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Frühe Laubverfärbung

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
wick
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Frühe Laubverfärbung

Beitrag von wick »

Hallo Zusammen
Mal ein anderes Thema als die aktuell (zu) grossen Niederschlagsmengen: Ist es nur eine subjektive Wahrnehmung meinerseits oder habt ihr auch festgestellt, dass sich die Blätter vieler Laubbäume bereits zu verfärben beginnen. Ist dies ein Resultat des eher kühlen und sehr nassen Hochsommers oder die Konsequenz des frühen Blattaustriebes im Frühjahr (wir erinnern uns nicht ungern an den sommerlich temperierten April). Weiss jemand genaueres oder hat jemand Erfahrung mit verfrühter Blattverfärbung...? Danke für die Antworten und Hinweise.
Liebe Grüsse
Peter

yori
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Frühe Laubverfärbung

Beitrag von yori »

jup, ist mir auch schon aufgefallen... die frühe blattverfärbung ist jedoch schon seit einigen jahren zu beobachten... im grossen www hab ich dazu nicht viel finden können... es scheint jedoch so, dass auch die bäume unter den folgen des labilen klimas leiden, resp. sich entsprechend anpassen...

http://www.forest.ch/ag/vub/archiv/wi_sitzung_1_05.pdf
http://www.stadtklima-stuttgart.de/inde ... jahre_2005


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Adrian (Dübendorf)
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Frühe Laubverfärbung

Beitrag von Adrian (Dübendorf) »

Ist mir auch schon aufgefallen. Habe mir auch schon überlegt, ob ich etwas dazu schreiben soll. Ich für mich habe es auf den verfrühten Frühling zurückgeschlossen. Interessant ist es einfach, wie dann die Triebe für das nächste Jahr aussehen. Wenn es dumm läuft könnte es u.U. passieren, dass gewisse Sträucher oder Bäume nochmals ausschlagen.
Auffällig mit dem verfrühten Herbst dürfte es wohl in den nächsten Tagen werden.
Gruss Adrian Senn
http://www.senn.ch/meteo/

Skywatcher
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Frühe Laubverfärbung

Beitrag von Skywatcher »

Sali Peter

Als ich letzten Sonntag draussen unterwegs war, ist mit bei einem Blick in den Wald der genau gleiche Gedanke durch den Kopf gegangen: Blattverfärbung Ende August?

Ich habe ebenfalls das Internet ein wenig nach diesem Thema durchstöbert, aber nichts Aktuelles dazu gefunden. Es gibt diverse Studien zu Veränderungen in der Phänologie, zum Beispiel diese. Diese Studie kommt aber zum Schluss, dass sich mit der Klimaerwärmung die Blattverfärbung eher nach hinten als nach vorne verschiebt. Ich zitiere: "[...]im Mittel ist eine leichte Verspätung dieser Phasen auszumachen[...]So findet die Laubverfärbung der Birke in der Periode 1974-1996 durchschnittlich 2.2 Tage später statt als noch 1951-1973[...]". Weshalb in diesem Sommer, der den Pflanzen ja genügend Wasser bot, die Verfärbung früher einzutreten scheint, ist mir auch ein Rätsel.

Vielleicht können uns die KollegInnen von MeteoSchweiz mehr dazu sagen?

Grüsse
Olivier

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Uwe/Eschlikon
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Frühe Laubverfärbung

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hoi zäme

Als Hobbygärtner, Naturliebhaber und Fan von exotischen, frostharten Pflanzen kann ich soviel dazu sagen, dass die meisten Pflanzenarten einen +/- konstanten genetisch bedingten Zyklus haben. Feuchtes Wetter, insbesondere im Spätsommer/Herbst, verhindert in der Regel ein zu frühes "Ausreifen" der Blätter. Der Laubfall hat für die winterkahlen Pflanzen 2 Hauptgründe:

- (Rück)Gewinnung von Nährstoffen durch das Laubverfärben
- Schneebruchschutz im Winter

Wenn nun aber der Laubaustrieb sehr früh beginnt, ist der Zyklus auch früher zu ende und die Zuckerproduktion in den Blättern beginnt auch früher. Das ist durchaus vergleichbar mit einer frühen Fruchternte, wenn die Blüte entsprechend früh beginnt, denn auch dies ist ein mehr oder weniger konstanter Zyklus. Ich denke, es bräuchte noch einige Generationen, bis durch die anstehende Klimaänderung auch die Pflanzen darauf reagieren und ihren Lebenszyklus verändern. Oft werden sie nämlich dann von (invasiven) Arten verdrängt, die schon von anderen Regionen her ans (neue) Klima angepasst sind. Dieser Vorgang ist derzeit im Tessin sehr gut zu beobachten, wo sich in den Wäldern massenhaft immergrüne Pflanzen ausbreiten (wie zB. Trachycarpus fortunei = "Tessinerpalme").
Aber auch auf der Alpennordseite verdrängen immergrüne Pflanzen (oft aus Gärten ausgewildert) durch das wärmere und feuchtere Klima die laubabwerfenden Gehölze. Bei uns hier in Eschlikon sind gewisse südexponierte Waldstücker schon voll von immergrünem Schneeball oder Kirschlorbeer. Beide Arten würden jedoch in sehr kalten, trockenen Winter zurückfrieren oder ganz erfrieren.

Grüsse, Uwe

wick
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Beitrag von wick »

Hallo - Eure Antworten scheinen logisch, vor allem die, von Uwe. Besten Dank und liebe Grüsse

Hugo
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Beitrag von Hugo »

Noch etwas dazu: ich war letzte Woche im Shenandoah-Nationalpark in Virginia / USA und nahm auch dort eine einsetzende Laubverfärbung wahr. Einzelne Bäume waren schon durch und durch gelb.


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Uwe/Eschlikon
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Frühe Laubverfärbung

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@Hugo
Auf welcher Höhe ü.M. stehen dort die Bäume?
Ich war vor einigen Jahren anfangs Sept. im Great Basin NP, wo wir u.a. den höchsten Berg von Nevada bestiegen haben (knapp 4000m). Dort kann mit mit dem Auto bis auf 3000m hoch fahren und die Laubbäume dort oben (vor allem Espen) waren auch schon voll gelb und orange gefärbt. Solch eine Verfärbung kann man in Europa eh nirgends beobachten, dazu fehlt schlichtweg das intensive UV-Licht ;)

Gruss, Uwe

Stauffi
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Frühe Laubverfärbung

Beitrag von Stauffi »

...zu diesem Thema habe ich meine Beobachtungen schon mal kund getan...

http://www.sturmforum.ch/showthread.php ... eintrag=30

auch ich habe wiederholt ähnliche Beobachtungen angestellt. Birken verfärben sich in der Region Zürich schon seit Mitte August. Am Wochenende haben wir auch das Sammeln von Vogelschwärmen beobachtet.
Werner

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Uwe/Eschlikon
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Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hallo Stauffi

Jedenfalls kenne ich keine seriöse Studie, die einen Zusammenhang zwischen aktuellen Naturphänomenen und dem darauf folgenden Jahresabschnitt belegen kann.
Dafür gibt es aber massenhaft unseriöse und unlogische Artikel über dieses Thema, von Marienkäfern, Zugvögel, Murmeltieren, Gemsen, von Herbstzeitlosen, Laubverfärbungen usw. usf.

Irgend ein Phänomen trifft in der Fülle ihrer Erscheinungen IMMER zu, und genau das ziehen die Befürworter dann als Beweis heran.
Ich denke, es ist eine Frage der persönl. Ideologie, wenn nicht gar der Glaube an eine übernatürliche "Macht", der einem dazu verleitet ;-)

Die Natur wird aber in sich selbst von einer totalen Logik beherrscht. Die Komplexizität dieser Logik zu entflechten und zu verstehen, das finde ich das Spannende an der Wissenschaft. Somit brauche ich den Glauben ans Übernatürliche nicht.

Uwe
- Editiert von Uwe/Eschlikon am 30.08.2007, 14:35 -

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