Alpenraum letztlich tatsächlich von dieser Wetterlage betroffen sein werden ist derzeit noch unsicher. Aber wie gesagt: Aussehen tuts auf jeden Fall interessant!
Die beiden grossen Vorhersagemodelle ECMWF und GFS zeigen die grundlegende Wetterentwicklung auf Mitte Woche mittlerweile relativ ähnlich, sodass ich mir einen ausführlicheren Modellvergleich an dieser Stelle spare. Ich konzentriere mich in der Synop deshalb auf die Entwicklung, wie sie von GFS dargestellt wird.
Ausgangslage
Generell lässt sich sagen, dass sich bis Mitte Woche über Westeuropa eine anfangs noch eher zaghafte, später immer markanter ausgeprägte Frontalzone ausbildet. Verantwortlich für die Ausbildung dieser Frontalzone (oder auch Luftmassengrenze, wies beliebt) ist primär ein atlantischer Langwellentrog, der mit seiner Achse im Wochenverlauf ostwärts schwenkt. Bis Dienstag sollte die Sache eher ruhig ablaufen: Die Luftmasse über unseren Köpfen ist eher kühl, somit stabil geschichtet und energiearm. Bis dahin also kein Kawumm in der Atmosphäre.
Bodentief Nr. 1
Spannend ist aber das, was etwa ab Mittwoch passiert. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich der Langwellentrog – und vor allem die an dessen Vorderseite entlang wabernden Bodentiefs – so weit nach Osten voran gearbeitet, dass zunehmend Warmluftadvektion aus südwestlicher Richtung einsetzt. Am Mittwoch schwenkt ein erster Kurzwellentrog (Bodentief mit Kern verm. über der Nordsee) ostwärts, der die angefeuchtete und angewärmte Suppe schon einmal zaghaft zum kochen bringen wird. Das ganze dürfte aber wegen des Barosumpfcharakters der Wetterlage noch eher punktuell und v.a. topografisch ausgelöst/verstärkt erfolgen. Zudem verstärken sich hinter diesem ersten Streifschuss v.a. im Alpenraum Hochdruckeinfluss wie WLA (=Stabilisierung), da sich über der Biscaya schon ein neues, aus heutiger Sicht deutlich intensiveres Bodentief nähert. Dieses „frisst“ sozusagen seinem Vorgänger den Napf leer.


Bodentief Nr.2
Dieses sich nun annähernde Bodentief und die damit (vermutlich) einsetzende Entwicklung finde ich aus heutiger Sicht besonders interessant. Bis am Donnerstagabend zieht das Tief unter ständiger Intensivierung in die Nordsee und dürfte kurz vor Dänemark wohl einen Kerndruck von unter 1000hpa erreichen. Am Südrand des Tiefs wird sehr warme Luft herangeführt, sodass die Temperaturen im Alpenraum, eventuell leicht föhnig unterstützt, bereits die 25 Gradmarke erreichen oder überschreiten werden. Punkto Gewitter wird am Donnerstag wohl noch nicht allzu viel passieren: Die Luftmasse ist trocken und eher hochdruckbestimmt, sodass bei uns Absinkprozesse dominieren dürften.


Kaltfront
Interessant ist aber bereits zu diesem Zeitpunkt der Blick auf die 850er-Theta E’s. Das Bodentief führt nämlich eine markante Kalfront im Schlepptau. Die Trennlinie zwischen kühler Atlantikluft und feuchtwarmer WLA-Pampe über dem Kontinent sticht sofort ins Auge und muss in dieser Jahreszeit eigentlich bei jedem halbwegs wetterinteressierten Menschen die Alarmglocken bimmeln lassen!

Eine derartige Konstellation impliziert markante Luftmassen- und Temperaturunterschiede konzentriert auf engstem Raum. Die Front erreicht gemäss heutiger Darstellung in den Modellen bis Freitagabend den Alpenraum. Die Modelle simulieren zunächst am Donnerstagabend über Benelux und Westdeutschland teils starke Gewitter. Am Freitag deutet sich auch über Süddeutschland und der Schweiz die Bildung einer Gewitterlinie an, die in den Modellen allerdings noch eher zaghaft dargestellt wird.

Vieles dürfte in diesem Fall vom Timing der Kaltfront abhängen (zu früh = ungünstig, da zu wenig Energieaufbau). Beim Ablauf dieses Wetterwechselns stehen also noch grössere Fragezeichen im Raum. Über die einzelnen Indices (u.a. Cape, Feuchte, etc.) zu debattieren erscheint mir also noch etwas früh. Dennoch: Das angedeutete Potenzial ist meines Erachtens interessant, die Konstellation vielversprechend, die Jahreszeit passend. Wir sollten diese Entwicklung sicher weiter im Auge behalten!
Merci für Kritik, Korrekturen und Anregungen.