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Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: Di 15. Mai 2012, 10:57
von Microwave
Danke, Willi, und yuchhee!

Hatte da letztes Jahr nämlich ein seltenes Erlebnis bzgl. der HKL gehabt:
Eines Morgens im letzten Frühling hatte ich nach dem Aufstehen zum Fenster hinaus geschaut und den knallblauen Himmel über und über gesprenkelt mit kitschig schneeweissen, dicken Cumuli Congestus vorgefunden. Die Wirklichkeit hatte tatsächlich verblüffende Ähnlichkeit mit einer einfachen Kinder-Zeichnung gehabt.
Auf dem Radarbild hatte es dann nicht minder interessant ausgesehen - Bei einer Zugrichtung nach Süd-Ost hatten um die Mittagszeit herum Unmengen an winzigen gelben Zellchen begonnen, gut verteilt vom Rheingraben und den Vogesen aus über die Nordwestschweiz zu ziehen.
Und warum hatte es von einem auf den anderen Tag so unglaublich explosiv ausgeschaut? Der Blick auf den damals noch abonnierten Zoomradar hatte das "Zurückschieben" des Temperaturprofils um bestimmt 10°C in 5km Höhe offenbart und daher hatte ich endlich gewusst, warum der Himmel damals so kitschig ausgesehen hatte.

Ich liebe derart die Unberechenbarkeit und "Frische" des Wetters nach dem Einfliessen von Höhenkaltluft - Vielleicht ja tatsächlich morgen mal wieder?


Grüsse - Microwave

Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: Sa 22. Sep 2012, 17:14
von Microwave
Wieder mal eine Frage:

Ich habe mal nach "Left Exit"-Bereich gegooglet, da ich diesen Begriff schön öfter im Zusammenhang mit Hebung vernommen hatte, und fand ein paar aufklärend wirkend sollende Bilder, die den Jetstreak um einen Trog herum (korrekt ausgedrückt?) darstellen.

Bild
(Quelle: Sturmforum, "https://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=61038")
Man schreibt zu der Grafik, dass der "Left Exit"-Bereich zum Vorhersagezeitpunkt über der Schweiz liege, und die Stromlinien scheinen dort ja auch wieder auseinander zu gehen, wie ich zu erkennen glaube.

Ich habe allerdings Probleme dabei, zu verstehen, was an diesem Jet-Exit jetzt "links" sein soll.
Für mich ist das eher rechts. Was betrachte ich hier wohl falsch?!

Und noch etwas: Stimmt es, dass man aus dem Verlauf des Jets die etwaige Zugrichtung der Zellen voraussagen kann, wenn eine gewöhnliche konvektive Wetterlage ansteht, oder sind dafür andere Windrichtungen stärker massgebend?
Welche Karten zeigten mir denn, ob eher Left- oder Rightmover zu erwarten wären, wenn nächstes Jahr mal wieder eine Superzellenlage anstünde? Könnte man etwaige Karten überhaupt für voll nehmen, wenn man sich die Sache erst am Abend vorher durch"studierte"?

Bitte um kurze Aufklärung über obige Punkte. ;)


Grüße - Microwave

Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: Mi 3. Okt 2012, 19:24
von Microwave
Sind die Fragen zu dämlich, oder kann man das gar nicht pauschal beantworten? :?:

Grüsse - Microwave

Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: Mi 3. Okt 2012, 20:12
von Willi
Hallo Microwave

Stelle dich in den Jet, mit dem Rücken gegen den Wind. Dann ist der left exit links. Relevanter dürfte eher 300 hPa sein.

Zur zweiten Frage. Die ist nicht so einfach. Die Zellenbewegung folgt im statistischen Mittel am ehesten dem 700 hPa Wind. Und Superzellen gehen dann rechts oder links weg. Aber das ist eine grobe Faustregel.

Zur Förderung von Right/Leftmover: kann man grob aus dem Wind-Hodographen herauslesen. Eine Krümmung nach rechts (mit zunehmender Höhe, 0-3 (Anm: korr. von 6 auf 3) km oder so) fördert Rightmover, eine solche nach links Leftmover. Keine Ahnung, ob es Karten gibt, die sowas anzeigen.

Soviel in Kürze zu deinen Fragen. Ausführliche Antworten führen zu einem Roman, googeln könnte weiterhelfen.

Gruss Willi

Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: Do 4. Okt 2012, 14:02
von Severestorms
Willi hat geschrieben:Zur Förderung von Right/Leftmover: kann man grob aus dem Wind-Hodographen herauslesen. Eine Krümmung nach rechts (mit zunehmender Höhe, 0-6 km oder so) fördert Rightmover, eine solche nach links Leftmover. Keine Ahnung, ob es Karten gibt, die sowas anzeigen.
Siehe zum Beispiel hier: http://www.estofex.org/guide/1_4_5.html

Und sehr gut veranschaulicht hier: http://www.met.tamu.edu/class/atmo352/ch4.pdf

Gruss Chris

Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: Do 4. Okt 2012, 15:13
von Microwave
OK, vielen Dank für die Antworten!

Ich hätte nochmal eine Frage: Man munkelt ja - soweit mir bekannt ist - immer wieder davon, dass Kurzwellentröge im Vergleich zu ihren langwelligen Pendants sehr hebungsintensiv sind.
Hat das letztenendes auch mit Divergenz zu tun, oder wie kann man das (laienhaft) erklären?


Windige Grüsse - Microwave

Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: Fr 6. Mär 2020, 18:25
von Microwave
Wo findet man Reanalysis-Karten, die bis mind. 01.01.2006 zurückgehen, und die eine höhere Auflösung bieten als die von wetter3.de (Europa)?
Idealerweise mit einer Auflösung kleiner gleich 6 h.

Grüsse - Microwave

Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: Fr 6. Mär 2020, 19:02
von pterozaurus
Hallo Microwave,
evtl. die Wetterzentrale (6h)
https://www.wetterzentrale.de/de/reanal ... 0&nmaps=24
oder infoclimat.fr https://www.infoclimat.fr/cartes/observ ... rance.html

Grüße
Stephan

Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: So 8. Mär 2020, 15:05
von Markus Pfister
Kachelmannwetter hat die neuen ERA-5 hier: https://kachelmannwetter.com/ch/reanalyse
Im Moment bis 1979 zurück, 3-stündig, Gitter ca. 30km

Gruss

Markus

Re: Einige grundsätzliche Fragen

Verfasst: Mi 1. Jul 2020, 18:28
von Microwave
Hoi zäme!

Ich habe ja jetzt schon sehr lange immer die Quellungen beobachtet bei Gewitterlagen.
Zwei Punkte fallen mir immer wieder auf egal warum dass es klemmt:

1. Wenn es klemmt, ist es ganz oft so wie wenn die Cumuluswolke gut bis sehr gut aussieht oben, und dann
schaut man an die Unterseite und die ist irgendwie schon halber verrissen.

2. In den nächsten Minuten franst auch die Oberseite aus und sieht nicht mehr gescheit aus, die Wolke ist aber NICHT
an der Tropopause! Eher wie wenn die die Wolke wiederrum verreisst, aber diesmal oben.

Mögliche Erklärungsversuche:
1. Ich stelle mir vor wie wenn genug feuchte Luftpakete aufsteigen und die Wolke hart und scharf aussieht.
Nachher zieht die Wolke aus einer schlechten Umgebung irgendwie Luft, wo nicht so kondensieren mag (welche mit einem
niedrigeren TP wohl also...) und das verdunstet dann wieder das Wasser wo eben grad kondensiert ist.

2. Die Wolke stösst vor in trockenere Luftschichten und trocknet ab/verdunstet einfach von oben..?
Ist das ein "Deckel"?
Deckel stelle ich mir aber vor wie die Wolke sieht weiterhin gut und hart aus und fliesst einfach am Deckel auseinander, vereist
aber nicht, also dürfte sie gar nicht ausfransen.
Mögliche Konklusion zu 2: Es gibt zwei Arten von Deckel:
- Einen wo der Temperaturverlauf weniger steil verläuft wie unterhalb und oberhalb.
- Einen wo die Luft einfach so trocken ist dass die Wolke grad wieder verdunstet.

Wie erklärt ihr euch warum die Cumuluswolken auf die eine oder andere Art zerfransen auf grad einmal 3 km Höhe?
Gerne auch weiterführende Links, wenn es so eine Erklärung schonmal gibt.

P.S. Kann es sein dass die Theorie von einer Einzelzelle sehr ideal ist (Luft steigt auf ==> Kondensierung ==> Wolke wird
immer höher ==> Stösst an Tropopause... etc.) und in echt ganz oft nicht hinhaut auch wenn es eine Einzelzelle ist?

P.P.S. Ein Gewittersimulator wäre da mal ganz fett :mrgreen: