Hoi zäme
Schon vor einer Woche hatte ich auf den Freitag mit Roland Morgenthaler ein Treffen vereinbart, mit allfälligem Chasing, weshalb er auch die Drohne einsatzbereit machte. Vor ein paar Tagen hatte in der Mittelfrist der DWD ein recht spannendes Szenario drin (Danke Ralph für den Hinweis). Ich hatte leider keine Zeit, wie sonst üblich Wetterkarten zu studieren, weshalb ich mich entschied eher spontan und intuitiv vorzugehen; die Lage (wie wir in Vorposts lesen können) war ohnehin ziemlich vertrackt. Estofex hatte für die ganze Schweiz ein Level 1 und für weite Teile Süddeutschland einen Level 2 draussen; und Janeks WRF simulierte für die Schweiz keine einzige konvektive Entwicklung, was mir spanisch vorkam. Draussen vor meiner Türe war es tüppig, schon vom frühen Nachmittag an und man konnte die Gewitterluft fast riechen. Auch die Wolken am Himmel waren eindeutige Vorboten; und Cosmo 2 rechnete einen rechtmassiven "Brocken", mit zeitweiliger Maximalniederschlagssumme (violet > 40 mm), der ins nördliche Mittelland hinauslaufen würde - dummerweise voll ins Appenzell, wo ein herkömmliches Chasing kaum möglich ist.
Aber als Roland und ich unterwegs den Zellsplit auf dem Radar beobachteten, war mir klar, welcher Spotterplatz infrage kam, den ich einmal im Zusammenhang mit einem Megablitzeinschlag rekognoszierte. First heisst der Weiler (mit "i" und nicht mit "ö"...

), östlich von der Kyburg. Es war der perfekte Standort, denn wir standen direkt unter dem Aufwindbereich, nördlich der Versorgungslinie, der genug windstill war, damit Roland in aller Ruhe seine Drohne steigen lassen konnte.
Bild 01: Blick auf die Superzelle mit Wolkenabsenkung, bzw. mit leicht rotierender Wallcloudsignatur. Foto von Roland Morgenthaler mit der Drohne aufgenommen:
Bild 02: Blick nach Westen, am Rande des Aufwindbereichs, mit Blick an die eine bogenförmige Flanke der Superzelle. Foto Cyrill Steiger:
Bild 03: Die Wallcloud wurde immer massiver und bedrohlicher. Die leicht rotierende, im Zentrum stehende, komplett auskondensierte Wolkenabsenkung, stand gerade mal 50-60 Meter über den Baumwipfeln, also rd. 75-80 Meter über Grund. Da fehlte nicht mehr viel........

Foto Cyrill Steiger
Ich zeige hier einmal eine kleine Auswahl aus den Dutzenden von Bildern, die wir gemacht haben.
Als wir danach diese Zelle verfolgten, gab es zunächst zwei Möglichkeiten: A: auf die Autobahn in Richtung St. Gallen und durch den Core bei Wängi / Aadorf. Doch wir wussten nicht, wie gross die Hagelkörner sein würden. Bei dieser Radarsignatur doch ein erhöhtes Schadenpotenzial.... Also B: weiter nach Frauenfeld. Dort entschieden wir uns für eine Position östlich von Kreuzlingen, statt über Weinfelden in den Core zu fahren. Zelle klappte zusammen. Aber bereits vor dem Verlassen der Autobahn bei Kreuzlingen Süd, sah ich mir die Wolkenformationen im Westen an (es war noch hell) und sagte zu Roland: "Da unten kommt später nochmal was...." Später in der Dämmerung sah man schön die Castellanus und daraufhin ein schöner Congestus, der "den Lift" bei Stockach benutzte.
Bild 04: Freier Blick auf die inzwischen erwachsen gewordene Stockachzelle. Bild Cyrill Steiger
Gibt dann irgendwann noch mehr Bilder hier...
Danke Roland; war ein Top 10-Chasing
Gruss Cyrill