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Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: So 30. Jun 2024, 12:34
von crosley
Hoi Zäme

Wie immer vielen Dank für die tollen Berichte und Bilder. :up:
Gestern gab es wieder mal Zeit, auf die Gewitterjagd zu gehen. Wie sich der Tag dann aber entwickelte (oder eben nicht ;) ) bezüglich Gewitter in der Westschweiz, ist ja bereits bekannt. Trotzdem gab es für uns dann nach einem langen Tag (irgendwie hatte ich schon auf Auslöse bereits am Nachmittag gehofft), doch noch etwas zu sehen.
Wir positionierten uns bei Bullet (oberhalb Yverdon). Ab 21:00h kam da was den Genfersee hoch und schliesslich so um 21:45h, konnten wir während gut 40 Minuten das Gewitters schön beobachten. Ganz kurzzeitig war an unserem Standort dann auch noch etwas kleiner Hagel dabei.
Zusammen mit dem Gewitter, begleitet von Biltz und Donner, fuhren wir dann so um 22:30 wieder nach Hause.


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Viele Grüsse
Crosley

Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: So 30. Jun 2024, 13:12
von Cyrill
Cyrill hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 22:30
Rontaler hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 21:43 Tja es scheint überall zu klappen mit den Gewittern, ausser im Gewitterfriedhof Deutschschweiz. Das Spiel Deutschland gegen Dänemark, das in Dortmund ausgetragen wird, musste wegen kräftigem Gewitter unterbrochen werden.
Wer den Sound liebt und vermisst: In Spielminute 34:21, kurz vor Spielabbruch ein schöner Naheinschlag beim Dortmunder Stadion und ringsherum schöne CG's!

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Naheinschlag nach Spielabbruch, der von den dänischen Spielern sofort gefordert wurde, weil sie sich der Gefahr von einem Blitz getroffen zu werden bewusst waren. Angeblich wollten die Deutschen unbeirrt weiterspielen, wie es heisst! Aber die Dänen haben da ein realistischeres Bild auf das Thema Blitzschlag / Unwettergefahren, welche auch bei vielen Veranstaltern z.B. von Sportanlässen Outdoor völlig unterschätzt werden. "Ramt af lynet" ("Vom Blitz getroffen") heisst das Buch eines Fussballspielers aus Dänemark, der während einem Training auf dem Rasen vom Blitz getroffen wurde und ihm in der Folge ein Bein amputiert werden musste. Karriereende auf einen Schlag.

https://www.msn.com/de-ch/nachrichten/o ... r-BB1p99lk#

Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: So 30. Jun 2024, 13:40
von Willi
weil sie sich der Gefahr von einem Blitz getroffen zu werden bewusst waren.
Wie steht es eigentlich um die Blitzschlaggefährung für die x-1000 Zuschauer? Irgendwie doch schizophren, die Spieler gehen in die Kabinen, und der Rest bleibt vor Ort. Klar, eine Evakuation in Minutenschnelle ist illusorisch. Trotzdem, ein etwas komisches Gefühl bleibt zurück, über diese Gefährdung ist in den Medien nichts zu lesen oder zu hören.

Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: So 30. Jun 2024, 13:51
von Willi
In Sierre stehen ganze Industrieviertel und Quartiere unter Wasser, die Bewohner werden mit Helikopter evakuiert:
Dazu aktuell nzz.ch
Die Rhone richtet im Wallis wieder grossen Schaden an – trotzdem tritt der Kanton beim grössten Hochwasserprojekt der Schweiz auf die Bremse

Die Rhone ist wegen der starken Regenfälle am Wochenende an mehreren Stellen erneut über die Ufer getreten. Die Gefahrenlage ist den Verantwortlichen seit Jahren bekannt. Trotzdem will der Kanton Wallis das grösste Hochwasserprojekt der Schweiz redimensionieren. Der Fall steht exemplarisch für den Konflikt zwischen Hochwasserschutz und Landwirtschaft.

Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: So 30. Jun 2024, 16:31
von Tinu (Männedorf)
Meine Story zur Unwetterlage auf den Tamediatiteln, fürs Sturmforum freihaus (mit Bild von Crosley):

Unwetter über der Schweiz
Gewitter stauten sich an den Alpen – so kam es zur Katastrophe
Im Tessin und im Wallis sind seit Samstagabend teilweise über 200 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Es gab mehrere Todesopfer und enorme Sachschäden. Wie kam das zustande?

Die Nachrichten und Bilder, die am Sonntagmorgen aus dem Wallis und dem Tessin kamen, sind erschreckend: Die Rhone führt ein Extremhochwasser, ganze Quartiere wurden überschwemmt, Brücken wurden weggerissen, Menschen kamen uns Leben oder werden vermisst.

Seit Samstagnachmittag kamen in Teilen des Tessins und im Oberwallis enorme Regenmengen vom Himmel. Das zeigt der Blick auf die Regensummenkarten. So sind im Maggiatal und im westlichen Locarnese sowie im Grenzgebiet zwischen dem Oberwallis und Italien teilweise über 200 Liter pro Quadratmeter gefallen. Zur Einordnung: Das ist mehr als die durchschnittliche Regensumme eines ganzen Juni-Monats.

Hohe Regenmengen in kurzer Zeit sind in den Sommermonaten vor allem im Tessin nicht aussergewöhnlich. Derartige Summen sind allerdings selbst für die gewittererprobte Alpensüdseite (viel) zu viel.

Es stellt sich die Frage: Wie kann so etwas passieren?

Am Ursprung steht eine Wetterlage, deren Brisanz sich bereits vor mehreren Tagen in den Modellkarten abgezeichnet hatte. Ein Höhentief (ein Gebiet tiefen Luftdrucks in den oberen Luftschichten) verlagerte sich von Freitag auf Samstag von Spanien her nach Frankreich. Die Luft auf der Nordhalbkugel wird stets im Gegenuhrzeigersinn um solche Tiefdruckgebiete herumgelenkt. Daher setzte mit der Verlagerung dieses Höhentiefs ein Zustrom von sehr heissen, feuchten und instabilen Luftmassen aus den Subtropen ein.

Mit der Annäherung des Höhentiefs (und einer daran gekoppelten Kaltfront aus Westen) kamen im Verlauf des Samstages mehrere Prozesse in Gang, die sich je nach Region unterschiedlich auswirkten.

Über dem Süden Frankreichs entwickelte sich ein Gewittercluster, der im Verlauf des Abends und in der Nacht Richtung Nordosten zog. Ursprünglich musste davon ausgegangen werden, dass auch Teile der Westschweiz und der Nordwestschweiz von diesem Gewitterkomplex heimgesucht würden. Das war dann allerdings nicht der Fall. Die heftigsten Unwetter beschränkten sich auf Frankreich und Deutschland, die Romandie wurde «nur» gestreift.

«Unheilige Allianz» verschiedener Faktoren

Völlig anders entwickelte sich die Lage auf der Alpensüdseite. Im Verlauf des Samstags bildeten sich über Norditalien früh erste Gewitterzellen. Diese zogen dann in der starken südlichen Höhenströmung Richtung Alpen. Wegen der eher langsamen Verlagerung des gesamten steuernden Wettergebildes setzte sich dieser Prozess über Stunden hinweg fort. Das heisst: Immer wieder bildeten sich neue Gewitterzellen in der explosiven Luftmasse, wobei sich diese Zellen oftmals über nahezu identische Zugbahnen bewegten. Es wurden also immer wieder dieselben Regionen heimgesucht.


Als zusätzlicher, verstärkender Faktor kam die Topografie hinzu. Im Stau der Alpen verstärkten sich die Hebungsprozesse, die Niederschläge intensivierten sich zusätzlich. Eine Rolle spielte sicher auch die Tatsache, dass die Monate Mai und Juni bisher bereits sehr nass waren. Die Gewitterregen trafen also auf Böden, die bereits mit Wasser gesättigt sind.

Diese «unheilige Allianz» verschiedener Faktoren dürfte am Ende zur Katastrophe im Wallis und im Tessin geführt haben.

Warum keine Unwetter in der Deutschschweiz?

Anfänglich befürchteten die Meteorologen am Samstag auch für die Deutschschweiz heftige Gewitter. Diese blieben jedoch aus. Das gesamte Mittelland zwischen Bern und Bodensee erlebte einen geruhsamen Abend, einzig gestört durch schwaches Getröpfel aus einem trüben Himmel.

Warum das so war, kann nicht mit letzter Gewissheit gesagt werden. Das «Verhalten» von Gewittern ist grundsätzlich schwer exakt vorherzusagen, da es sich um verhältnismässig kleinräumige und auch chaotische Systeme handelt.

Was aber in der Deutschschweiz am Samstag auffiel, war die enorme Konzentration von Saharastaub in der Luft. Bereits in den Mittagsstunden verschwand die Sonne vielerorts hinter einem dichten Schleier. Dadurch wurde die für Gewitter förderliche Aufheizung der Luftmassen in Bodennähe reduziert. Das zeigte sich auch an den Temperaturen. Im Raum Zürich wurde die 30-Grad-Marke am Samstag beispielsweise nicht geknackt.

Zudem schwappten in der starken Föhnströmung bereits früh erste schwache Niederschlagsfelder über die Alpen nordwärts. Am oberen Zürichsee fielen aus diesem Staub-Wolkengemisch Regentropfen zu Boden, welche die Windschutzscheiben der Autos braun färbten. Der Unwetterlage wurde so in der Deutschschweiz wohl früh der «Zahn gezogen».

Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: So 30. Jun 2024, 16:33
von helios
In der Gefahrenkarte des Kantons war um Fontana herum nichts eingetragen:

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(Quelle)

Aber die Schäden sind massiv, wie in diesen Helikopteraufnahmen zu sehen ist. Leider nicht nur Sachschäden.
https://x.com/Cantone_Ticino/status/1807376351441158564

Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: So 30. Jun 2024, 18:49
von Tinu (Männedorf)
Das Statement des Gemeindepräsidenten von Lavizzara gehört hier rein. Es ist herzzerreissend. Der Mann hat realisiert, dass es für ihn und "seine" Leute unter Umständen in diesem Gebiet keine Zukunft mehr gibt. Das ist nicht Bangladesch. Das ist das Tessin.


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Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: So 30. Jun 2024, 21:31
von Kaiko (Döttingen)

Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: Mo 1. Jul 2024, 07:08
von Mathias Uster
Eindrücklich, die Schwemmholzmassen, die Locarno momentan umzingeln. Ich nehme an, dass diese vom Maggiadelta her hochgetrieben wurden. Ans Bädele ist an diesen unappetitlichen Ufern diesen Sommer wohl kaum zu denken. Leider war die Fotoqualität aus dem fahrenden Zug heraus zu schlecht für eine Dokumentation.

Re: {FCST} Schwergewitterlage, 29./30. Juni 2024

Verfasst: Mo 1. Jul 2024, 10:40
von B3rgl3r
Mathias Uster hat geschrieben: Mo 1. Jul 2024, 07:08 Eindrücklich, die Schwemmholzmassen, die Locarno momentan umzingeln. Ich nehme an, dass diese vom Maggiadelta her hochgetrieben wurden. Ans Bädele ist an diesen unappetitlichen Ufern diesen Sommer wohl kaum zu denken. Leider war die Fotoqualität aus dem fahrenden Zug heraus zu schlecht für eine Dokumentation.
Da sieht man das Holz...
https://ascona-locarno.roundshot.com/madonnadelsasso/
https://ascona-locarno.roundshot.com/tenero/
https://albergosanbernardo.roundshot.com/
und da
https://www.bergfex.ch/sommer/cardada/webcams/c6239/

//Update: Rappidmapping sind hochauflösende Bilder drin. u.a. auch von der Einmündung Maggia. Die Aufnahmen weiter hinten im "Valle di Peccia" und bei Fontana sind leider wirklich sehr sehr traurig anzusehen... (auf einem Bild sieht man sogar den SuperPuma bei der Evakuation). Ich verzichte es aber hier die Bilder zu verlinken.