Haene hat geschrieben:Hallo zusammen
Heute Abend habe ich mich bei der Kapelle auf dem Michaelskreuz oberhalb Root LU positioniert. Von hier kann man die im Mittelland vorbeiziehenden Gewitter schön beobachten.  Leider bin ich in Sache Nachtfotografie nicht so bewandert, die Qualität ist entsprechend mässig. Trotzdem möchte ich euch ein paar Bilder zeigen. 
Hier ein Blitz um 21:17, der wurde oben schon erwähnt. Die Richtung könnte Stimmen, ich hab es auf Swisstopo.ch nachgeschaut. Die Distanz bis östlich von Wiesendangen wären dann etwas mehr als 50km vom meinen Standort (unten ist Rotkreuz, rechts im Bild der Zugersee, dahinter Cham und Steinhausen und im Hintergrund der Albis.
 
Liebe Grüsse vom Hans-Jörg
P.S Die Zeitangaben am Fotoapparat gingen um 35min vor, die von mir oben angegebenen Zeiten sind korrigiert (auf dem Fotoapparat jetzt auch).
 
Hoi Hans-Jörg
Genial Deine Aufnahme ! 
 
 
Kleine Faustregel bei der Blitzforschung und -analyse: je geringer die Blitzfrequenz und je genauer die Angaben des Spotters, inkl. den Exif-Daten seiner Kamera, desto wertvoller (im dokumentarischen Sinne) ist ein Bild. Dabei spielt der künstlerische Wert des / der Bildes /-er keine Rolle. Blitzaufnahmen in der Nacht ist eine Kunst für sich. Je länger die Belichtungszeit, desto stärker wirkt sich die sog. "Lichtverschmutzung" der Atmosphäre aus und das Lichtermeer der dicht besiedelten Schweiz wirkt sich z.B. im Gegensatz zu Australien, oder den endlosen Weiten in den USA, nachteilig aus. Durch automatische Einstellungen der Kameras (die bei billigen oder semiprofessionellen Modellen nicht abschaltbar ist) werden nicht selten noch digitale Restlichtverstärker, automatische ISO-Empfindlichkeitsanpassungen usw. eingesetzt, was zum "Rauschen" der Bilder führt. Dann können Rauschunterdrücker eingesetzt werden.....; alles ein "Chabis" ! Automatik ausschalten, manueller Fokus ein, ISO manuell max. auf 400 ASA. Je nach Lichtverhältnissen bis 25 Sek. Bel.-Zeit, dafür manuell mit der Blende arbeiten. Deshalb empfohlen: sehr lichtstarkes Objektiv - kann durchaus ein Zoom (z,B, 70 . 210 mm) sein. Aber eben, das ist ein Thema für sich und letztlich auch eine Erfahrungs- und Standortfrage (Spotterplatz). 
Zum Thema:
Dein Foto (ich erlaube mir hier einen vergrösserten Ausschnitt zu posten)......
 
.... zeigt am 12.04.2016, um 21:17 Uhr MESZ in nordöstlicher Richtung zwei von insgesamt drei Blitzkanälen, im Abstand von etwas mehr als 54 km (ich finde den Brunok-Distanzrechner für solche Analysen perfekt):
 http://www.brunok.ch/distancecalculatorlarge.aspx
http://www.brunok.ch/distancecalculatorlarge.aspx
Leider darf ich aus rechtlichen Gründen (auch wenn es der Sache dienlich wäre) hier im Forum keine Blitzanalysedaten von Kachelmann posten, nur den Link (dort auf Zürich, Winterthur, 12.04.16, 21:20 Uhr klicken und mit Doppelklick hineinzoomen, dann kann nachvollzogen werden, was ich hier nachfolgende erläutere):
http://kachelmannwetter.com/de/blitze/frauenfeld/
Rechts (also östlich) neben dem helleren Hauptkanal sieht man einen recht schwachen, dünnen Blitzkanal, der KEIN Ast des erwähnten ist, auch nicht in den Wolken abzweigt, sondern gleichzeitig parallel verläuft. Er ist mit -10,4 kA negativ geladen. Hinter dem positiven Kanal von 148,9 kA (d.h. weiter nordöstlich) schlug nochmals ein dritter Blitz ein, der ebenfalls negativ geladen war und ein Arm des zweiten sein könnte.
Dein Foto würde also meine seit etwa 2010 aufgestellte und mit Willi, Andreas (MeteoSchweiz), Roland und Ralph schon mehrfach diskutierte These erhärten, dass simultan (vielleicht mit Verzögerungen im Bereich von Milli- oder Nanosekunden) positive und negative Blitze parallel in unmittelbarer Nähe voneinander einschlagen können. In Bezug auf die Fangladungsverteilung und die quasi separierten Ionenbrücken, die ein Überspringen in den benachbarten Ladungsraum verhindern, wäre eben eine Kette nach dem galvanischen Prinzip äusserst naheliegend. Wie von mir vermutet, wirken sich die beiden unvermischten Ladungsräume und Ionenflüsse die unterschiedlichen Stromstärken dennoch kompensatorisch in Bezug auf die in der Erde gespeicherte Energie aus. Ein Beweis dieser These würde letztlich auch das von mir seit ca. 1998 beobachtete und hier im Forum auch schon vor Jahren erwähnte Phänomen des kräftigen, positiven Schluss-CG's erklären, sozusagen als kompensatorische Massnahme der Natur zum Energieausgleich. 
Statistisch ist erwiesen, dass in den Niederschlags-Kernbereichen von Gewitterzellen überwiegend negative Blitze verzeichnet werden. Statistisch nicht erhoben, aber auf meinen Beobachtungen basierend, ereignen sich positive Entladungen meist ausserhalb, oder am Rande der Zelle, sodann kurz vor Erreichen des vollendeten Reifestadium eines Gewitters, oder am Ende des gesamten Lebenszyklus, d.h. beim Absterben einer Zelle. Sie können (wie dies in Frankreich einmal Andreas, Dr. Funnel, beim Chasen beeindruckt mit mir zusammen erlebte) aus dem Amboss herausschiessen und unter quasi blauem Himmel, neben der Zelle in den Boden einschlagen. Die Blitze aus "heiterem Himmel" sind zu über 90% positiv und demnach auch rd. 15 Mal stärker als ein negativer Blitz mit durchschnittlicher Stromstärke und sind Vorboten einer ankommenden Gewitterzelle. In den USA sterben die meisten Menschen, die vom Blitz getroffen werden, beim Golf spielen, weil sie diese Gefahr völlig unterschätzen. In Frankreich mit Andreas schoss der Blitz rd. 9 km waagerecht aus dem Amboss heraus (wenn nicht noch mehr.... über uns stahlblauer Himmel) und schlug knapp 2 km vor uns senkrecht in einen Acker. Eindrücklich  
 
 
Noch eindrücklicher die "Schluss-CGs, wie ich sie nenne. Nach Abschluss des Entstehungszyklus einer Gewitterzelle, die in sich zusammensackt, sinkt meist die Blitzrate rapide ab; sogar auf Null. Am Anfang, als ich in den ersten Chasingjahren ende der 1990er-Jahre noch nicht so viel Erfahrung hatte, packte ich meine Kameras zusammen und verpasste so das Schluss-Bouquet, die schönen, gleissend hellen und enorm lauten House-Shaker. Heute warte ich natürlich auf das imposante Dessert, was manchmal bis zu 10 Minuten lang Geduld seit dem vorletzten Blitz erfordert. Aber dann standen schon 220 - 240 kA auf dem "Programm" - infernalisch der Sound und meist so hell, dass ich vor dem Zusammenpacken vorsorglicherweise bei der Fotokamera 2-3 Blenden auf ca. Blende 8.0 schliesse, damit der Blitzkanal zu erkennen ist. 
Eines meiner kleinen "Chasergeheimnisse", die ich nun auch langsam (nicht nur im engen Kreis) preisgebe, da dieses Jahr vermutlich meine letzte Saison sein wird...... mal sehen....  
Bei dieser Gelegenheit wünsche ich allen eine erfolgreiche Saison.......
Gruss Cyrill