Original von Cyrill
@ Stefan Hörmann
Gibt es für den Lifted-Index einen Minimalwert, der für die Auslöse erreicht werden muss - und wie hoch/tief wäre der?
Gruss Cyrill
Hallo,
theoretisch ist ein minimaler Werte kleiner als 0K vonnöten.

Denn was sagt der Lifted Index aus?
Der LI gibt ja nur das Verhältnis wieder, um wieviel wärmer die aufsteigende,
kondensierte Luftmasse (Kondensation = Wärmefreisetzng) gegenüber der ruhenden Umgebungsluftmasse ist. Solange die aufsteigende Luftmasse nicht die Temperatur der Umgebungsluft erreicht hat, solange steigt es auch auf. Ist dieser Punkt erreicht, spricht man vom Equilibrium Level (EL = Gleichgewichtsniveau). Höher reicht die Feuchtekonvektion nur in Overshooting Tops, wenn die freigesetzte Energie derart gewaltige Aufwinde erzeugt (150 km/h sind oft ein Klacks), dass die Aufwinde über das EL hinaus schießen. Auch kann Verdunstung an der Wolkenoberfläche sowie vorhandene Sonneneinstrahlung die Umgebungstemperatur der Wolke leicht absenken, so dass die Aufwinde noch höher reichen als wir uns das in der Modellatmosphäre vorstellen können. Irgendwann ist aber definitiv an der Tropopause Feierabend. Im Prinzip reicht ein Lifted Index von -0.1K aus, damit Feuchtekonvektion einsetzt. Doch meist fehlt bei derart geringer Labilitätsfläche (der Lifted Index zeichnet im Temp eine Labilitätsfläche) der Hebungsantrieb und auch die Steigwerte sind so gering, dass es nicht zur Gewitterbildung kommen kann. Die Hebung machts, und die kann auch dynamischer Natur sein. Stichwort PVA (positive zugeführte Wirbelhaftigkeit (Positive Vorticty Advection). Das wird uns heute Nacht und Morgen beschäftigen.
Bei der Auslösetemperatur muss man differenzieren. Es gibt derren zwei!
1. Auslösetemperatur der freien Trockenkonvektion
2. Auslösetemperatur für freie Feuchtekonvetion.
1. Auslösetemperatur der freien Trockenkonvektion:
Das ist die Temperatur die notwendig ist, damit ein durch Sonneneinstrahlung erwärmtes Luftpaket aufsteigen kann. Dies kann bei ausreichenden Auslöseimpulsen (Wind z.B.) bereits dann der Fall sein, wenn sich die Luftmasse am Boden 1K stärker erwärmt hat als die
Umgebungsluft. Das ist dann übrigens auch jene Temperatur, die wir Gleitschirmflieger lieben oder hassen, denn sie gibt den Zeitpunkt an, ab der die Thermik funktioniert.
2. Auslösetemperatur für freie Feuchtekonvetion:
Diese Temperatur ist notwenig, damit bei der vorhandenen Feuchte die Feuchtekonvektion in Gang gebracht werden kann. Je feuchte die Luft ist, desto eher können Sperrschichten überwunden werden, steht mit mehr Feuchte auch sehr viel mehr Energie zur Verfügung die freigesetzt werden kann.
Für Gewitter brauchen wir also die Auslösetemperatur der Feuchtekonvektion. Idealerweise lies man sie in den Prognosetemps ab, in dem man vom Taupunkt weg die Linie gleichen Mischungsverhältnisses bis zu Temperatur folgt und dort den gedachten Aufstieg feucht-konvektiv (0.65K) weiter verfolgt. Hier sucht man sich dann die Temperatur die man braucht, dass alle Sperrschichten überwunden werden können. Je geringe die Luftfeuchte (je tiefer der Taupunkt = höhere Wolkenbasis), umso höher muss die Auslösetemperatur sein (unser Problem heute). Je höher der Taupunkt, umso tiefer kann die Temperatur zu Auslöse sein.Wichtig ist in beiden Fällen nur, dass man eine Linie findet die freie Feuchtekonvektion zulässt. Findet man sie nicht, vielleicht durch Sperrschichten, zu wenig Einstrahlung, so klappts auch mit den Gewittern nicht.
In den von Bernhard erzeugten Temps kannst Du das annähernd ganz einfach ablesen. Recht oben "Convective Temperature". Das ist die nötige Temperatur, damit freie, hochreichende Feuchtekonvektion thermisch, also vom Boden ausgehend, einsetzen kann. Das ist heute unser Problem.
Hier zu Bernhards Temp:
http://62.202.7.134/hpbo/app/hpbo/img/s ... _06610.gif
So, bissl mehr mehr geschrieben als sonst.
- Editiert von Stefan Hörmann am 31.07.2008, 18:26 -
- Editiert von Stefan Hörmann am 31.07.2008, 18:26 -