Hallo zusammen
Ich möchte angesichts der aktuellen Lage mal eine generelle Diskussion zum Thema Omega-Lage vom Zaun reissen. Seit mehreren Tagen sprechen wir bezüglich der aktuellen Grosswetterlage von einem Omega. Auch in den Medien und bei verschiedenen Wetterdiensten taucht der Begriff Omega auf. Allerdings plagen mich diesbezüglich ziemliche Zweifel, ob denn diese Terminologie überhaupt angebracht ist. Oder Klartext: Ich bin der Ansicht, dass wir bei dieser aktuellen Wetterlage die Bezeichnung Omega zumindest mit Vorbehalten verwenden sollten.
Fangen wir mal ganz vorne an. Wie definiert sich eigentlich eine Omega-Lage?
Im Wetterlexikon von Top-Wetter.de
http://www.top-wetter.de/lexikon/o/omegalage.htm ist das folgermassen zusammengefasst:
Eine Omegawetterlage ist eine Wetterlage, bei der ein großes, stationäre, warmes Hoch über Mitteleuropa die Tiefdruckgebiete in einem weiten Bogen um das europäische Festland herum führt und somit die für die Mittelbreiten charakteristische Westdrift eine Zeitlang blockiert. Verantwortlich für die Namensgebung sind dabei zwei Höhentröge, die an der westlichen und östlichen Flanke des Hochs liegen, so dass die Höhenströmung (zum Beipsiel in 500 hPa) an die Form eines großen griechischen Omegas Ω erinnert.
Im Sommer sind Omegawetterlagen mit beständigem, warmen Hochdruckwetter verbunden. Im Winter kann an der Südflanke des Hochs bisweilen kalte Luft aus Osteuropa herangeführt werden, so dass es dann sehr kalt mit Dauerfrost sein kann.
Eine klassische, gut ausgeprägte Omega-Lage gab es zum Beispiel im Mai 2008. Wir sehen auf der 500hpa-Karte vom 08.05.2008 ein mächtiges, stationäres Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, flankiert von zwei gut ausgeprägten Höhentrögen über Osteuropa und der Biskaya:
Sehen wir uns nun zum Vergleich die aktuelle Situation an (GFS-Output für Morgen Freitag):
Ich sehe auf dieser Karte primär ein flaches Skandinavienhoch, welches (noch) durch die Warmluftadvektion vorderseitig des atlantischen Langwellentroges gestützt wird. Der für ein Omega charakteristische Höhentrog an der Südostflanke des Hochs fehlt aber praktisch vollständig. Der nächste einigermassen markante Höhentrog liegt über Sibirien.
Auch der Höhenjet, der bei den kräftigen Omega-Lagen grossräumig um das Hochdruckgebiet herumgeführt wird (eben in Omega-Form), macht in der aktuellen Situation eher eine "Spitzkehr":
Am Wochenende läuft der atlantische Höhentrog dann bereits in unser "Omega"-Hoch hinein und drückt es nach Osten. Kurzwellentröge unterlaufen das Hoch aber bereits früher, nämlich Freitagnacht und am Samstag:
Und auch der Höhenjet läuft "Chruut und Rüebli":
Das alles veranlasst mich dazu, diesem Hochdruckgebiet den Begriff "Omega" zumindest ernsthaft streitig zu machen. Mir ist natürlich bewusst, dass sich auch bei der aktuellen Lage auf den Karten rein optisch eine Omega-Form erkennen lässt, wenn man so will. Allerdings gehört das Omega-Hoch für mich zu jenen "starken" Wetterlagen, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und den Wettercharakter über Wochen, ja sogar Monate hinaus prägen. Ob das hierbei der Fall ist, wage ich ernsthaft anzuzweifeln. Lange Rede, kurzer Sinn: Irgendwie ist mir dieses Omega zu wenig Omega-haft...
Meinungen, Kritik, Steine...?