Bei dieser Lage beschleicht mich das Gefühl, dass der alte Grundsatz "eine im Voraus erkannte Unwetterlage ist keine Unwetterlage" mal wieder Anwendung finden könnte.
Das Timing ist einfach miserabel (oder gut, je nach Standpunkt). Kopfzerbrechen bereitet mir das kräftige Bodentief, das sich im Vorfeld des Höhentroges bildet. Dass es zur Bildung eines Bodentiefs im Vorfeld eines sich nähernden Troges kommt, ist an sich nichts spezielles, sondern eher die Regel. Aber dieses Bodentief könnte aus unserer Sicht zum totalen Spielverderber werden.
Am Dienstagabend liegen wir auf der Vorderseite des Tiefs, was massive WLA und eine kräftige Südkomponente bewirkt. Den Föhn freut es, die Feuchtigkeitswerte eher weniger!
 
 
Wir haben am Dienstagabend also die Situation, dass v.a. über Frankreich akute Unwettergefahr herrscht, die Schweiz aber mit Ausnahme des äussersten Südwestens/Jura unter relativ stabilen Verhältnissen liegt. Daran ändert sich m.E. auch in der Nacht auf Mittwoch relativ wenig. Die Feuchtigkeit schwappt zwar mit der Weiterverlagerung des Bodentiefs nach Osten allmählich herein, kräftigere und vor allem grossräumigere Hebungsprozesse dürften aber erst im Verlauf des Mittwochmorgens/Vormittags ansetzen. Dann nämlich, wenn wir auf der Achse des Tiefs zu liegen kommen, die Föhnströmung abflaut und die Alpennordseite in den präfrontalen Bereich der vom Trog ausgehenden Kaltfront kommt:
 
Weil dies aber zu einer ungünstigen Tageszeit geschieht und noch dazu davon ausgegangen werden kann, dass zu diesem Zeitpunkt bereits eine ordentliche Ladung an hoher- und mittelhoher Bewölkung über unseren Köpfen herumgurken wird, kann ich dieser Unwetterlage zumindest auf Gewitter bezogen momentan nicht sehr viel abgewinnen. Ich würde derzeit eher auf einen zwar niederschlags-intensiven, aber eben im Grossen und Ganzen nicht sonderlich spektakulären Ablauf tippen. Von Mittwoch auf Donnerstag ausquetschen der Front an den Voralpen und kräftige Schütte, hin und wieder durchsetzt von einem Kracher.
Weiter östlich (Bayern, Voralberg) hingegen setzt das Gewitterpotenzial „pünktlich“ auf Mittwochabend wieder zu Höhenflügen an.
Also: Vielleicht ändert es sich ja noch. Aber rein nach den derzeitigen Karten zu urteilen können wir Schweizer uns in diesem Falle entweder als klassisch übergangen (aus Sicht des Gewitterliebhabers) oder denn als von höherer Macht begünstigt (aus Sicht des Landwirtes) ansehen.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert