Sechseläuten, ein Brauch dem Winter den Garaus zu machen
Am Montag wird im Herzen Zürich's wieder einmal, traditionell wie jedes Jahr, der "Winter" auf dem Scheiterhaufen verbrannt; natürlich nur symbolisch, wenn auch mit ziemlich martialischem Ritus. Die unmissverständliche Anlehnung an eine Urteilsvollstreckung für unliebsame Eidgenossen und Eidgenossinnen im dunklen Mittelalter ist zwar offensichtlich, wird aber als schon lange abgekoppelt vom tieferen Sinn des heutigen Volksfestes betrachtet. Tunlichst vermeidet man diese Assoziation, wenn eine Sprengladung im Kopf des überdimensionierten Schneemanns detoniert und herumfliegende Fetzen seiner ehemals so stattlichen Erscheinung, unter frenetischem Beifall der Bevölkerung, sein tragisches Ende bezeugen. So ungerecht die oft willkürliche Rechtssprechung in der wohl düsteren helvetischen Vergangenheit gewesen sein mag, scheint das traditionelle "Böögg verbrennen" kein Mahnmal dafür zu sein, etwas differenzierter und vorsichtiger mit aktuellen Themen (vorallem Vorverurteilungen von sich verdient gemachten Wetterkoollegen) umzugehen.
Nun gut. Trotz kritischen Bemerkungen und versteckter Ironie muss ich zugeben, dass ich das Fest auch schon aus nächster Nähe verfolgte und ich es im Sinne einer folkloristischen Darbietung innerhalb unserer Kulturlandschaft als eigentlich unverzichtbar empfinde.
Und es geht im weitesten Sinne um Wetter; wir lösen uns aus dem festen Griff des Winters, er wird verbannt; aber wie sieht es in der Realität aus?
Allgemeine Wettervorhersage bis Montag, 19.04.2010:
Im gestrigen Wetter-Journal von SF-DRS war von "Rückkehr des Frühlings mit warmen Temperaturen bis knapp 20° Grad" die Rede.
Ich sehe das etwas anders:
Der Einfluss eines kräftigen Hochdruckgebiets mit Kern nordwestlich der britischen Inseln wird sich in den nächsten Tagen bei uns verstärken. Dieses Hoch ist zwischen einem Tief vor der iberischen Halbinsel und einem Skandinavientief eingekeilt. Beide Tiefs bleiben überraschend (mehr oder weniger) stationär, weshalb der Hochdruckrücken über Nordeuropa in seinem Verlauf (Achse) mehr oder weniger ortsfest bleibt. D.h. aus WNW stösst der Keil mindestens zwei Mal (in den kommenden Tagen bis zum 19.04.10) nach Osten vor, um dann abgeschnürt ein eigenständiges Hochdruckgebiet zu bilden. Da die 1015 hPa-Isobare meist in den Bereich nördl. oder südl. des Alpenkamms zu liegen kommt, darf sicher bis zum Sonntag mit einer Wetterbesserung und überwiegend sonnigerem Wetter gerechnet werden. Doch es wird weiterhin zu einer aus Nordost bis Ost stammenden Bise kommen; also allzu warm wirds noch nicht; nur an windgeschützten Orten über 14° Grad Celsius (Tmax).
Im Verlauf des Sonntagnachmittags kommt es infolge eines Randtiefs in Norditalien zu einer Wiederholung der Wettersituation in den letzten 72 Stunden (d.h. 12.-15.04.10, jeweils ab 12z). Nord- und Nordostschweiz bedeckt mit einzelnen Regengüssen im Nordstaubereich der Voralpen.
Am Montagmorgen hingegen wieder trocken und bis 15z zeitweise sogar etwas sonnig bei veränderlicher Bewölkung. Gegen Abend hin spürbarer Druckanstieg um mind. 3-4 hPa, wobei sich während oder nach dem Abbrennen des Böögs die Wolken, welche am Nachmittag sehr lokal leichten und kurzen Nieselregen brachten, ganz verziehen. Restschauer in Alpenkammnähe.
In der Nacht vom 19.04.10 auf den 20.04.10 nähert sich aus Nordost noch einmal ein polarer Kaltlufttropfen, der vorallem in Teilen Deutschlands und in Bayern für Minustemperaturen und bei uns für Tmin um die 0° Grad (03z) bis ins Flachland führen kann.
Es ist also so gut wie sicher, dass die Kälte nach dem Böögg verbrennen noch nicht ganz vorbei ist; und es ist für den Montag fraglich, ob - und wenn wie lange - es trocken bleibt.
Karten:






Gruss















