Werbung

Gewitter 20.07.2008 (Tornadoverdacht Opfershofen und Wasserhose Bodensee)

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
Benutzeravatar
Marco (Hemishofen)
Beiträge: 1364
Registriert: So 23. Jun 2002, 18:15
Geschlecht: männlich
Wohnort: 8261 Hemishofen
Hat sich bedankt: 250 Mal
Danksagung erhalten: 546 Mal

Gewitter 20.07.2008?

Beitrag von Marco (Hemishofen) »

Hoi zämä,

hier noch drei kleine Impressionen vom Seerücken ob Kreuzlingen:

Bild
Bild
Bild

Linda und ich kamen gerade vom Surfen in Steckborn/Berlingen zurück, als es über dem Seerücken zappenduster wurde,
da zogen wir noch kurz vor abgemachtem Grillplausch los für ein Spontanchasing.

Bemerkenswert an dem Tag: viele der Cb's entstanden aus langgezogenen Konvergenzlinien heraus. Nebst der obigen
auf den Fotos, die sich vom Ottenberg über den Bodensee bis nach BaWü zog, waren vorher schon nördlich des Untersees
zwei solcher Linien mit sehr tiefer, aber scheinbar schmaler Basis zu beobachten.

Gruss Marco
Gruss Marco
-------_/)----

Severestorms
Administrator
Beiträge: 6648
Registriert: Mo 20. Aug 2001, 17:21
Geschlecht: männlich
Wohnort: Zürich
Hat sich bedankt: 3765 Mal
Danksagung erhalten: 1659 Mal
Kontaktdaten:

Gewitter 20.07.2008?

Beitrag von Severestorms »

Original von Marco (Stettfurt)
Bemerkenswert an dem Tag: viele der Cb's entstanden aus langgezogenen Konvergenzlinien heraus. Nebst der obigen
auf den Fotos, die sich vom Ottenberg über den Bodensee bis nach BaWü zog, waren vorher schon nördlich des Untersees
zwei solcher Linien mit sehr tiefer, aber scheinbar schmaler Basis zu beobachten.

Gruss Marco
Hoi Marco

Ja, das fand ich auch bemerkenswert. Und diese Konvergenzlinien erstreckten sich meist von SW nach NO (parallel zur Höhenströmung), d.h. die Bodenwinde mussten aus NW resp. SO gekommen sein, was auf starke Richtungsscherung schliessen lässt. So konnten sich die Zellen auch am Leben erhalten, obwohl sie in ihren eigenen Downdraftbereich zogen (das zumindest meine Erklärung).

@Christian: Toller Chasingbericht und eindrückliche Hagelvideos /-fotos!

Gruss Chrigi

- Editiert von Christian Matthys am 22.07.2008, 19:18 -
Founder, Owner and Operator of SSWD - Engaged in Science & Research since 1997.
Follow @SturmarchivCH on Twitter to get accurate information about severe, extreme or unusual weather events in Switzerland - fast and reliable.


rene
Beiträge: 233
Registriert: Di 1. Jul 2003, 10:12
Wohnort: 8623 Wetzikon
Danksagung erhalten: 29 Mal

Gewitter 20.07.2008?

Beitrag von rene »

In Teilen von Seegräben hat es doch wesentlich mehr gewütet als ich mitbekommen habe. Das Unwetter war z.T. sehr lokal und kleinfächig:

80 Prozent der Apfelernte zerstört

Zum Glück ist ein Teil der Äpfel unter einem Hagelnetz.

Benutzeravatar
Kaiko (Döttingen)
Moderator
Beiträge: 2656
Registriert: Sa 1. Sep 2001, 16:23
Geschlecht: männlich
Wohnort: 5312 Döttingen
Hat sich bedankt: 2061 Mal
Danksagung erhalten: 2111 Mal
Kontaktdaten:

Gewitter 20.07.2008?

Beitrag von Kaiko (Döttingen) »

Noch zwei Bildeindrücke von der Jucker Farmart
Bild
Bild


und eins aus Schwyz, wo es die Tanne fast umweht.
Bild

Gruss Kaiko
Mitbetreiber des Sturmarchivs Schweiz und Wetterforscher aus Leidenschaft: http://www.sturmarchiv.ch/

Severestorms
Administrator
Beiträge: 6648
Registriert: Mo 20. Aug 2001, 17:21
Geschlecht: männlich
Wohnort: Zürich
Hat sich bedankt: 3765 Mal
Danksagung erhalten: 1659 Mal
Kontaktdaten:

Gewitter 20.07.2008?

Beitrag von Severestorms »

Schade um die Obstplantagen des Erlebnisbauernhofes Jucker Farmart. Zum Glück hält sich wenigstens der finanzielle Schaden in Grenzen. Trotzdem sehr ;-( !!!
Ein Teil der Plantage, gegen Ruetschberg, ist mit Hagelnetzen geschützt. In diesem Teil ist kein Schaden zu verzeichnen. Bächli: «Hätten wir diesen Schutz nicht gehabt, wäre es vermutlich zu einem Totalausfall der Ernte gekommen.» Doch warum ist nur ein Teil der Plantage mit solchen Netzen geschützt?
«Wir dürfen nicht wegen des Landschaftsschutzes», sagte Ueli Jucker und schüttelt verständnislos den Kopf. «
Dass man wegen des Landschaftsschutzes nicht nach Belieben Hagelnetze aufspannen darf, wusste ich gar nicht. :O


Auch die mutmassliche Superzelle im Kanton Schwyz hat Hagelschäden hinterlassen:
Beträchtliche Hagelschäden

Schon die häufigen Regenfälle haben Gärtnereien, Gemüse- und Obstbauern zugesetzt. Jetzt hat es auch noch gehagelt wie schon seit Jahren nicht mehr.
Es regnet viel diesen Sommer. Viel Wasser kann bei Obst und Gemüse Fäulnis und Pilzkrankheiten erzeugen. Wie Lukas Vogler von der Hofgemeinschaft Urenmatt in Rickenbach bestätigt, sind die Anbauer der Region bis vor kurzem von schlimmen Folgen verschont geblieben. Nach dem Gewitter vom Sonntagnachmittag sieht das Ganze etwas anders aus. In Schwyz sind diverse Kulturen von Hagelkörnern beschädigt worden.

«Diesmal sind wir nicht mehr mit einem blauen Auge davongekommen», sagt Vogler . So starken Hagel hätte es in den vergangenen 15 Jahren nie gegeben. Die reifen Salatköpfe seien nun gehackt und auch die mittelgrossen habe es ziemlich erwischt. Nur die jungen Häupter könnten sich wieder erholen, sollte das Wetter jetzt trocken bleiben. Vielen Zwiebeln habe es den Stiel geknickt. Diese seien nun anfällig auf Pilzbefall.

«Auch die Blüten der Zucchetti sind teilweise kaputtgegangen», so Vogler. Bei den Kürbissen hofft er, dass die Wunden vernarben und das Fleisch trotzdem gut wird. Auch einige erntereife Bohnen seien unverkäuflich geworden. Nur die Gemüsesorten, bei denen das Herz vom Hagel verschont blieb, werden normal weiter wachsen können.

Das Gewitter hat sogar Bäume entwurzelt. So mussten beim Friedhof in Schwyz eine alte Tanne und ein riesiger Nussbaum dran glauben.

Bei den Versicherungsgesellschaften hielten sich die Schadenmeldungen gestern in Grenzen. «Bei uns haben sich bis anhin etwa 30 Automobilisten und 30 Personen gemeldet, die einen Gebäude- oder Hausratsschaden zu beklagen haben», sagt Guido Schelbert von der Mobiliar Versicherung. Dies sei nicht übermässig viel.

Daniela Bellandi
Quelle: http://www.zisch.ch/navigation/top_main ... OID=286017


@Mike: Impressionnant!


Gruss Chrigi
Founder, Owner and Operator of SSWD - Engaged in Science & Research since 1997.
Follow @SturmarchivCH on Twitter to get accurate information about severe, extreme or unusual weather events in Switzerland - fast and reliable.

Benutzeravatar
Rontaler
Beiträge: 3271
Registriert: Do 17. Jan 2008, 18:23
Geschlecht: männlich
Wohnort: 6280 Hochdorf LU
Hat sich bedankt: 658 Mal
Danksagung erhalten: 957 Mal

Gewitter 20.07.2008?

Beitrag von Rontaler »

Hallo zusammen,

Anbei noch zwei Bilder vom Sonntag. Erstaunlich war, dass die Basen der einzelnen Schauer-/Gewitterzellen ausserordentlich tief angesetzt waren. Kann sich jemand dieses Phänomen erklären? Dass die sehr turbulenten Basen so tief waren, war sehr eindrücklich. Besonders am Abend fiel mir unter dieser Aufwindentwicklung eine Richtungsscherung wie aus dem Bilderbuch auf. Bodennah wehte der Wind relativ stark aus Nordosten, in der Höhe aber zogen die Wolken von West nach Ost.. Da die Basis zum Greifen nah war, kriegte ich schon ein wenig das Herzklopfen. ;-)
Bild
Bild

Dieser schöne CB habe ich beim Bahnhof Luzern aufgenommen. Derselbe hat vermutlich beim Farmer Jucker die Ernte zertrümmert:
Bild
(Aufnahmezeit: 17:25 Uhr, Blickrichtung Nordosten)

Gruess!
- Editiert von Rontaler am 23.07.2008, 23:43 -
Wetterfanatisch mit Leib und Seele. :)

Severestorms
Administrator
Beiträge: 6648
Registriert: Mo 20. Aug 2001, 17:21
Geschlecht: männlich
Wohnort: Zürich
Hat sich bedankt: 3765 Mal
Danksagung erhalten: 1659 Mal
Kontaktdaten:

Gewitter 20.07.2008?

Beitrag von Severestorms »

Tornadoverdacht bei Opfershofen (TG) - 20. Juli 2008, zwischen 18 Uhr und 18.30 Uhr MESZ

Aufmerksam geworden bin ich durch einen Hinweis meines deutschen Kollegen Thomas Sävert, welcher mir einen Link der Thurgauer Zeitung mailte:

http://www.thurgauerzeitung.ch/default2 ... &id=370354
Windhose wütet in Obstanlage

Ein kleiner Wirbelsturm hat am Sonntagabend die Kirschenanlage von Ernst Bär in Opfershofen weitgehend zerstört. Familie Meyer war Zeuge des Naturschauspiels.

Opfershofen – Bauer Ernst Bär in Opfershofen muss sich zuerst sammeln. Betrübt blickt er auf die Zerstörung. In seiner Kirschenanlage an der Kreuzlingerstrasse in Opfershofen hat am Sonntag um 18 Uhr eine Windhose, ein kleinräumiger Wirbelsturm, erheblichen Schaden angerichtet. «Ich war im Stall am Melken und hörte ein unheimliches Rauschen. Ich rannte nach draussen und sah, wie der Sturm die Vogel- und Hagelschutz-Netze und Folien über der Anlage steil in die Luft riss und wieder senkte.» Nach ein paar Sekunden war der Spuk vorbei. Der Sturm knickte Pfähle und zerriss Drahtseile in der Anlage. Das vier Meter breite und 50 Meter lange Netz gegen die Strassenseite hin fegte der Wind weg. Ein Bauer fand es in dem ein paar Kilometer entfernten Dorf Leimbach wieder.
Das durch die Luft fliegende Netz hat Theo Meyer von seinem Haus aus an der Oberdorfstrasse in Opfershofen fotografiert. Es habe ausgesehen wie eine Schlange.

Es braute sich was zusammen

Meyer hatte den Himmel schon den ganzen Nachmittag über mit einer gewissen Sorge beobachtet. Er befürchtete, dass ein schwerer Sturm aufziehen würde und wollte die Kamera holen. Karin Meyer war aufgefallen, dass es tagsüber ausserordentlich schwül war und der Wind seine Richtung immer wieder wechselte. Gegen 18 Uhr stand der zwölfjährige Domenic Meyer vor dem Haus und beob-achtete fasziniert das Spiel der Wolken, die durcheinander wirbelten. So etwas hatte er bisher nur im Fernsehen gesehen. Karin Meyer erinnert sich, dass es dunkel, kalt und windstill war und kein Vogel pfiff. «Plötzlich gab es einen Mordslärm, der sich anhörte wie ein gewaltiges Flattern. Ich sah, wie der Sturm die Folien und Netze auf der Kirschenanlage in die Luft riss und wieder senkte. Dann sah ich das Netz vorbeifliegen», erzählt Domenic. Nach einer halben Stunde war der Himmel wieder blau und die Vögel sangen wieder. Domenic konnte trotzdem nicht gut schlafen. «Ich hatte Angst, dass es wieder passiert.» Auch für Theo Meyer und seine Frau war die Windhose ein unheimliches Erlebnis. So etwas hätten sie noch nie gesehen.
Die Windhose hatte nur gerade in der Anlage von Ernst Bär gewütet. Menschen und Tiere kamen nicht zu Schaden. Von umstehenden Gebäuden sind keine Schäden bekannt.

Kirschen liegen am Boden

Seine rund 5000 Quadratmeter grosse Kirschenanlage sei sonst sehr stabil, sagt Bauer Ernst Bär. Sie habe schon Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern unbeschadet überstanden. Viele Kirschen liegen nun am Boden. Den Rest will Bär so rasch wie möglich ernten und nicht wie üblich an der Strasse, sondern über den Grosshandel verkaufen. Glück im Unglück: Die Wetterprognosen sind gut. Würde es stark regnen, könnten die jetzt grösstenteils ungeschützten Kirschen platzen. Ernst Bär: «Hunderte von Arbeitsstunden brauchen wir ohnehin, bis alles wieder aufgebaut ist.» Zusammen mit seiner Familie und den vielen Helfern, die sich bei Bär gemeldet haben, will er den Schaden so rasch wie möglich beheben. lESTHER SIMON
Quelle: Thurgauer Zeitung

Gestern abend bin ich dann nach Opfershofen im Kanton Thurgau gefahren, um die Sturmschäden zu begutachten und mit Augenzeugen zu sprechen. Ich habe mit dem betroffenen Bauern, sowie mit 5 weiteren Zeugen (aus Mauren und Opfershofen) sprechen können. Einige haben mehr, andere weniger gesehen. Alle aber haben ein lautes Rauschen gehört und ausgesagt, dass es bei Ihnen praktisch windstill war. Die Vögel hätten nicht mehr gezwitschert. Der Augenzeugenbericht eines Anwohners von Mauren (dieses kleine Dorf liegt nordwestlich von Opfershofen leicht erhöht) ist besonders detailreich und daher interessant: Er habe gesehen, wie eine dichte weisslich-gelbliche Wand südlich durch den Ort Bürglen zog. Davor (aus seiner Sicht, also nördlich in der Ebene zwischen Bürglen, Mauren und Opfershofen) waren dunkle Wolken zu sehen, die von verschiedenen Richtungen aufeinander zukamen. Kurze Zeit später hätten die Wolken grossräumig rotiert. Er war fasziniert von dem Schauspiel und hätte gleich an den Film Twister denken müssen. Einen Schlauch oder Trichter hätte er nicht gesehen, aber die Drehung der Wolken sei augenscheinlich und unglaublich gewesen. Gleichzeitig bemerkte er wie rechterhand vom Kieswerk Bürglen Sand und Kies hochgewirbelt wurde. Ein paar Sekunden später hätten die Maishalme eines Maisfeldes in der Mitte der Ebene hin- und hergewackelt. Und wiederum Sekunden später habe er dann gesehen, wie die Vogelschutzabdeckung des Bauern aus Opfershofen abgerissen und in einer Drehbewegung in die Höhe gesogen wurde. Diese Abdeckung wurde dann später rund 1km weiter östlich (in Leimbach) wieder aufgefunden. Weder vor noch nach dem Windereignis habe es geregnet.

Hier eine Übersichtskarte der Gegend (Kreise markieren aufgefundene Sturmschäden):
Bild


Das Ereignis soll zwischen 18.00 und 18.30 Uhr stattgefunden haben (im Zeitungsbericht steht zwar 18 Uhr, aber die Zeugen schätzen eher gegen 18.30 Uhr). Gemäss den Augenzeugenberichten und auch den Radarbildern zufolge könnte es durchaus sein, dass der Downdraft der Gewitterzelle über Bürglen bzw. südlich davon zog und der Updraft über Weinfelden/Mauren/Opfershofen/Leimbach (also im Norden der Zelle).

Hier das ETH Radarbild von 18.10 Uhr:
Bild

Radaranimation 18 - 19 Uhr

Die Schäden bei der Kirschenplantage in Opfershofen (Schadensplatz Nr. 2) waren beträchtlich. Die Hagelnetze waren zusammen mit einer Plastikabdeckung (ich glaube zum Schutz vor Regen) über Dutzende von Holzpfeilern gespannt und gesichert mit starken Drahtseilen. Die Holzpfeiler sind vor allem in einem Bereich der Anlage geknickt (zum Teil mehrfach) oder aus dem Boden gehoben worden. Die Netze und Blachen sind an dieser Stelle richtiggehend weggelitzt resp. aufgerollt worden. Es ist schwierig zu beschreiben, aber ich kann sagen, dass die Kräfte enorm gewesen sein müssen. Klar können auch Gewitterböen enorme Kräfte entwickeln (vor allem wenn sie unter eine Abdeckung oder ein Dach greifen können). Die Augenzeugenberichte und die vorgefundenen Schäden (punktuell enorm, ansatzweise in einer Schneise, rundherum nicht den Hauch eines Windschadens), sowie die Vermutung, dass sie im Aufwindbereich des Gewitters entstanden sein könnten (siehe Augenzeugenbericht weiter oben), lassen in mir den Verdacht auf einen Tornado erhärten. Dennoch: Das Schadensmuster ist nicht eindeutig (z.B. nicht eindeutig konvergent) und eine Schneise ist auch nur ansatzweise erkennbar. Ein Foto oder Video konnte ich nicht auftreiben. Herr Meyer aus Opfershofen (im Artikel der Thurgauer Zeitung erwähnt) hat leider erst zu spät zur Kamera gegriffen und nur noch festhalten können, wie die eine Vogelfolie Richtung Leimbach fortgetragen wurde (als der Spuk eigentlich schon fast wieder vorbei war).

Nach Webcams in der Umgebung habe ich auch kurz gesucht. Habe eine Mail an den Betreiber der Wetterstation Weinfelden geschickt. Evtl. hat er von seiner Webcam Archivbilder.

Hier also mal ein paar Bilder der Schäden (werde später dann noch mehr posten, inkl. einer etwas genaueren Analyse):

Schadensplatz 2:
Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Schadensplatz 1:
Bild


Gruss Chrigi


- Editiert von Christian Matthys am 25.07.2008, 02:52 -
Zuletzt geändert von Jan (Muri BE) am Sa 5. Mai 2012, 18:48, insgesamt 2-mal geändert.
Founder, Owner and Operator of SSWD - Engaged in Science & Research since 1997.
Follow @SturmarchivCH on Twitter to get accurate information about severe, extreme or unusual weather events in Switzerland - fast and reliable.


Benutzeravatar
Willi
Administrator
Beiträge: 9283
Registriert: Fr 10. Aug 2001, 16:16
Wohnort: 8143 Sellenbüren
Hat sich bedankt: 4729 Mal
Danksagung erhalten: 4603 Mal
Kontaktdaten:

Gewitter 20.07.2008?

Beitrag von Willi »

Hallo Chrigi

Interessant, anbei die Doppler PPI Z und V. Am besten passt es um 1820 oder 1825 Uhr. Im PPI V ist die Koordinate von Opfershofen mit einer schwarzen Linie markiert. Da ist eine schöne Vortex-Signatur, die aber wegen der Doppler-Faltung nicht einfach zu interpretieren ist. Man sieht in NW-SE Richtung vis-a-vis zwei benachbarte gelbe Doppler-Zentren. Ich vermute, dass das im SE liegende Zentrum gefaltet ist, das wäre also eine Windgeschwindigkeit von 22 m/s in NE Richtung. Das im NW liegende Zentrum wäre dann ungefaltet, also 1 m/s in NE Richtung. Es wäre eine Grenze zwischen der nach NE ausfliessenden Gust Front Luft des Gewitters und der mehr nordwärts liegenden Inflow-Luft. Also wäre es eine Art "Gustnado" gewesen, Drehrichtung des Wirbels zyklonal.

Allerdings könnte es auch anders gewesen sein. Mir scheint die über den Ort ziehende Zelle kurzzeitig nach links auszuscheren. Das wäre dann ein left-mover gewesen, mit antizyklonaler drehender "Meso". Die Drehrichtung wäre dann anders herum, aber die wäre dann mit dem Doppler nicht nachzuvollziehen. Bei "klassischen" Mesos ist der Wirbel im Doppler meist nur auf grösserer Höhe zu sehen, da fehlen leider die entspr. Messungen.

Aber vielleicht lässt sich die Drehrichtung des Wirbels aus den Schäden nachvollziehen? Was meinst du Chrigi?

Gruss Willi

Bild

Bild

- Editiert von Willi am 25.07.2008, 07:34 -
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert

agio
Beiträge: 496
Registriert: Mi 8. Aug 2007, 22:00
Danksagung erhalten: 17 Mal

Downburst im Thurgau am 20.07.2008

Beitrag von agio »

Ergänzend dazu noch die Daten von Meteomedia:

Blitzverteilung (roter Kreis stellt Gegend um Opfershofen dar):
Bild

1stündiger Niederschlag bis 18 MESZ:
Bild

1stündiger Niederschlag bis 19 MESZ:
Bild

1stündige Böen bis 18 MESZ:
Bild

1stündige Böen bis 19 MESZ:
Bild


Man erkennt, dass Opfershofen nur gestreift wurde, wobei sich die stärksten Gewitterböen (falls es nicht doch ein Tornado war) nicht unterhalb der Zelle sondern linker Hand zu ihrer Zugbahn entwickelten. Hier war der Taupunktsspread (nicht dargestellt) am grössten.

Gruss

Alex

Michael (Dietikon)
Beiträge: 1075
Registriert: Mo 25. Feb 2002, 00:49
Geschlecht: männlich
Wohnort: 8953 Dietikon
Hat sich bedankt: 712 Mal
Danksagung erhalten: 475 Mal
Kontaktdaten:

Gewitter 20.07.2008?

Beitrag von Michael (Dietikon) »

Hallo zusammen,

Interessanter Fall von dem ich bisher nichts mitbekommen habe! Auffällig ist, dass südlich der Zelle bei Opfershofen eine Art "dry slot" zu erkennen ist, die sich um 18:20 Uhr ausbildet. Zum selben Zeitpunkt bildet sich auch Rotation aus. Auch die räumlich/zeitliche Verbindung, die Willi schon im anderen Thread angesprochen hat, zw. dem Tornado bei Opfershofen (der meiner Meinung nach als gesichert angesehen werden kann) und der Wasserhose auf dem Bodensee ist sehr interessant. Dies spricht aus meiner Sicht dafür, dass bei diesem Ereignis grösserskalige Prozesse bei der Tornadogenese beteiligt waren (die man ev. vorhersagen könnte).

@Willi: Könntest Du mir noch die PPI Z und V-Bilder von diesem Ereignis mailen? Vielen Dank!

Grüsse, Michael

@Alex: Heldswil lag ziemlich genau im Bereich von dieser Trockenintrusion, die im Radarbild angedeutet ist und liegt nur 5 km von Opfershofen entfernt. Es wäre cool, wenn Du den Verlauf der Werte zw. 18 und 19 Uhr (Temp./Taupunkt/Wind) posten könntest.
- Editiert von Michael (Untersee) am 05.08.2008, 11:14 -
Dietikon ZH 405 m ü. M.
www.meteoprime.ch

Antworten