Hoi zäme
Das bereits in den letzten Tagen mehrfach angesprochene Orkantief "Johanna" hat im Verlauf der Nacht und des heutigen Morgens Grossbritannien erreicht. Das im Bereich eines sehr starken und ausgeprägten Höhenjets ziehende System traf im Verlauf der Morgenstunden mit einem Kerndruck von knapp unter 950 hpa zuerst auf Irland und dann auf Wales:
Das Sturmfeld ist sehr eindrücklich:
Wie auch der Sturm im Satellitenbild:
Dazu die Spitzenböen bis 11 Uhr über England (Quelle: Wetteronline.de)
"Johanna" sorgt speziell über Wales und Südengland für den Ausnahmezustand:
Abgesagte Flüge, unterbrochene Zugverbindung und gesperrte Strassen: Ein schwerer Sturm sorgt im Süden Grossbritanniens für ein Verkehrschaos.
Die Fluglotsen vergrösserten deshalb den Abstand zwischen den startenden und landenden Maschinen. Für Züge gelten tiefere Höchstgeschwindigkeiten, einige Zuglinien mussten ganz unterbrochen werden. Betroffen sind vor allem Pendler nach London. Zudem sind Teilabschnitte der vielbefahrenen Schnellstrasse M25 in der Nähe Londons gesperrt.
Britische Behörden haben gestern für den Südwesten Englands Warnungen vor schweren Sturmfluten herausgegeben. Allein für die Grafschaften Devon und Cornwall wurden sieben Warnungen vor schweren Sturmfluten ausgesprochen. Einfache Flutwarnungen gab es für 44 Orte, grösstenteils in Wales und entlang der Süd- und Nordostküste Englands. Meteorologen erwarteten in weiten Teilen Englands, Südwestschottlands und an der nordirischen Küste einen Sturm mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometern pro Stunde.
Schon gestern Abend haben die Behörden mit Sicherheitsvorkehrungen begonnen. So wurde etwa ein Wohnwagenpark in Südwales evakuiert. 170 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Die Behörden forderten die Menschen auf, sich von gefährdeten Küstenabschnitten fernzuhalten. Quelle: nzz-online
In den kommenden Stunden dürfte sich "Johanna" nun rasch auffüllen. Das Orkantief bezieht seine Kraft vor allem vom extrem starken Höhenjet. Bei seinem weiteren Zug Richtung Osten trennen sich jedoch die Wege von Jet und "Johanna" und das Tief gerät in einen Bereich, in dem Absinkprozesse vorherrschen. Dem Sturm geht also die potenzielle Energie verloren:
Animation der weiteren Zugbahn, in der man sehr schön sieht, wie "Johannas" Kräfte dahinschwinden:
Dazu noch die Karte mit dem 300 hpa-Geopotenzial und der Advektion absoluter Vorticity. "Johanna" ist auf dieser Karte östlich der nordenglischen Küste angelangt (gelb gefärbter Bereich), während der Höhenjet als primärer "Energielieferant" südwestlich des Alpenbogens in den Mittelmeerraum zielt:
Bei uns in der Schweiz sorgt "Johanna" in erster Linie für Föhn mit stürmischen Böen in den klassischen Alpentälern. Die stark südwestliche Anströmung dürfte aber vor allem auch auf den Jurahöhen für teils kräftige Sturmböen sorgen:
"Johanna" ist für mich ein gutes Beispiel dafür, wie viele Faktoren letzten Endes zusammenspielen müssen, damit ein atlantisches Orkantief sich mit seiner zerstörerischen Kraft auch in unseren Breitengraden auswirken kann. Wenn ich mir dann jeweils in den synoptischen Analysen die Abläufe ansehe, die seinerzeit mit "Lothar" einher gingen, wird mir immer wieder von neuem klar, wie aussergewöhnlich "Lothar" war – selbst in Zeiten des klimatischen Wandels.
Gruss und Merci für Anmerkungen und/oder Kritik
Tinu
- Editiert von Tinu (Männedorf) am 10.03.2008, 12:18 -
- Editiert von Tinu (Männedorf) am 10.03.2008, 12:20 -
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert