Auch wenn es schon spät ist, schreibe ich nun noch den Bericht zum Sonntag.
Ich durfte netterweise mit Phil mitfahren. Wir trafen uns um 14 Uhr in Zürich und peilten als erstes den Jura an, da search.ch dort mit einer ersten Zelle rechnete. In Richtung Basel zogen immer mehr Schichtwolken auf, die uns ein wenig skeptisch machten. Nur irgendwo weit im Schwarzwald war ein Cumulus zu sehen. Wir legten in Laufen einen Halt ein und checkten die Wetterdaten. Über Frankreich westlich des Juras war ein ausgedehnteres Niederschlagsgebiet vorhanden ohne jegliche Blitze.
Dazu hatte bereits ein etwas kühlerer West bis Nordwestwind eingesetzt, der in der Folge die Temperaturen und Taupunkte im Mittelland westlich von Zürich sinken liess.

Immerhin lockerte sich das Schichtgewölk wieder auf. Aber Nordwestwind am Jura = Joran = Konvergenz mit Föhn = Zellen im Mittelland. So war eine unserer Überlegungen, die sich später dann tatsächlich bestätigen sollte.
Am Jura tat sich rein gar nichts, dafür schossen weit im Südosten Wolkentürme in die Höhe. Leider fransten sie immer wieder aus, doch es schien sich immerhin etwas zu regen. Ich probierte in der Zeit die Fotokamera aus, deren Bedienung mir meine Schwester am Samstag rasch erklärte.
Wir fuhren also zurück nach Basel und dann über die A2 in Richtung Luzern, da im Napfgebiet Radarsingale auftauchten. Zudem hatte sich eine Konvergenzlinie gebildet. Die Napfzelle schien laut dem Radar aber nur schwach zu sein und rasch zu zerfallen (zu starke Windscherung?).
In Reiden verliessen wir die Autobahn und machten eine weitere Lagebesprechung. Der Westwind hatte sich schon bis nach Zürich vorgearbeitet und das Potential schien zu sinken. Nur einzelne Mittellandstationen und das Thurgau hatten noch Taupunkte >10°C. Mehr als 100 Kilometer nördlich von Schaffhausen war auf dem Radar die einzige interessante Zelle zu sehen... viel zu weit weg. Wir überlegten, ob wir aufgeben sollten, doch dann machten wir uns auf den Weg nach Südwesten wo es zumindest ein wenig quellte. Die exakte Strecke weiss ich nicht mehr, da es dann plötzlich interessant wurde. Rasch schossen mehrere Cumuli in die Höhe. Ein Turm sah interessant aus, aber davon erhofften wir uns kein richtiges Gewitter, da er viel zu klein und instabil schien. Als Fotoobjekt gefiel er uns dennoch sehr:
Danach ging es Schlag auf Schlag. Es entstanden immer mehr hochreichendere Quellwolken und bald war auf dem Radar in der Region Fribourg ein erstes Signal zu sehen, das rasch eine hohe Intensität erreichte. Da die Zellen sehr schnell zogen, ging es nun wieder in Richtung Aargau, um sie dort abzupassen. Auf dem Radar erschienen nach kurzer Zeit weitere Zellen rund um die erste.
Dabei entstand dieses Foto. Hier müsste Phil euch sagen, wo das war, ich weiss nicht wo wir genau durch gefahren sind, war viel zu beschäftigt. Wird wohl irgendwo zwischen Langenthal und Huttwil gewesen sein. Zumindest zeigt es die Multizelle als sie sich im Bereich Bern befand.
Dann mussten wir uns beeilen, um noch bessere Fotos zu schiessen. Also ging es nach Egerkingen, wo wir kurz vor der Zelle eintrafen. Es windete ordentlich und Regenvorhänge waren zu sehen, sowie einige Blitze, von denen wir aber keine Bilder haben. Wir suchten einen Hügel für einen besseren Blick - erfolglos. Da sich das Gewitter rasch näherte und wir vor dem core punch (heisst glaube ich so wenn man genau rein fährt) noch einige Bilder wollten, verlagerten wir unseren Standort nach Aarau.
Irgendwo entstand noch dieses Bild, ich glaube das war bei Egerkingen, bin mir aber unsicher:
Leider konnte ich vom Auto aus nicht über das Brückengeländer fotografieren, sonst wäre das sicher ein tolles Bild geworden.

Naja, man lernt dazu. Die Zeit war halt knapp.
Bei Aarau fuhren wir etwas planlos umher. Langsam schien sich das Ganze abzuschwächen und so legten wir Frick als nächstes Ziel fest in der Hoffnung noch etwas zu Gesicht zu bekommen oder mitten in eine Zelle zu fahren. Was dann kam war ein langweiliges Getröpfel - die Energie war raus, was auch der Radar und die CAPE-Karten bestätigten. Am Napf entdeckte ich eine neue Zelle, die nochmals aufzupoppen schien laut Radar. Phil meinte aber sie hätte keine Chance mehr wegen dem fehlenden CAPE und damit behielt er (leider) recht. Immerhin kamen wir so genug früh in Zürich an und ich war noch zu einigermassen humaner Zeit zuhause. Übrigens gabes dort den ersten Sommertag mit 27.0°C.
Phil kann eventuell noch ergänzen oder korrigieren.
Alles in allem war es ein tolles erstes Chasing

Hat Spass gemacht und war sicher auch lehrreich.

Und ich werde WRF in Zukunft kritischer Betrachen. Das Modell machte mich skeptisch, waren doch kaum Zellen prognostiziert. Da die Parameter insgesamt stimmten, erwartete ich Gewitter. Nun habe ich gelernt: WRF hat zwar eine hohe Auflösung aber das ist scheinbar nicht alles.
Freue mich schon auf die nächste ordentliche Krach-Lage. Vielleicht noch etwas mehr Hitze das wäre toll.