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Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
Severestorms
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Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Beitrag von Severestorms »

Original von Tinu (Männedorf)
Original von Alfred
Dürfen wir überhaupt die Temperaturwerte für den Versuch einer längerfristige Vorhersage,
aus unserem Raum heranziehen?
[hr]
Naja, dürfen schon. Nur zweifle ich genauso wie du daran, dass man anhand solcher Werte die Wetterentwicklung kommender Monate vorhersagen kann. Dafür ist dieses System viel zu chaotisch.

Ich denke aber durchaus, dass sich beim Wetter gewisse langfristige Tendenzen feststellen lassen, vor allem was die Grosswetterlagen über einen bestimmten Zeitraum angeht. Man liest dann ja oft den Begriff "festgefahren". Wobei das eigentlich der falsche Begriff ist, denn in einem fixen Rahmen definiert ist das Wetter auch in solchen Situationen nicht. Oftmals lässt sich aber ein Muster von sich häufig wiederholenden Wetterlagen erkennen.

Beispiel: Im Sommer hatten wir es heuer oft mit einem sehr ausgepägten Langwellentrog über den Britischen Inseln zu tun, der sich mal mehr und mal weniger in unsere Richtung verschob. Langwellentröge sind sehr hartnäckig und neigen zur ständigen Regeneration, oftmals über dem selben Gebiet. Das hat zur Folge, dass der Wettercharackter unbeständig ausfällt (Keilachse, Trogvorderseite, Trogrückseite und wieder von vorn...). Weil die Grosswetterlage, die dieses Karussell steuert aber stets in etwa die gleiche ist, kann man trotz der unbeständigen Wetterverhältnisse eigentlich von einer "festgefahrenen" Situation sprechen; dies vor allem bezogen auf die Herkunft der Luftmassen, die sich kaum stark verändert.

Ich habe es in den letzten paar Jahren eigentlich selten erlebt, dass es in einer Jahreszeit zu extremen Sprüngen zwischen den vorherrschenden Grosswetterlagen gekommen ist. Oftmals liess sich eine ganz bestimmte, dominante GWL ausmachen, die immer wieder Einfluss auf unser Wetter nahm (mal stärker, mal schwächer). In der Klimatologie ist das ja eigentlich meines Wissens nichts sensationelles. Die ständig wechselnden Zyklen, denen unser Wetter unterworfen ist, sind hinlänglich bekannt. Auf kältere folgen wärmere, auf trockenere folgen nässere Perioden, etc.

Lange Rede kurzer Sinn: Zu bestimmen, wie ein Winter ausfallen wird, nur indem man den September als Anhaltspunkt nimmt, ist sicher unmöglich. Sehr sinnvoll ist meines Erachtens aber eine aufmerksame und beständige Beobachtung der grossräumigen Strömungslagen über Europa und dem Atlantik. Daraus kann man zwar ebenfalls nicht das exakte Wetter der kommenden Monate erkennen. Es lässt sich aber ausmachen, in welche Richtung es ungefähr gehen könnte. Sobald man dann sieht, dass sich als "Wiederholungstäter" berüchtigte Lagen etablieren (Langwellentröge, Skandinavienhoch, etc.) kann man dann durchaus Rückschlüsse auf die Wetterentwicklung kommender Wochen ziehen.
Interessant und einleuchtend. Danke Tinu!
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knight
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Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Beitrag von knight »

Hallo Michl

Ich haben mit den Daten auch ein wenig gespielt.
Für die sog. Neuzeit gibts sogar für den Herbst kein Trend.
143 Herbste habe ich für die Region Basel angeschaut und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:

September:
37x war der Monat gegenüber dem Mittelwert kälter als 1°K
47x war der Monat gegenüber dem Mittelwert kälter als 0.5°K

Oktober:
35x war der Monat gegenüber dem Mittelwert wärmer als 1°K
54x war der Monat gegenüber dem Mittelwert wärmer als 0.5°K

Wenn man einen direkten Vergleich zwischen einem zu kalten September und einem zu warmen Oktober ziehen will, kommt man zu folgendem Ergebnis:
Nur 7x war der September um mehr als 1°K kälter als der Schnitt und der darauffolgende Oktober um mehr als 1°C wärmer als der Schnitt.
Nur 14x war der September um mehr als 0.5°K kälter als der Schnitt und der darauffolgende Oktober um mehr als 0.5°C wärmer als der Schnitt.

Für mich ist da keine Tendenz ersichtlich. Ich werde meine Maske für die anderen Stationen übertragen und schauen, was dabei herauskommt.

Liebe Grüsse
Dominic
Sugiez - Mont Vully - Seeland


Stefan im Kandertal

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Beitrag von Stefan im Kandertal »

Ob in La Brévine bei -5,5°C heute Früh der Winter schon begonnen hat? Wohl kaum ;-)

Bin schon gespannt was bei Schnee geschieht. Jedenfalls unterboten die schon heute das Engadin.

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knight
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Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Beitrag von knight »

Hallo zusammen

Ich habe für Basel fast alle Kombinationsmöglichkeiten durchgeschaut. Die einzige Aussage lautet: "Man kann keine Aussage machen :-D "...

Für Januar und Februar habe ich etwas gefunden (bei 143 Stichproben), wobei dies wohl wegen der Klimaerwärmung heutzutage nicht mehr erstaunlich ist.

73x war der Monat Januar gegenüber dem Mittelwert wärmer als 0.5°K
64x war der Monat Februar gegenüber dem Mittelwert wärmer als 0.5°K

38x folgte nach einem zu warmen Januar ein zu warmer Februar.

Für was alles so Ferien gut sind ;-)...

Liebe Grüsse
Dominic
Sugiez - Mont Vully - Seeland

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David(Goms)
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Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Beitrag von David(Goms) »

@ Stefan

Samedan hatte am 22 September bereits -8.6°C, Ulrichen hatte da -4.2°C.

Heute war in Ulrichen bereits der achte Frosttag in Folge (!!). Morgen und Übermorgen gibts wohl noch zwei weitere.

So wie die aktuellen Karten aussehen, könnte es zu einem ersten Wintereinbruch bis unter 1000m kommen. Die Lage ist der von Anfang Oktober 1974 gar nicht so unähnlich. Damals schneite es im Obergoms bereits in diesen Tagen ein. Der nachfolgende Winter wurde dann aber recht mild. Ende März/Anfang April 1975 gab es dann noch einen Paukenschlag mit enormen Neuschneemengen in den Alpen.

Vielleicht verläuft der diesjährige Winter ähnlich? Herbst kalt, Winter warm, Frühling kalt.
Westlagen sei dank.

Stefan im Kandertal

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Beitrag von Stefan im Kandertal »

Ich weiss nicht mehr so recht mit dem kommenden Kalufteinbruch. Das Teil ist schon am absterben wenn es bei uns ankommt. Die Kaltfront selber soll kaum was bringen. Dahinter wirds reines Glücksspiel. Östlich der Schweiz kennt man das Problem aber auch diesmal nicht.

Also anscheinend wird der Winter 08/09 wie wirs kennen ;-).

Es wird wohl wieder zur alljährlichen künstlichen Massenbeschneiung kommen (müssen). Dauert ja nicht mehr lange :-D.

Auf dem Säntis lagen bisher im Herbst 08 auch erst maximal 11cm, aktuell 2cm.
Aus Österreich liest man von Schneedecke ab 1700m, teilweise 1500m, heute natürlich, und ab 2000m "schön winterlich".

Jemand hats mal passend beschrieben jedoch bezüglich Schnee im Mittelland: Entweder ist es zu trocken, zu warm oder beides :D

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Michi, Uster, 455 m
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Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Beitrag von Michi, Uster, 455 m »

Der 74/75 Winter war herausragend. Bpsw. in Klosters frühestes Einschneien überhaupt (8. Okt.) und 100cm Schneehöhe anfang Dezember, 150 cm im Februar und Maximum im April mit 200 cm. Endete ja dann aber vielerorts katastrophal.


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David(Goms)
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Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Beitrag von David(Goms) »

@Michl

Ich hab schon öfters von jedem Herbst 74 gehört. Ende September solls bereits bis Reckingen hinunter eingeschneit haben. So etwas scheint aus heutiger Sicht unmöglich. In den letzten Jahren war das "Einschneidatum" im Obergoms meistens zwischen dem 1November und dem 15November. Im Jahre 2003 hat es am Abend des 23 Oktobers eingeschneit. Aber sonst reichte es im neuen Jahrhundert nie mehr im Oktober.
Westlagen sei dank.

fredi (Einsiedeln)
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Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Beitrag von fredi (Einsiedeln) »

@Michl
ein Blick in die Einsiedler Wetterchronik ist hier interessant im Hinblick auf den weiteren Witterungsverlauf im Winter 19747/75: Im Oktober 74 fielen 144cm Neuschnee bei 15 Schneedeckentage - auf einer Höhe von 900 m.ü.M.! Im darauffolgenden Winter überfror der Sihlsee nie vollständig, was in der "Sihlsee-Statistik" seit den früheren 1940er Jahren bis heute eine absolute Ausnahme geblieben ist! Interessant auch der späte Kälteeinbruch am 1.Juni, wo es nochmals schneite.

@Dominic (knight): Danke für Deine statistische Auswertung!

Grüess,
Fredi

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Michi, Uster, 455 m
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Beitrag von Michi, Uster, 455 m »

@Fredi: interessant wie sich darauffolgende Jahre oder Perioden immer wieder unterscheiden oder ausgleichen. 1963 war ja der bekanntliche Seegfrörni-Winter. Im 1964-Winter gab es extrem wenig Schnee in den Bergen. In jüngster Zeit bspw. beim Niederschlag Zürich: 1999-2002 nasse Jahre, 2003-2005 trocken usw.

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