So, ich schreib dann auch mal was dazu
Als erstes wäre zu klären, um was es sich denn jetzt für einen Stoff handelt. Genannt wurden jetzt Propylenglykol (Propandiol, selbst hier gibt es noch mal 2 verschiedene Isomere: das 1,2-Propandiol und das 1,3-Propandiol), oder der von Urbi genannte Ethylenglykolmonobutylether. Prinzipiell sind das zwei verschiedene Stoffklassen. Das eine ist ein zweiwertiger Alkohol (Propandiol), das andere gehört zur Klasse der Ether.
Beide haben mit Sicherheit die Eigenschaft, Öl in gewissem Umfang zu lösen. Sie verknüpfen wie viele Waschmittel etc. polare und apolare Eigenschaften. Rohöl ist eine echt unpolare Sache (d.h. nicht löslich in Wasser, da Wasser absolut polar ist). Der Ether ist etwas polarer als Öl, wenn auch nur leicht. Das Diol schließlich ist recht polar, da es zwei OH-Gruppen besitzt. OH-Gruppen sind charakteristisch für Alkohole -> Ethanol (also Trink-Alk) hat zB nur eine / Wasser ist H-O-H, besitz also im Grunde auch OH-Gruppen, jedoch keinen unpolaren Alkylrest (= Kohlenstoffketten) wie die Alkohole.
Der Ether (Alkyl-O-Alkyl) kann allerdings je nach herrschenden Bedingungen auch gespalten werden (evt. gibts hier ne Katalyse durch Mikroorganismen, Strahlung oÄ). Dabei entstehen die zwei Alkohole, aus denen der Ether aufgebaut ist (Alkohol+Alkohol <-> Ether + Wasser). In diesem Fall wäre dies Ethylenglykol (Ethandiol, ebenfalls ein zweiwertiger Alkohol bekannt als zB Frostschutzmittel) und 1-Butanol (ein einwertiger Alkohol).
Ich schließe eigentlich aus, dass diese Stoffe mit dem Öl auf irgendeine Art und Weise reagieren (reagieren hier: im Sinne einer echten chemischen Reaktion). Um die langen Alkylketten im Öl aufzuspalten benötigt man schon etwas andere, "härtere" Bedingungen! Passiert so zB in Raffinerien, in denen unser täglich Sprit gemacht wird. Man nennt diesen Prozess auch cracking. Man muss sich eben bewusst sein, dass sie Bestandteile des Öls eine erhebliche chemische und physikalische Stabilität besitzen. Die enthaltenen aromatischen und aliphatischen Kohlenwasserstoffe bekommt man nicht so ohne Weiteres klein, wenn man mal vom Abfackeln absieht

Bei der Reaktion des Propylenglykols mit der Umgebung kann es sich im Grunde nur um eine Oxidation handeln. Hierbei reagiert das Diol mit Sauerstoff. Für mich aber fraglich: Wie soll das gehen?? Also verbrennen wird das Zeug ja sicher nicht. Da muss die Aktivierungsenergie für die Oxidation schon erheblich runter gesetzt werden (Katalyse). Dies könnten Mikroorganismen, UV-Licht oder weiß der Teufel was sein. Halte ich persönlich aber für eine seltsame Aussage. Trotzdem hab ich mal spaßeshalber ne kleine Rechnung angestellt:
Es stehen 1,5*10^6 Liter zur Verfügung. Das entspricht bei einer Dichte des Propylenglykols von 1,04g/ccm 1,59*10^6 kg (also 1590 Tonnen). Bei einem molaren Gewicht von 76,1g/mol entspricht dies ca. 2,09*10^7 mol. Schaut man sich die Oxidationsreaktion an (ich geh davon aus, dass es vollständig zu CO2 und Wasser oxidiert wird):
C3H8O2 + 4 O2 --> 3 CO2 + 4 H2O
Man erkennt, dass pro mol Propylenglykol 4 mol Sauerstoff benötigt werden. Hochgerechnet auf die vorliegende Menge wären dies 8,36*10^7 mol Sauerstoff. Ein mol Sauerstoff hat bei normalen Temepraturen ca. 22,4 Liter an Volumen (ich erspare euch hier mal thermodynamische Rechnungen und geh von dieser Näherung aus). Das macht also 1,873*10^9 Liter reinen gasförmigen Sauerstoff. Jetzt enthält unsere Luft aber nur ca. 21% Sauerstoff. Dies führt uns also zu einer benötigten Luftmenge von 8,92*10^9 Litern bzw. 8,92*10^6 Kubikmetern . Entspricht einem Würfel der ungefähren Kantenlänge von 207,3m. Sollte klar werden, dass dieser Fakt also kein wirkliches Problem darstellen sollte. Es sei denn, der Sauerstoff würde dem Meerwasser entzogen, dann sieht das natürlich anders aus!
Was ich mir aber prinzipiell vorstellen kann und für was die Glykole auch verwendet werden ist, dass sie die Aufgabe haben, eine Emulsion zu bilden. Jeder kennt Emulsionen (man denke an zB Milch). Glykole werden im alltäglichen Leben oft als Emulgator verwendet (in Cremes etc). Es handelt sich hierbei um ein Gemisch aus min 2 Substanzen, die im Allgemeinen nicht mischbar/löslich sind. In diesem Fall wären das Wasser und Öl. Wie bereits gesagt und bekannt ist, löst sich ja Öl nicht in Wasser. In der Emulsion ist diese Tatsache immernoch gegeben. Man hat auch hier Wasser und Öl, also keine Lösung. Jedoch liegt das Öl in sehr fein verteilter Form vor (mikro feine Tröpfchen/Partikel). Der Ölteppich würde als Emulsion in seiner bekannten Form dann nichtmehr existieren. Falls dies gewünscht ist, klingt der Einsatz also logisch. In wie fern dadurch jedoch die verheerende Wirkung des Öls auf die Natur herabgesetzt wird, vermag ich jetzt nicht zu sagen. Das verkleben der Federn von Vögeln zB wird dadurch sicher etwas verhindert. Das Öl ist jedoch nach wie vor da. Außerdem sollte man bedenken, dass es sich bei den Glykolen ebenfalls um keine "naturverträglichen" Stoffe handelt. Sie werden zwar leichter abgebaut als Öl, bergen jedoch ebenfalls große Gefahren toxikologischer Natur (steht ja auch in einem der vorigen posts). Außerdem lösen sie sich zu einem gewissen Prozentsatz im Wasser. Da bekommt man sie dann so nicht mehr raus.
Falls ich mal Zeit hab, werd ich mich damit genauer beschäftigen. Ich kann momentan aus Zeitmangel eben nur rein chemisch auf das Ganze eingehen. Aber für eine Aussage über den effektiven Nutzen fehlt mir dann doch etwas das Hintergrundwissen. Prinzipiell sollte man ja meinen, dass sich die Leute, welche sich das ausgedacht haben, was dabei gedacht haben. Und die haben sicher auch einiges an Wissen. Trotzdem ist der Einsatz von Chemikalien in diesem Ausmaß IMMER kritisch zu hinterfragen.
Ich melde mich dann nochmal, wenn ich genaueres weiß.
Greez