Bekanntlich wurde das Wetter in unseren Breitengraden in den letzten Tagen durch einen sogenannten Kaltlufttropfen bestimmt. Ein Kaltlufttropfen ist ein von der grossräumigen Höhenzirkulation weitgehend abgeschnürter Batzen, angefüllt mit im Vergleich zur Umgebung kälterer Luft in den höheren Schichten. Kaltlufttropfen haben es ja so an sich, dass sie ziemlich unberechenbar sind. Sie können tagelang "umherziehen", vor allem wenn sich keine wirklich dominierende Grosswetterlage in ihrer Umgebung aufbaut.
Seit Beginn der Woche befanden wir uns im (moderaten) Einflussbereich eines solchen Tropfens. Er näherte sich aus nordöstlicher Richtung der Schweiz, zog dann Richtung Südwesten weiter und installiert sich nun als Höhentief über Nordspanien. Auf der 500hpa-Karte von GFS (Wetter3.de) ist dieses Höhentief gut zu erkennen:

Ein Kaltlufttropfen an sich ist ja noch keine grosse Sache. Vor allem im Winterhalbjahr tauchen Vertreter dieser Art relativ häufig bei uns auf. An diesem Exemplar finde ich aber die weitere Entwicklung in den Modellen durchaus aussergewöhnlich.
Im weiteren Verlauf füllt sich das Höhentief (also unser ehemaliger Kaltlufttropen) langsam wieder auf und zieht dabei gleichzeitig wieder nordwärts. Auf der Karte (blauer Pfeil) sieht das dann am Donnerstag ziemlich unspektakulär aus (man könnte auch von "halbtod" reden...

Dieser Trog kommt mit dem nötigen "Schwung". In der weiteren Folge wird unser serbelndes Höhentief/Ex-Kaltlufttropfen in den Höhentrog eingebunden. Dadurch bildet sich auf das Wochenende hin über Westeuropa (vermutlich) eine Tiefdruckrinne:

Bis übers Wochenende schiebt sich diese Rinne gemäss GFS weiter nach Osten:

Das interessante daran ist, dass der Alpenraum im gesamten Zeitraum im Bereich relativ milder und feuchter Luft liegt, die uns von diesem Tiefdruckkomplex aus dem Mittelmeerraum zugeführt wird. Wenn man nun bedenkt, dass mit der Tiefdruckrinne, resp. dem kleinen Höhentief über Westeuropa auch ein atmosphären-dynamischer Impuls einher geht, muss man eigentlich nur eins und eins zusammen zählen, um auf den Schluss zu kommen, dass die Wahrscheinlichkeit für Gewitter speziell in der Phase von Samstag bis Montag durchaus hoch ist.
Und wenn es so kommt, wer ist dann Schuld daran?
Richtig, unser Kaltlufttropfen, der bis zu diesem Zeitpunkt schon eine halbe Ewigkeit über Europa herumgeeiert haben wird und uns in diesem Falle die (vielleicht) letzte grossräumige Gewitterlage des Jahres bescheren dürfte! Sachen gibts...


