@ Willi
Hoi. Nachdem in den letzten Tagen die Modelle eigentlich relativ konsequent den Kern des Events eher westlich der Schweizer Grenze gerechnet haben, hat vor allem GFS das Ganze im Lauf vor Deinem Post etwas hinaufgeschraubt und leicht nach Osten versetzt. So sah das Ganze erfreulicherweise nach einem klassischen "Voralpen-Express" aus, wobei man sich schon fragen musste, woher er diese Energie bezieht, um diese Dynamik zu erzeugen. Die "Bummel-Kaltfront", die sich vom Pariser Becken über die Benelux-Staaten und über das Saarland irgendwo bis nach Russland erstreckt, kommt ja kaum voran und scheint irgendwie auf den nächsten Bus zu warten. Es scheint als hätte die stark negative Nordatlantikoszillation (das Hoch vor der isländischen Küste mit bis zu 1045 hPa) einen entscheidenden Einfluss auf die Grosswetterlage, mit Auswirkungen auch auf Mitteleuropa. So schwenkt der Trog nur herein, aber nicht durch, greift nach Süden aus und tropft ab. Dies hat vorerst mal für die Iberische Halbinsel die Folge, dass es nicht nur in den Pyrenäen schneit, sondern auch in den höheren Lagen nördlich der La Manche.
Die Cut-off-Lage mit den beiden alternden und sich langsam auffüllenden Kaltlufttropfen (einer über den Azoren und der andere im Mittelmeer) klemmen das nordatlantische Hoch ein, wobei dieses über den Balearen den Transport subtropischer Luftmassen aus der Sahara unterstützt. Selbst die Rinne quer über Mitteleuropa ist flach und nicht sonderlich deutlich ausgebildet. Immerhin wird auf der Trogvorderseite sehr viel Feuchte advehiert. Aber aus meiner Sicht fehlen für heute Abend die markanten kinetischen Antriebsfaktoren, die Gewitter induzieren könnten. So fragte ich mich zunächst schon, wie Cosmo zu diesen Prognosen kommt, die Du gesehen hast. Sah ja wirklich toll aus:
Davon ist aber inzwischen nichts mehr übrig, leider (!):
Doch von irgendwo muss diese Vertikalbewegung doch kommen, die bei GFS gerechnet wird?
Wenn auch die Taupunkte nicht berauschend hoch sind; etwas CAPE hat es und in weiten Teilen in der Schweiz wird die Sonne bis mind. 14 00 Uhr ungehindert einstrahlen:
Latent besteht also die Möglichkeit der Entstehung konvektiver (thermodynamisch produzierter) Einzelzellen, die kurzlebig sind, aber schwer zu chasen (Popcorn-Gewitter). Nun habe ich aber in den Karten etwas gesehen, was aus meiner Sicht durchaus das Potenzial besitzt, eine sehr starke Gewitterlinie, vielleicht sogar eine Superzelle zu entwickeln, die entweder entlang einer Föhnkonvergenz triggert und sogar den Raum Zürich erreichen wird (vermutete Auslöse im Raum Fribourg / nach Nordosten auslaufende Zellen von Ostfrankreich (Region Lyon / Pontarlier).
Um dies aber richtig zu interpretieren, brauche ich professionelle Unterstützung hier im Forum. Ich will ja etwas lernen und vielleicht löst es mir die offenen Fragen; die Situation finde ich noch recht knifflig.
Zunächst poste ich hier mal den Relative Vorticity-Panel von Janeks WRF.
Irgendwie sieht die Signatur des 300er (oben links) ziemlich ungewöhnlich und krass aus. Eine deltaförmige Zone auf Jetniveau stösst nach Norden vor (positive Vorticity).
Im nächsten Bild sieht man hinter dieser Zone eine stark negative Vorticity im Bereich des südlichen Ausläufers der Jurakette:
Dort wo also die meisten Tornados in der Schweiz verifiziert wurden (siehe Sturmarchiv Schweiz), zeichnet Lightning Wizard (GFS) für morgen 15z ein slight risk für Tornados (blaue Zone):
Könnte diese Signatur (die Scherungswerte liegen bei rd. 20 knt) auf eine upper-level-front hinweisen, die in den 500 hPa Bodendruckkarten nicht erkennbar ist? Oder könnten da allenfalls die folgenden beiden Vorticityadvektionskarten (300 hPa) helfen (man beachte die am nördlichen Rand des KLT befindliche Zone negativer Vorticity - blau)?:
@ Chickenegg
Hoi Cédric. Nach meinen Karten kommt die Kaltfront (Bodenfront) erst in der Nacht auf den 27.04.13 in die Schweiz hinein.
Gruss cyrill