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FCST 12./13.07.2011

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Andreas -Winterthur-
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Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Was sich da abspielen sollte, ist eine Lappalie gegen das, was da im Pariserbecken und von den
Pyrenäen bis nach Luxemburg los sein sollte.
Oder vielleicht einfach die Restkrümmel davon. Vielleicht bildet sich wie anno 2001 ein MCS, welches in der Nacht abgeschwächt die Schweiz überquerte und dann am nächsten Tag über D und Tschechien wieder zulegte (s. Wetterfuchs Posting Teil 2 "Harmonie der Synergetik". (D e r ex DWD Synoptiker von echtem Schrot und Korn, herrlich!) :up:

météoconsult.fr mit detaillierter Unwettervorhersage für Frankreich
Voici la chronologie attendue de cet épisode orageux remarquable à la fois par son intensité et sa persistance :
:!:

Bald müsste noch das KERAUNOS update erscheinen:

et voilà: ACTUALITE DES ORAGES EN FRANCE
Des orages fortement pluvieux et grêligènes auront vraisemblablement la capacité de s’organiser en systèmes convectifs de méso-échelle à même de générer des phénomènes venteux potentiellement sévères.
Gruss Andreas
Zuletzt geändert von Anonymous am Mo 11. Jul 2011, 12:24, insgesamt 2-mal geändert.
“Some people are weather wise, but most are otherwise” Benjamin Franklin

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Thies (Wiesental)
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Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Thies (Wiesental) »

Ja, das ist mal wieder eine hochspannende Lage. Im selben Atemzug fällt mir jedoch auch auf, dass das Timing einmal mehr suboptimal sein könnte für den Rheingraben. Eine derartige Häufung marginal aber eben doch schlecht getimter Front- und Tiefpassagen habe ich so noch nicht erlebt. Aber Schwamm drüber, meckern hilft nichts und ich finde es klasse, dass die spannenden Gewitter in den anderen Regionen so gut dokumentiert werden. In den vergangenen Jahren gab es ja oft genug ein umgekehrtes Bild.

Zur aktuellen Lage: Man sollte den Dienstag nicht unterschätzen. Gewiss wird es im Vergleich zu den Aktivitäten über Frankreich eher harmlos. Ein starker Deckel wird großflächige Auslöse vermutlich unterbinden. Nichtsdestotrotz ist die Luftmasse bereits hochreichend Labil geschichtet. Abends wird laut neuestem 6z-Lauf ein kleines Hebungsgebiet gerechnet. Der Jet ist nahe, die Höhenwinde stark, Richtungsscherung vorhanden. Was ich sagen will: WENN es lokal auslöst (Jura, Vogesen), dann können diese einzelnen Zellen recht wuchtig werden.

Laut GFS 6z könnte es am Mittwoch zwei Gewitterwellen geben mit Schwerpunkt S/SO-D und Rheingraben/Mitte-D geben. Natürlich ist das nur die Interpretation eines einzigen Laufes. Doch das zeigt, was alles möglich wäre bei dieser recht brisanten Lage.

Beste Grüße, Thies
Thies Stillahn (Gewitterjagd im Dreiländereck D/CH/F)


Philippe Zimmerwald
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Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Philippe Zimmerwald »

Spannend wie die Modelle hin und her flippen mit Timing/Intensität und Hot Spots...

Tatsächlich könnte der DI-Abend/Nacht auf Mittwoch in der Westschweiz interessanter werden als der Mittwoch: dann noch starker Regen.
Es wird noch einiges Wasser den Rhein runterlaufen, aber die Modellkarten sind ein Genuss ;)

Grüsse!
Philippe Heiligenschwendi 1000m (ehemals Zimmerwald 899m)

Matt (Thalwil)

Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Matt (Thalwil) »

Allegra

Hoffe, Ihr erlaubt mir noch ein paar grundlegende Gedanken zum Ereignis Mitte Woche anzufügen. Ich habe mich gefragt, welche Grundvoraussetzungen letztendlich eine solche Starkgewitterlage über Europa und speziell dem Alpenraum begünstigen (unabhängig vom genauen Ort und Zeitpunkt).

Ein paar Dinge sind mir in der Kürze aufgefallen:
  • - Stark mäandrierende Polarfront auf der Nordhemisphäre mit vier Wellen. Dies bewirkt eine langsame West-Ost Drift des Systems.
    - Relativ grossflächige SST-Anomalie (SST = Sea Surface Temperature) über dem östlichen Atlantik
    - Eher schwach ausgeprägtes Azorenhoch (Kerndruck um 1025 hPa)
Gemäss der Theorie des thermischen Windes müsste eine solche Anomalie zu einer eine Modifikation der Zirkulation führen, weg vom zonalen Mittel (West-Ost) zu meridionalem (Nord-Süd) Muster. Die beiden Karten unten zeigen die absolute Oberflächentemp (links) und die dazugehörigen Anomalien (rechts) vom 10. Juli 2011. Die weissen Pfeile bezeichnen die Hauptwindrichtung des "thermischen Windes" (links) und die Abweichung von diesem zonalen Muster (rechts). Aus dieser Konstellation kann man schliessen, dass eine Austrogung über dem östlichen Nordatlantik im Moment von der Meeresoberflächen-Temp begünstigt wird.
Bild

Dies würde auch die relative Schwäche und Position des Azorenhochs erklären. Eine Austrogung vor der Westküste Europas führt im Allgemeinen zu einer Zufuhr warmer - und nach langem Weg über den Ozean - auch feuchter Luftmassen Richtung Zentraleuropa. Die Karte auf Tropopauseniveau (siehe unten) zeigt eindrücklich die Herkunft der Luftmassen vor und hinter dem Trog.
Bild

Hat sich einmal eine solche Troglage so weit südlich etabliert, sind die Zutaten für grosse Energieumwälzungen schon hinreichend gegeben. Der Gradient der Theta-E Werte ist massiv, dementsprechend auch die verfügbare (latente) Energie. Der kurze Ast des Jetstreams vor dem Trog verstärkt sich deutlich während der Verlagerung über den Kontinent; gleichzeitig tun dies auch die Hebungszone(n) left-exit und right-entrance. Energie im Jetstream und in Form latenter Wärme sind miteinander gekoppelt. Der exakte Ablauf ist dann meso-skalig beeinflusst: wie, wann und wo.
Bild

Gruess, Mat

Stefan im Kandertal

Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Stefan im Kandertal »

Nun wenn mich schon jemand erwähnte. Wir werden wohl wieder am längsten trocken haben und die Wetterdienste sich wunder betreffend Mittelland vo allem schon morgen. Gut möglich, dass im BEO sogar Jahreshöchstwerte der Temp gibt während es sonst schon regnet im Westen ;-). Aber ich mag nicht im Vorhersage Thread posten. Mal sehen, trocken bleibts am Ende kaum. Aber trocken zu Hauptverkehrszeiten. :-D. Gestern wars auch in Frutigen nur etwa 20 Minuten nass. Mach das mal einer nach. Kurz und heftig oder nichts. :-D.

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Willi
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Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Willi »

Wenn am 12. nur Thun bis Mitternacht trocken bleibt, Daumen drücken. Alles andere ist mir egal. :-)
Gruss Willi
Gruss Willi
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Alfred
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Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Alfred »

Hoi @Willi

Vor der Affenkälte, wie im Aug. 2003 brauchst du dich wenigsten nicht zu fürchten!

Grüess, Alfred


Philippe Zimmerwald
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Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Philippe Zimmerwald »

DI 18z Jura/Westschweiz ->
Bild

Das ganze kommt nach GME rasch rein: gut für Dienstagabend/Nacht für Mittwoch, schlecht für Mittwoch tagsüber.

Grüsse!
Philippe Heiligenschwendi 1000m (ehemals Zimmerwald 899m)

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Badnerland
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Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Badnerland »

Sali,

auch GFS 12z lässt das ganze etwas schneller bzw. östlicher reinkommen und erhöht damit die Chancen für morgen Abend. Wenn das auch nur annähernd so kommt, gibt das ein brisantes Setup für (Nord-)Ostfrankreich, Jura/Westschweiz und (den Westen von) BW. Mittwoch demnach vor allem in Ostdeutschland und Bayern kräftige Entwicklungen...spannend, mal wieder! ;-)

Gruss Benni
meist rund um Freiburg oder der Umgebung (Oberrheingraben, Schwarzwald, Dreiländereck) unterwegs ;-)

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Tinu (Männedorf)
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Re: FCST 12./13.07.2011

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Bei dieser Lage beschleicht mich das Gefühl, dass der alte Grundsatz "eine im Voraus erkannte Unwetterlage ist keine Unwetterlage" mal wieder Anwendung finden könnte.

Das Timing ist einfach miserabel (oder gut, je nach Standpunkt). Kopfzerbrechen bereitet mir das kräftige Bodentief, das sich im Vorfeld des Höhentroges bildet. Dass es zur Bildung eines Bodentiefs im Vorfeld eines sich nähernden Troges kommt, ist an sich nichts spezielles, sondern eher die Regel. Aber dieses Bodentief könnte aus unserer Sicht zum totalen Spielverderber werden.

Am Dienstagabend liegen wir auf der Vorderseite des Tiefs, was massive WLA und eine kräftige Südkomponente bewirkt. Den Föhn freut es, die Feuchtigkeitswerte eher weniger!

Bild
Bild

Wir haben am Dienstagabend also die Situation, dass v.a. über Frankreich akute Unwettergefahr herrscht, die Schweiz aber mit Ausnahme des äussersten Südwestens/Jura unter relativ stabilen Verhältnissen liegt. Daran ändert sich m.E. auch in der Nacht auf Mittwoch relativ wenig. Die Feuchtigkeit schwappt zwar mit der Weiterverlagerung des Bodentiefs nach Osten allmählich herein, kräftigere und vor allem grossräumigere Hebungsprozesse dürften aber erst im Verlauf des Mittwochmorgens/Vormittags ansetzen. Dann nämlich, wenn wir auf der Achse des Tiefs zu liegen kommen, die Föhnströmung abflaut und die Alpennordseite in den präfrontalen Bereich der vom Trog ausgehenden Kaltfront kommt:

Bild

Weil dies aber zu einer ungünstigen Tageszeit geschieht und noch dazu davon ausgegangen werden kann, dass zu diesem Zeitpunkt bereits eine ordentliche Ladung an hoher- und mittelhoher Bewölkung über unseren Köpfen herumgurken wird, kann ich dieser Unwetterlage zumindest auf Gewitter bezogen momentan nicht sehr viel abgewinnen. Ich würde derzeit eher auf einen zwar niederschlags-intensiven, aber eben im Grossen und Ganzen nicht sonderlich spektakulären Ablauf tippen. Von Mittwoch auf Donnerstag ausquetschen der Front an den Voralpen und kräftige Schütte, hin und wieder durchsetzt von einem Kracher.

Weiter östlich (Bayern, Voralberg) hingegen setzt das Gewitterpotenzial „pünktlich“ auf Mittwochabend wieder zu Höhenflügen an.

Also: Vielleicht ändert es sich ja noch. Aber rein nach den derzeitigen Karten zu urteilen können wir Schweizer uns in diesem Falle entweder als klassisch übergangen (aus Sicht des Gewitterliebhabers) oder denn als von höherer Macht begünstigt (aus Sicht des Landwirtes) ansehen.
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Mo 11. Jul 2011, 19:40, insgesamt 4-mal geändert.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert

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