Mathias Arth hat geschrieben:Danke für die Antwort Alfred.
Das im Arth der Wind bei Biese aus allen Richtung wehen kann das ist nicht so selten und kann ich auch nachvollziehen.
Aber auf fast 2000müM kann ich der Sache nicht folgen, aber gerne verstehen würde.
Dazu was ich gestern erlebt habe.
Wir sind gestern um ca. 14 Uhr mit der Bahn auf dem Rigi Kulm angekommen um einen Gleitschirm-Passagierflug zu machen. Der Kulm war im Nebel. Wir sind unverzüglich Richtung Biesenstartplatz auf gebrochen, der etwas unterhalb des Kulms auf ca. 1600müM an der Nordostflanke der Rigi liegt.
Bei der Ankunft am Startplatz perfekte Bedingungen, Sicht ins Tal und Nordostwind ca. 15 km/h.
10 Minuten später, Schirm ausgelegt, der Nebel um den Kulm verschwunden, Wind deutlich von Süden, Wolkenfetzen ziehen von Süden her über uns hinweg.
Nach einer halben Stunde beginnt es wieder auf der Nordseite zu kondensieren und am Startplatz dreht der Wind wieder auf Nordost, alle wieder in Ordnung.
Wir sind dann gestartet und über eine Stunde in feinster Biese geflogen.
Dass der Wind nicht nur auf dem Rigi Kulm für eine halbe Stunde auf Süd drehte zeigte uns der Rauch eins Feuers der Waldarbeiter auf der Rigi Scheidegg an. Ca. 3 km Richtung SO
Danke für Weitere Inputs
Gruss Mathias
Hallo Mathias,
am Freitag lag die Rigi zur genannten Zeit noch deutlich präfrontal einer stürmischen Warmfrontokklusion die von Norden gegen die Schweiz voran kam, in dessen Vorfeld der NNO-Wind in der Höhe tatsächlich und gemäß Prognose korrekt auf NW gedreht hat. Auf der später noch erwähnten Webcam von der Rigi-Kulm ist auch der Wind am Nachmittag permanent aus West anstehend und signalisiert den Windsprung vor der Okklusion.
Gemäß der Webcam von der Rigi (Windfahne Bahnhof) herrschte bis etwa 10:30 Uhr ein deutlicher Nordwind vor, was im Lee den überregionalen Nordostwind/Bise stark repräsentiert hat und wahrscheinlich die Situation noch innerhalb der Inversion abbildet. Deutlich ist auf den Webcambildern nämlich auch die stark inversive Schichtung Richtung Lauerzersee zu erkennen die mit dem Tagesgang von oben her deutlich abgebaut wurde. Gemäß Temp Payerne lag zu Mittag eine markante Absinkinversion auf etwa 1100m im Mittelland, was die Webcam auch gut wiederspiegelt. Es ist anzunehmen, dass die Inversion durch Annäherung der Okklusion aus Norden abgebaut wurde (Erosion durch Labilisierung und Niveauabbau) und die Rigi in dieser Phase mit einem kurzfristigen "hinausschwappen" der Luftmasse in die Voralpen auf Süd gesprungen ist, bedingt durch stattfindenden Druckfall im Mittelland. In Zürich fiel der Bodendruck zwischen 10 und 14 um immerhin etwa 4 hPa, von 1027 auf 1023 hPa. Schließlich näherte sich die absolut windstarke Warmfrontokklusion (labil geschichtete Warmluft) mit einem Randtief, das am Abend die Voralpen erfasst hat. Auch der rel. nahe Pilatus hatte kurz nach Mittag eine präfrontale Südwestwindphase, nach NNW-Wind am Vormittag.
Mögliche Ursachen für den Südwindeinschub:
- kurzfristiger Unterbruch der Bise durch Druckfall im Alpenvorland und Modifikation des Gradientfeldes
- Abbau der Absinkinversion von oben her durch Labilisierung (Niveauabsenkung) und WIndzunahme (Erosion der inversiven Grundschicht/Bise)
- präfrontale Winddrehung (trotz so schöner N-Strömung gemäß Isobarenkarte -> zu grob in Zeit und Raum)
Ist es möglich, dass Ihr ne Stunde lang im Lee gesoart seid? Die Windfahnen am Bahnhof zeigen ab Mittag schon bedeutend den West-/Südwestwind an und die Bise war gemäß anderer Prognosen am Nachmittag mit Winddrehung in unteren Niveaus auf NW bis W eigentlich "zu Ende". Der Berg bietet aufgrund seiner Form durchaus gute Möglichkeiten zum "Unterfliegen und Soaren im Lee" an.
Interessant wären noch Beobachtungen vom Zugersee/Vierwaldstättersee, von der Bewegungsrichtung der Hangstratuswolken Richtung Rigi-Scheideggg.
Viele Grüße,
Stefan, ein Fetzenflieger(flugwetterfrosch)