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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

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Thies (Wiesental)
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Thies (Wiesental) »

Hallo zusammen,

ich bin jetzt wieder zu Hause in Freiburg und konnte daher ab heute endlich meine Bilder bearbeiten und schon mal einen kleinen Bericht zur interessanten Jurazelle vom 29.03.2005 erstellen. Betrachtet man das Radar nur flüchtig, so beachtet man diese Zelle wohl kaum - ist ja auch nur ein kleiner Giftzwerg gewesen, der verglichen mit den anderen Zellen des Tages kaum auffiel. Es war ja auch kaum " Stufe gelb" dabei, also war das Ding einem Grossteil der Forumsgemeinde wohl egal :-)... aber: die Zelle war recht lange aktiv und das machte sie für mich interessant. Und was ich dort sah, was angesichts der geringen horizontalen Ausdehung dieser Zelle durchaus eine Überraschung

Hier ein kurzer Vorgeschmack:

Bild

die Zelle zieht auf

Bild

schön separierter Auf- und Abwindbereich

Bild

sie rotiert etwas...

Bild

... und schwächt sich später, nachdem ich die Zelle unterhalb der Basis noch eine ganze Weile verfolgt habe, ab.

Der Bericht ist natürlich wesentlich ausführlicher und hier stelle ich auch ein paar Vermutungen auf, ob es sich um eine kleine Superzelle handelte oder nicht. Mich interessiert eure Meinung dazu und eine Diskussion, falls es sich um einen Grenzfall handelt. Auch Kritik oder Verbesserungshinweise was die Erklärungen betrifft interessiert mich. Ich bin ja auch nur ein Laie. Denn das ist nicht das erste Mal, dass ich Rotation in vermeintlich sehr kleinen Gewitterzellen beobachten konnte. Vielleicht ist das ja eine kleine Anregung, auch solche Zellen als Beobachter etwas genauer unter die Lupe zu nehmen :-). Doch bitte nicht gleich jede Zelle gleich als Superzelle bezeichnen, nun weil sicih irgendetwas kurz gedreht hat (Fraktus, etc.) Der einzige, der an jenem Tag schnell mit einer Vermutung reagiert hat war Michael (Untersee).

Hier nun der Bericht:

Gewitter vom 29.03.2005

Viele Grüsse,

Thies
- Editiert von Thies (Fr (D)/Basel) am 03.04.2005, 23:32 -
Thies Stillahn (Gewitterjagd im Dreiländereck D/CH/F)

Severestorms
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Severestorms »

Thies,

Vielen Dank für den tollen und interessanten Bericht deines Chasings! Super Bilder und gut wie du die von dir gesehene Rotation des Updrafts illustriert hast.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine kleine Superzelle gewesen ist, die du da gechased hast.
Dafür spricht, dass die Zelle langlebig war (immerhin lebte sie knapp 5 Stunden, wobei sie gute 3 Stunden recht gut organisiert war -> Reifestadium) und sich mindestens einmal nach einem Schwächeanfall regenerierte. Extrem-Niederschlag (Hagel) wurde demnach kurzzeitig um ca. 14.55 Uhr und dann eine gute Stunde später wieder von ca. 16.00 Uhr bis 16.10 Uhr gemessen. Gemäss Radarbild würde ich die Zeit um 16.05 Uhr als die interessanteste bezeichnen (gelb auf türkis):

Bild
Quelle: Meteoradar

Leider habe ich zu diesem Zeitpunkt ausser Radardaten keine weiteren Daten gespeichert . Einige Doppler-Bilder habe ich erst ab 17.25 Uhr. Bezüglich dem von Michael geposteten Dopplerbild von 15.25 Uhr würde ich auf alle Fälle auch meinen, dass es ziemlich um nicht zu sagen verdächtig farbig aussieht. Allerdings habe ich bei der Interpretation von Dopplerbildern immer noch so meine Mühe (Stichwort Faltung, etc.). Das kommt wohl erst mit der Erfahrung. Bernhard, Willi oder andere können da sicher mehr sagen.

Anhand von Standbildern ist es natürlich immer schwierig auf Rotation zu schliessen, aber erstens kann man es sich aufgrund deiner Skizzen gut vorstellen und zweitens: Du hast es mit deinen eigenen Augen gesehen; standst ja quasi dabei. Und ich glaube dich mittlerweilen gut genug zu kennen, um behaupten zu können, dass du weisst, was du gesehen hast. Demnach würde ich dein Augenzeugenbericht als wichtigsten Hinweis auf eine mögliche Mini-Superzelle betrachten.

Und in der Westschweiz war das an diesem Tag soweit ich weiss die einzige und auch erste Zelle mit Extremniederschlag (Hagel). Sonst gabs das nur noch später im Raum Winterthur sowie Toggenburg.

Dein Bild wo du 'schwache Rotationsbewegung' eingezeichnet hast, erinnert mich stark an ein von Stefan Hörmann am selben Tag aufgenommenes Photo einer Gewitterzelle südlich des Starnberger Sees.
In deinem Photo hat der 'Donut' allerdings eine grössere vertikale Ausdehnung. So scheint es zumindest.

Gruss und allen einen guten Start in die neue Woche!
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Bernhard Oker
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Bernhard Oker »

Hallo

@Thies
Vor allem das letzte Foto schaut interessant aus. Die Struktur des Updrafts hat was von einer LP Superzelle die am "verdursten" ist.

@Christian
Um 14:55 Uhr gab es keine Anzeichen von Rotation in der Zelle:
DBZ 14:55
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 074343.gif
VEL 14:55
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 074500.gif

Ich habe mir die Doppler Bilder mal angeschaut. Demnach gab es diese schwache Rotations-Signatur etwa von 15:35 - 16:00 Uhr zu beobachten. Das würde auch mit der Zunahme der Blitz Aktivität, gemäss Bericht von Thies, ab etwa 15:30 Uhr übereinstimmen.
Hier noch ein Doppler Bild der Zelle:
DBZ 15:50
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 074627.gif
VEL 15:50
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 074653.gif
Detail:
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 074927.gif

Ich würde die Zelle wenn man sie als ganzes betrachtet der Kategorie Multizelle zuordnen, auch wenn sie während eines Updraft Zyklus Strukturen einer Mini-Superzelle aufweist, wobei das Mini durch die kleine Vertikale Ausdehnung entsteht.

Nach der Payerne Sondierung dieses Tages ist sind Superzellen praktisch ausgeschlossen. Es dürfte sich daher um lokal erhöhte Windscherung gehandelt haben die zur Rotation geführt hat.

Gruss Bernhard
Bernhard Oker - Urdorf (ZH/CH) - Meine Webseiten "Never Stop Chasing!"

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Willi
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Willi »

Hallo

Anbei die 3-stündigen ETH-Radarloops Z und V.
Mir ist folgendes aufgefallen:
1. Intensitätsmaxima jeweils kurz vor 15 und 16 Uhr.
2. Vortex-Signaturen etwa zur Zeit der Intensitätsmaxima. Die 2. Signatur wurde schon früher von Michael gezeigt. Die Differenz zwischen "towards" und "away"-Geschwindigkeit war vielleicht maximal etwa 15 m/s, also bestimmt kleiner als bei "grossen" Superzellen (typischerweise um die 30 m/s oder mehr).
3. Konvergenz auf der Rückseite der Zelle kurz nach den Maxima, besonders dem 2., erinnert mich an den "RFD" oder "rear flank downdraft" einer grossen Superzelle.

Sonst eigentlich nur schwache Doppler-Signaturen.

Gruss Willi

http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 075414.gif
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 075445.gif
Gruss Willi
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Dwalin (Muttenz)
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Dwalin (Muttenz) »

Hallo Zusammen!

Ich finde das sehr interessant, und wäre sehr begeistert
an einer Analyse mitarbeiten zu können. :-)
Eine Superzelle um die Jahreszeit? Ich hab mal gelsen das ihr
letztes Jahr im Mai die erste hattet. (!)
Ich werde diese Diskusion weiterverfolgen... [:]
@Thies, wirklich super Bilder... :O und eine tolle Analyse ;-)

Grüsse Norman
Allradantrieb bedeutet, daß Dein Auto dort stecken bleibt,
wo der Abschleppwagen nicht hinkommt.


Die Windstärke steigt direkt proportional zu den Kosten Deiner neuen Frisur

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Thies (Wiesental)
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Thies (Wiesental) »

Besten Dank für eure Interpretationen, die ja teils noch wesentlich weiter führen als meine eigenen Ausführungen und diesen Fall im grossen und ganzen nun recht gut illustrieren. Insg. betrachtet konnte ich bei dieser Zelle wieder ein wenig hinzulernen, insbesondere im Zusammenhang mit der von Matthias geposteten Gewitterlernsoftware.

Ich werde meinen Bericht ein wenig anpassen und wenn's die Autoren einiger Grafiken und Loops auch nicht stört, jene Zusatzinfo in die Kurzdoku integrieren. Vor allem der Doppler-Loop hat mir sehr gut gefallen!

Um nochmals auf die Zelle selbst zu sprechen zu kommen: grundsätzlich erscheinen alle Erklärungen und Interpretationen plausibel - die Gewitterzelle als ganzes betrachtet in die Kategorie Multizelle aufzunehmen halte ich im nachhinein für die beste Lösung. Trotz einer fast fünfstündigen Lebensdauer gab es immer wieder Schwächephasen und dafür nur zeitweise intensive Strukturen, die auch denen einer Superzelle entsprechen (schwache Vortexsignaturen). Zum Abschluss daher noch eine Frage: ab welcher Zeitspanne ist es denn bei der Sichtung von organisierter Rotation und dem Erkennen einer Doppler-Vortexsignatur zulässig, von einer Superzelle zu sprechen? Genügen wenige Minuten oder sollte es schon über einen wesentlich längeren Zeitraum Rotation geben? Schon aufgrund der Topographie sind ja viele Zellen im Ggs zu den USA eher nur über kürzere Zeiträume hinweg organisiert (aktueller Fall), wobei mir schon klar ist, dass es auch bei uns bei "grossen" Zellen lange Perioden geben kann. Oft kommt es eben vor, dass die Topographie einerseits Rotation fördern kann wenn kaum geeignete Bedingungen vorhanden sind, andererseits aber diese zerstören kann. Was diese Zelle betrifft, so müsste man ja folglich zusammenfassen: Multizelle, mit kurzfristigen superzellularen Strukturen?

Viele Grüsse,

Thies
Thies Stillahn (Gewitterjagd im Dreiländereck D/CH/F)

Michael (Dietikon)
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Michael (Dietikon) »

Hallo Thies,

Danke erstmal für den interessanten Chasing-Bericht! Nach den Dopplerbildern und deinen Fotos zu urteilen, handelte es sich bei dem leicht rotierenden Aufwindbereich um eine kleine Mesozyklone. Nach Fujita nennt man diese auch Misozyklonen. Ob es eine Superzelle war, hängt von der Definition ab. Diese besagt, dass die Mesozyklone mindestens über 30 Minuten hinweg Bestand haben muss, damit man von einer Superzelle sprechen kann. In diesem Fall war es also eher eine Multizelle.

Interessant finde ich, dass sich bei den Bedingungen an jenem Tag überhaupt eine Misozyklone bilden konnte. Die Geschwindigkeitsscherung war eher gering. Das zeigt sich auch an der relativ geringen Zuggeschwindigkeit der Zellen. Die Richtungsscherung könnte hingegen durch die Topographie beeinflusst worden sein und war deswegen möglicherweise recht hoch. CAPE war jahreszeitlich bedingt eher gering, allerdings reichen für die Bildung von Misozyklonen wenige 100 J/kg aus. Grosse Mesozyklonen benötigen gewöhnlich mehr.

Viele Grüsse,

Michael

P.S. Nach bestandenen Prüfungen war ich heute nach langer Zeit wieder mal im Radargebäude der ETH um mir etwas Atmosphärenphysik reinzuziehen. ;-) Tolles Gefühl!
Dietikon ZH 405 m ü. M.
www.meteoprime.ch


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Thies (Wiesental)
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Thies (Wiesental) »

Ich habe soeben noch einen sehr interessanten Sat-Loop erhalten, der die Entwicklung der Zelle trotz der eher geringen Höhe gut darstellt. Man kann sehr schön das impulsartige Wachstum der Zelle nachvollziehen:

Bild

Dadurch lässt sich ebenfalls bestätigen, dass zu den Zeitpunkten des stärksten Wachstums Intensitätsmaxima erreicht wurden.

@Michael (Untersee): Vielen Dank für die Info bezüglich der Klassifikation!

Viele Grüsse,

Thies
Thies Stillahn (Gewitterjagd im Dreiländereck D/CH/F)

Matthias_BL
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Matthias_BL »

Hoi zäme,

Also nachdem wir ja soviele LearningLinks gepostet kriegten, habe ich mich mal nach einem Live Beispiel umgesehen, bei dem man etwas davon anweden kann und da kam mir Thies' Super(?)Zelle in den Sinn.

Meine Basis der Interpretation basiert auf den Learnings von:

Using Hodographs (Vorallem das Kapitel "In-Depth: Storm Motion")

und

Principles of Convective III: Shear and Convective Storms


Fragestellung:
War es in der Umgebung vom 29.3.2005 überhaupt möglich, dass es sowas wie eine Superzelle (auch "Miso" mehr dazu weiter unten) gegeben haben könnte ?


Leider standen halt eben nicht mehr alle notwendigen Daten vom 29.3. zur Verfügung (Danke Bernhard und Mathias D. für die Antworten und Daten !) somit musste ich mich beim Erstellen dieser Annahme, mit der Grundlage der verfügbaren (leider aber nicht mehr vollständigen) Parameter begnügen.

Ich habe zuerst die Zugrichtung der Zelle, aus den von Willy geposteten Animationen ermittelt:

Bild

Dann habe ich die Soundingdaten vom 29.3.2004 mit einem Tool von Matthew J. Bunkers augewertet (NWS Rapid City, SD (UNR) Last Update 3/29/2005) und die Zugrichtung einer möglichen Zelle ermittelt ("Storm Relative Winds" - Blaue strichelte Linie):

Bild

(Ein RHI wäre hier z.B. wertvoll gewesen um die Höhe der Zelle zu ermitteln, um danach damit die Parameter der HodoAnalyse zu verfeinern.)

Dann habe ich die beiden Bilder "Zugrichtung" und "Storm Relative Winds"-Direction des Hodograoh übereinander gelegt und war überrascht, dass Die Zelle genau den Path der berchneten "Storm Relative Winds"-Direction genommen hat:

Bild

Interessant gegenüber der Zugrichtung, sind auch die beiden Windprofile @SFC von 15z und 18z, die auch auf Scherung hinweist (siehe Zugrichtung):

Bild

Bild

Wenn ich mir nun die berechneten Parameter ansehe, meint das Auswertungstool von Matthew J. Bunkers hier folgendes:

Bild

Weiter vorankommen als jetzt, werde ich aufgrund der Datenbasis wohl nicht mehr.

Fazit: Meiner Meinung nach und aufgrund der Verfügbaren Daten, waren am 29.3. die Umgebungsparameter durchaus in der Lage, organisierte, jedoch (sehr kurzlebige) Zellen zu produzieren.



Und nun zu Miso: Miso am 29.3. ?

Wenn ich mir folgende Defintion von nach Fujita für Miso ansehe:
A horizontal vortex with a width of between 40 m and 4 km. It is often used to refer to
1) a vortex within a convective storm with a horizontal scale of less than 4 km, and
2) a near-surface vortex with a horizontal scale of less than 4 km along a convergence line. (Fujita, T., 1981: Tornadoes and downbursts in the context of generalized planetary scales. J. Atmos. Sci., 38, 1511–1534.)

...und folgendes Chasing berücksichtige:

Hier hat jemand eine ("richtige" ?) Miso gechased. Und bei der Zelle von Thies (die ich übr. auch live gesehen habe, inkl. der Rotation (!!!)) war nicht der gesamte Wolkenkörper in Rotation (oder jedenfalls nicht sichtbar) und war nicht so stark ausgeprägt gewesen, wie in diesem Chasing:

...hier Textauszüge und zwei Videos:

Auf dem ersten Bild sieht es fast nach einer Misocyclone, einer kleinen Mesocyclone, die nach Fujita, dem US-Tornadoforscher für eine Horizontalerstreckung von unter 4 km Durchmesser so definiert wird, aus. Die starken Rotationen des ganzen Wolkenkörpers, nicht der einzelnen dichten Fractus, die fast wie Funnel aussahen, deuteten darauf hin.

http://www.skywarn-niedersachsen.de/dok ... ideo01.avi

Nun die Böenfont oder Misocyclone? unmittelbar nach dem Durchzug. Blickrichtung hier etwa gegen N. Alle drei Bilder wurden innerhalb einer Minute gefilmt. Auf dem Film ist eine deutliche Rotation - nicht der einzelnen Fractus - sondern des gesamten Systems erkennbar. Man beachte die Positionsänderung des etwa in der Bildmitte zu sehendem Fractus zum rechten. Daher auch meine Vermutung, dass es sich hier um eine in die Böenfront eingebettete Misocyclone gehandelt hat. Die Schadenbilder weisen ebenfalls darauf hin.

http://www.skywarn-niedersachsen.de/dok ... ideo02.avi

(das gesamte Chasing von Sven Lüke ist unter http://www.skywarn-niedersachsen.de/dok ... enhoern03/ zu finden.)

Summary: ...meine aufgrund der mir zur Verfügung stehenden Daten, war die Zelle vom 29.3. vermutlich auch keine Miso, oder Meso, vielleicht auch keine Superzelle, obwohl die Konditionen dafür vielleicht möglich gewesen sein könnten, sondern vielleicht eher eine (sehr) gut organisierte Einzelzelle und ein Gruss des Frühlings an hungrige Chaser in Erwartung des Sommers und der "severe convection" ;-)

gruss Matthias

P.S.: Wenn ich das richtig verstanden habe, ist auch eine Miso eine Superzelle, jedoch nicht mit den Parametern einer Meso, sondern einfach kleiner und kurzlebiger.
- Editiert von Matthias_BL am 07.04.2005, 22:29 -
- Editiert von Matthias_BL am 07.04.2005, 22:33 -
- Editiert von Matthias_BL am 07.04.2005, 22:41 -

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Alfred
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Bericht zur Jura(Super?)zelle vom 29.03.2005

Beitrag von Alfred »

@Matthias, sali

Du möchtest wissen, wie hoch die Zelle reichte!
Ich nahm mal die Zeit 13:45 UTC an, als sie kurz vor dem Rhein stand.

Bild

Obergrenze, mehr als 7100 m und weniger als 8700 m.

Grüsse, Alfred
[hr]

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