Es wird immer mal wieder von Kaltlufttropfen gesprochen. Meistens finde ich Sie dann auch auf den Karten, vor allem aber mit kleineren habe ich doch meine Mühe. Wie wird ein KLT klassiert, was muss er erfüllen damit er auch so genannt wird?
Als Beispiel mal zwei Karten fürs nächste WE, eine für Mitteleuropa und eine für den Gesamtkontinent. Ist das was sich da nordwestlich der Schweiz zeigt nun ein KLT oder eben nicht? Und wenn nicht, gibts da einen anderen Namen dafür?
Gruss Dani
Neu nicht mehr in der Nebelsuppe von Uster sondern in im sonnigen Glarnerland
Ich bin zwar nur Laie, kann aber vielleicht etwas zur Klärung beitragen.
Zur Definition eines KTL (verständliche Beschreibung aus dem Wetterlexikon von topwetter.de):
Kaltlufttropfen sind isolierte Gebiete relativ kalter Luft in der mittleren und oberen Troposphäre. Im Gegensatz zu einem Cut-Off-Low findet man bei Kaltlufttropfen in den unteren Schichten, also insbesondere am Boden, keine abgeschlossenen Isobaren, allenfalls eine geringfügige Deformation des Isobarenfeldes.
Vor allem bei Verwendung relativer Topografien zeichnet sich ein Kaltlufttropfen in der Höhe meist durch abgeschlossene Isohypsen aus, welche den Bereich der kalten Luft umschließen. Kaltlufttropfen sind insbesondere eine Erscheinung der Übergangsjahreszeiten - in Verbindung mit ihnen treten teilweise ergiebige Niederschläge auf.
Vor allem im Herbst kann ein Kaltlufttropfen, wenn er über das Mittelmeergebiet wandert, zu zahlreichen und kräftigen Gewittern führen. Kaltlufttropfen schwächen sich mit der Zeit einerseits durch horizontale Vermischung ab, vor allem ist aber der Effekt der freiwerdenden latenten Wärme in der oberen Troposhäre durch hochreichende Konvektion zu nennen. Durch diese freiwerdende Wärmeenergie wird die Höhenluft nach und nach auf ein für die jeweilige Region normales Maß erwärmt.
Die in deinen Karten abgebildete Situation kann man nun recht gut nach den genannten Kriterien beurteilen:
- handelt es sich um ein isoliertes Gebiet kalter Luft in der mittleren bis oberen Troposphäre? Ja, wenn auch nur sehr schwach ausgeprägt
- finden sich am Boden abgeschlossene Isobaren rund um das Gebiet der kalten Luft? Nein
- sind in der Höhe abgeschlossene Isohypsen vorhanden, welche das Gebiet der kalten Luft umschliessen? Nein => zu erkennen sind geschlossene Isothermen (graue, gestrichelte Linien) siehe Posting von @Andreas
Demnach würde ich sagen: Ja, es handelt sich um einen Kaltlufttropfen, wenn auch nicht um einen besonders "kräftigen".
Die Profis mögen mich bei allfälligen Fehlern korrigieren.
- Editiert von Tinu (Männedorf) am 05.06.2007, 18:51 -
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert
Bei diesem Exemplar sind jedoch keine umschliessenden Isohypsen (Linien gleicher geopotentieller Höhe) vorhanden, sonder nur Isothermen. Ich würde ihn trotzdem als KT bezeichnen. Bei der 1. Karte sieht man südöstlich von Grönland ein Exemplar mit abgeschlossener Isohypse (568 dam).
Gruess Andreas
“Some people are weather wise, but most are otherwise” Benjamin Franklin
Danke für die Korrektur. Noch eine Frage: Sind denn die Isothermen (Linien gleicher Temperatur) keine Indizien, anhand derer man einen KTL erkennen kann? Zumindest umschliessen sie das Gebiet kalter Luft ja ebenfalls.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert
Doch, doch. Meistens sind dies gealterte Tropfen, welche ihre ursprüngliche Dynamik (sichtbar an den umschliessenden Isohypsen) verloren haben. Vorletzten Mittwoch (?) oder Donnerstag (?) hatten wir so ein Teil über der Westschweiz welches die Aktivität besonders im freiburgischen und im Seeland ankurbelte.
“Some people are weather wise, but most are otherwise” Benjamin Franklin
@ Andreas: Es war der Mittwoch . Und noch wegen dem KLT oben auf dem GFS-Kärtchen: Wenigstens im Kern in der Mitte sind die Isohypsen umschlossen, nicht? Reicht das nicht schon aus? Aber ich weiss, was du meinst: Es könnte auch nur ein schwacher Kurzwellentrog sein, welcher kurz vor dem cut-off steht.
Übrigens, dieser Kaltlufttropfen ist zwar schwach ausgeprägt, wird/würde aber ganz bestimmt zu Gewittern führen. Ob dies so eintreffen wird, steht hingegen noch weit weit hinter den Sternen geschrieben.
Gruss Chrigu
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen
Eine umschlossene Isohypse (klingt wie n Schluckauf ) ist ein Gebiet mit 552hpa Druck und darunter, während daneben > 552hpa herrscht?
Also der grüne Fleck neben Grönland?
Oder ist dies nicht an einen festgelegten Druck gebunden?
@Chrigu: Ich habe manchmal meine liebe Mühe mit diesen Farbdarstellungen in den Modellen (ich stehe viel mehr auf klare Linienkonturen) und der Frühdienst tut noch dasseinige dazu . Du und Tinu habt natürlich recht, der organge Kern markiert ja das tiefere Niveau zur Umgebung (in diesem Fall etwas 560-564 dam, statt den verbreiteten 564-568 dam im weiteren Umfeld des Kerns.
@Pat: Ich nahm das Teil bei Grönland als Beispiel weil hier mit der schwarzen 552 dam-Linie der Tropfen gut sichtbar markiert ist. Aber die Kontur rsp. die Charakteristik des KLT (eben abgeschlossene Isohypsen, rsp. Isotheremen) kann natürlich auch bei höheren und vor allem tieferen Niveaus (Winter!) beobachtet werden.
Gruess Andreas
“Some people are weather wise, but most are otherwise” Benjamin Franklin