wie versprochen noch ein paar Ergänzungen zu den Hypothesen oben.
Also, es geht um den Morgen des 27.1., die Spitzenbö in Samedan
wurde um 0830UTC registriert (gemäss Flpl Samedan wurden an einem
zweiten Messgerät daneben 68kt gemessen, was immerhin die Grössen-
ordnung untermauert):

Nochmal zu 1.: ich hab im NOAA-Bild meine Vorstellung der Lage von
Wellenbergen (grün) und -tälern (orange) zu dem Zeitpunkt skizziert.

Um das exakt zu verifizieren, müsste man wohl in cloud-top-temperature
und Radar-loops nach stationären Mustern suchen und diese lokalisieren.
Zu 2., wir hatten ja diese Warmfront, die so unüblich NW-SO-orientiert
über Deutschland lag und den Deckel in die Ostschweiz reinschob, schön
zu sehen in der oben erwähnten Sondierung in Sitterdorf:
Aus der Front hat's denn auch Niederschlag gegeben, der in der trockenen
Schicht unterhalb des Deckels verdunstet ist und schöne Fallstreifen am
Himmel zog. Der Albisradar hat dies im Windprofil schön dokumentiert, in
den CAPPIs sieht man auch weiter östlich die ersten Reflektivitäten oberhalb
4km (nicht gezeigt):

Wenn man jetzt die stromaufwärts-Sondierung Sitterdorf einmal nimmt, dort
Temperatur und Taupunkt von Samedan reinsetzt (während des ganzen Windereignisses
etwa T2m 5°C und relhum 15-20%) und ein Bisschen thermodynamisch rumspielt
kommt man nicht wirklich auf einen grünen Zweig
Eine Rückwärtskonstruktion des Böen-Luftpaketes landet deutlich auf der zu kalten
Seite des Umgebungsprofils (etwa 8K Differenz). Nun kann man das Gedankenexperiment
machen, Luft knapp unterhalb der Inversion absinken zu lassen (mit der Welle) und
darin enthaltene Schneeflocken verdunsten zu lassen, dann hat man einen zusätzlichen
Abkühlungsbetrag von einigen Kelvin, dann würde es wieder +/- hinhauen! Das ist aber
reine Mutmassung ... alternative Ideen sind hier vielleicht ebenso realistisch.
Dass Verdunstung aber eine Rolle gespielt haben muss, zeigt sich recht plastisch im
Kamerabild vom Splügen, das ostwärts in die Welle reinguckt und die sich auflösenden
Eiskristalle (von der Wolke!?) in etwa stromaufwärts des Oberengadins zeigt:

Man könnte noch versuchen, eine hochauflösende Trajektorie zu rechnen. Ich hab operationell
nur eine Berechnung gültig für 00UTC Locarno zur Hand, kann für einen Engadin-Gitterpunkt
das aber noch nachholen ...
Gruess in die hoffentlich aufmerksam mit-hirnende Runde, Marco




