Wertes Sturmforum
Hier ein kurzer Rückblick von meiner Seite auf letzten Mittwoch, den 31. Juli 2024:
Hier gleich zuerst der Link zum
Video
https://youtu.be/WWKP22Y81Rk
Für meinen Geschmack ging es ein wenig früh los mit der Auslöse im Jura. Arbeitsbedingt noch an den Bürostuhl gebunden, hatte ich schon befürchtet die Show hier in Urdorf zu verpassen. Aber das erste Gewitter meinte es gut mit mir und wechselte kurzerhand die Richtung: Um ca. 15.00 Uhr verliess die Zelle die «Jura-Südfuss-Schiene» und machte sich von Oensingen auf an den Zugersee.
Vom Durchgang um ca. 16.00 Uhr, der dementsprechend südlich an meinem Spotterplatz vorbeizog, gab es in der Entfernung einige CG's zu bewundern, wie ich aus zuverlässiger Quelle vernehmen konnte.
Als ich um 16.30 Uhr das Büro verliess, gab es für mich immerhin mal diesen Himmel zu bestaunen:
16.31h, Blickrichtung SW (Natelkamera)
Obwohl die Radarprognosen nichts mehr wissen wollten von Gewittern, machte ich mich auf den Weg um mir selbst ein Bild zu machen. Aber als ich mich dann um ca. 17.00 Uhr meinem Spotterplatz näherte, setzte der Outflow der Voralpen-Gewitter ein. Der Wind bliess während mehr als einer Stunde mehr oder weniger konstant aus süd-südöstlicher Richtung. Der nahe Uetliberg registrierte immerhin eine 80km/h-Böe. Hier bei mir dürften es maximal um die 50km/h gewesen sein.
Gleichzeitig überzeugte mich der Blick nach W/NW nach wie vor nicht wirklich.
Tobi31 hat geschrieben: ↑Mi 31. Jul 2024, 18:36
Federwolke hat geschrieben: ↑Mi 31. Jul 2024, 18:00
Muri bei Bern meldet: Viel Wind um nichts
Copy/Paste für Urdorf. Wind ist aber allgemein ein spannendes Thema:

Quelle: Bernhard Oker /
http://contourmap.internet-box.ch/app/h ... rrent2.htm
Noch zwei Fotos (Natel) von soeben:
18.29h, Panorama Süd - Nordwest
18.30h, West - Nordwest
Um kurz nach 19.00 Uhr trat ich den Rückzug an. Ich fuhr runter ins Dort und gesellte ich mich dort zu einer illustren Runde im Schrebergarten eines Kollegen. Was zuerst nach Beendigung des Unterfangens aussah, erwies sich letztlich nur als kurzes Intermezzo. Denn noch während meine Bratwurst auf dem Grill brutzelte, begann es südlich von Laufen BL zu zünden. Die Chance auf eine Blitzshow war also intakt.
Ich erwies mich als denkbar schlechter Gast: Kaum hatte ich die Bratwurst verspeist, verabschiedete ich mich bereits wieder von der Schrebergarten-Runde. «Gasch go Wulche filme?», rief mir noch jemand spöttisch hinterher, nachdem er seine «Wetter-App» konsultiert hatte.
Also wieder rauf auf den Hügel, Kamera aufstellen und «Action!»? Ja, chasch dänke! Etwa bei Aarau ging der Zelle die Puste aus.
Aber ich hatte mich nun zweimal den Hügel hochgekämpft und es kam nicht in Frage die Talfahrt in Angriff zu nehmen, ohne einen Blitz erspäht zu haben. Das sitzen wir nun aus, dachte ich mir. Allerdings zwangen mich die äusserst aufsässigen Steckmücken schnell mal in die Flucht und so zu einem kurzen Abstecher zum Brunnen bei unserer Waldhütte. Kurz nach 22.00 Uhr erkannte ich von dort aus durch Laub und Gestrüpp, dass es im Nordwesten erneut beginnt zu zünden.
Ich fuhr zurück zu Mücken und Aussicht und dann ging es plötzlich schnell: Nordwestlich von mir formierte sich unerwartet eine neue Zelle, die kurz nach 22.30 Uhr elektrisch wurde. Diese nördliche Zelle fetzte einige schöne Blitze vom Himmel:
22.39h – Blickrichtung NW
Zwar zerfiel diese Zelle schnell wieder, aber sie hatte Verstärkung mitgebracht:
22.54h – Blickrichtung NW
Bis kurz nach Mitternacht dauerte die Show letztlich. Mit dabei waren zahlreiche Erdblitze und zwischenzeitlich einige ordentliche Böen aus NW, die merklich an meiner Kamera rüttelten.
23.14h – Blickrichtung NNW
23.20h – Blickrichtung NNW
23.37h – Blickrichtung NNW. Es ist schon faszinierend wie ein Blitz die Nacht zum Tag machen kann.
23.43h – Blickrichtung W
Den Schlusspunkt setzte kurz nach Mitternacht ein schöner Naheinschlag in der Nachbargemeinde Uitikon.
An dieser Stelle eine kurze Anmerkung zur hier besprochenen Thematik der fehlerhaften Ortung von Blitzen:
Willi hat geschrieben: ↑Do 1. Aug 2024, 21:48
weil da wo ich ihn filmte, kein Blitz verzeichnet ist.
Das ist bestimmt kein Einzelfall. Vor ca. 2 Jahren hatte der Blitz visavis in den Wald eingeschlagen. Die Ortungen (ich nenne jetzt keine Namen) waren 2 km daneben. Ich schätze mal, dass ca. 10% aller Ortungen falsch sind, kann diese Aussage jedoch nicht belegen. Das würde vielleicht klappen mit Blitzfotos und Trigonometrie, sehr aufwendig.
Neben der Ortung habe ich hin und wieder auch Zweifel an der registrierten Blitzart. Dazu zwei Beispiele von diesem Abend:
Gemäss den mir zur Verfügung stehenden Daten krachte um 23.56 Uhr in Birmensdorf ein CG in den Boden:

Quelle:
https://kachelmannwetter.com/ch/blitze/ ... 56908.html
Auf dem Videomaterial war aber davon nichts erkennbar.
23.56h, Blickrichtung S/SW (Screenshot 30fps, der Einschlagsort gemäss obiger Analyse ist grosszügig eingekreist)

Blitz im Video nach 7m22s
Nun kann man argumentieren, dass bei einer Bildfrequenz von 30fps der Blitz nicht zwangsläufig im Video sichtbar sein muss. Allerdings ist mir bei meinen Aufnahmen (obwohl ich die meisten nahen CG’s entsprechend abfrage) noch nie ein solcher Fall begegnet. Möglicherweise macht der Rolling-Shutter-Effekt oder eine Überbelichtung das Bild zunichte, aber der Blitz wäre zumindest im Ansatz erkennbar, speziell in der Nacht.
Desweiteren könnte man argumentieren, dass der Niederschlag den Blitz verdeckte. Das wäre zwar möglich, aber auch hier müsste ich einwenden, dass der Blitz auf diese Distanz (Distanz zum Einschlag ca. 2.8km bei einer Sichtweite von mind. 2.2km) trotzdem erkennbar sein müsste. Der Niederschlag war zwar stark, aber nicht so stark um das Licht des Blitzes komplett zu verschlingen. Daher lege ich mich fest und behaupte: Das war kein Erdblitz.
Den gegenteiligen Fall gab es mit dem oben bereits erwähnten Naheinschlag in Uitikon nur knapp sieben Minuten später:
Hier zwei Screenshots des Blitzes aus dem Video:
00.06h – Blickrichtung SO (Screenshot 30fps, das erste Bild mit perfektem Rolling-Sutter-Effekt)

Blitz im Video nach 7m50s
Und dazu die Blitzanalyse:

Quelle:
https://kachelmannwetter.com/ch/blitze/ ... 69203.html
Der Einschlag ist auf dem Video zwar nicht klar erkennbar, weil der Wald die Sicht versperrt. Aber der mutmassliche Einschlagsort in Uitikon liegt ungefähr 60m höher als der Kamerastandort. Es ist also nicht so, dass der untere, nicht sichtbare Teil des Blitzes noch eine grosse Distanz bis zum Boden hätte zurücklegen müssen. Also lege ich mich auch in diesem Fall fest und behaupte: Das war ein Erdblitz.
Aber dafür ist die Ortung korrekt: Gemäss den Videobildern und der gemessenen Dauer von Blitz zu Donner (6.3sek - im Video nicht "massstabsgetreu"!) müsste der Blitz ungefähr hier eingeschlagen haben:

Quelle:
https://map.geo.admin.ch/

Quelle:
https://map.geo.admin.ch/
Soweit mein Spottingbericht vom Mittwoch. Nun gehe ich an die Sichtung der Aufnahmen von gestern Abend. Aber vorher sende ich den Link zum Video noch an den vorlauten Kollegen der Schrebergarten-Grillrunde
En Gruess - Tobi
Edit: Quelle ergänzt