Wirklich sehr delikate Situation: die Niederschlagsbildung in den Modellen (oder zumindest in unserem COSMO,
wie oben schon von Michi eindrücklich demonstriert) scheint in der aktuellen Situation sehr sensitiv auf die
Anfangsbedingung und/oder die Dynamik zu reagieren.
Ursache für die Prognoseunsicherheiten sind die hochgradig nichtlinearen Prozesse, die in der Atmosphäre ablaufen,
und auch in den Modellen ebenso nichtlinear abgebildet sind (um es Mal etwas hochgestochen zu formulieren

).
Für genau diesen Zweck sind Ensemble-Systeme gedacht, nach dem Motto: wenn schon Unsicherheiten, dann möchten
wir diese wenigstens quantifizieren können, oder anders ausgedruckt, man möchte das Spektrum der möglichen
Entwicklungen abstecken und ausreizen können.
Hier die COSMO-LEPS (Local Ensemble Prediction System basierend auf COSMO-7, die einzelnen members werden
durch die ECMWF ensemble-cluster angetrieben und weisen unterschiedliche physikalische Parametrisierungen auf)
24h-Regensummen für Samstag, vom Modelllauf Donnerstag 12 UTC:
Eindrücklich, wie stark die einzelnen Varianten streuen - das ist technisch genau so gewünscht (man möchte die Streuung
so gross wie möglich haben), zum Vorhersagen in der konkreten Situation aber versch.....! Ich gebe zu, ich schaue nur
selten auf diese Briefmarken-plots des LEPS (erst wenn's um richtig viel Wasser geht) und habe es gestern auch nicht
getan. Hab mich auf die deterministischen Varianten verlassen, und kann jetzt nur noch postsynoptisch-klugscheisserisch
analysieren, ob man die Fehlprognose für Samstag hätte besser machen können ( ...naja, der Tag ist ja noch nicht um...).
Ursachen sind in solchen Situationen nicht einfach zu finden, das ist so etwa wie wenn man versuchen würde, vorherzusagen
auf welche Seite das Ei fällt wenn man es schön gerade auf die Spitze stellt und loslässt. Wenn man Trajektorien anschaut
fällt auf, dass die Herkunft der Luft in der mittleren Troposphäre von Lauf zu Lauf massiv ändert, siehe e.g. Payerne:
backward-trajectories COSMO-7 deterministisch für Payerne Samstag 18.09.2009 12UTC
+48h +24h
Da sieht man, wie der Lauf vom 16.09. die 700er und 500er Luft aus dem Mittelmeer advehierte und im final approach massiv
anhob. Im letzten Lauf von gestern Mittag 17.09. eine ganz andere Trajektorie aus dieser furztrockenen Luft über Frankreich.
Die Fehlprognose schleckt keine Geiss mehr weg

aber vielleicht kann man was draus lernen fürs nächste Mal.
Gruss Marco