Ich möchte das zur Zeit diskutierte "Problem Aargau" in den Rahmen "Kaltfront und Alpen" stellen. Ich bin überzeugt, dass die regionalen Effekte der Gewitterauslösung, wie sie immer wieder festgestellt werden, damit zusammenhängen, wie sich eine Kaltfront aus Westen verhält, wenn sie auf die Alpen trifft. Mir ist da ein Bild im Kopf hängengeblieben, das uns die Dynamiker immer wieder predigen. Bestimmt wurde das im Forum auch schon diskutiert, aber das ist meines Wissens schon recht lange her. Es dürfte sich also lohnen, das Thema wieder mal aufzugreifen. Hier das Bild in meinem Kopf:

Es soll illustrieren, dass eine aus Westen heranrückende Kaltfront nördlich der Alpen beschleunigt wird, wenn sie in Wechselwirkung mit den Alpen trifft. Warum das so ist, kann bestimmt jeder Profi-Meteorologe erklären, ich habe die Erklärung nicht mehr im Kopf.
Aber interessant ist es, sich die Folgen für die Gewitterauslösung und die Art der Gewitter nördlich der Alpen zu überlegen. Die Gewitter werden ja dort ausgelöst, wo es orographische Hindernisse hat: also zunächst mal im Jura. Aber da nun die Kaltfront schneller läuft, sollten auch die Gewitter schneller ziehen. Das tun sie aber nicht unbedingt. Oft läuft dann die Kaltfront den (Jura-) Gewittern davon und löst erst wieder an den Voralpen aus. Dann wird halt der Aargau übersprungen.
Ich glaube, ideal ist es für Gewitter, wenn die bevorzugte Gewitterbewegung mit der Bewegung der (synoptischen) Kaltfront (oder auch einer vorlaufenden Welle) übereinstimmen. Da die Kaltfront (wegen der Alpen) schneller zieht als anderswo, sind bei uns auch die (langlebigen) Gewitter oder Gewittersysteme schneller als anderswo. Das passt übrigens auch gut zu den nördlich der Alpen bei Gewittern typischen Windprofilen, die sich ja bekanntermassen von den in grossen Ebenen typischen Windprofilen unterscheiden. Und weil die Gewitter schneller ziehen, sind auch die Sturmböen gefährlicher (siehe gestern Bodensee). Aber nur dann wenn das System stark genug ist, um die (wegen der schnellern Zuggeschwindigkeit) grössere Reibung zu überwinden.
Gruss Willi

