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Fragen zum Jetstream, zB Mo.5.2.07.

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mike (reinach BL)
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Fragen zum Jetstream, zB Mo.5.2.07.

Beitrag von mike (reinach BL) »

Hallo,

Ich habe einige Frage an die Spezialisten.
Beim durchklicken von Modellkarten ist mir die starke Windströmung im 200hPa- Niveau
vom kommenden Sonntag Morgen bis zum Dienstag über dem nördliche Afrika aufgefallen.
Hier ein Beispiel von Montag 5.2.. 6:00h. Die Strömung ist gerade noch auf der Europakarte sichtbar,
dabei deutet sich ein eigentlicher Starkwindmäander über dem mittlerenn Atlantik in den Tagen zuvor an.

Bild

Auf den 500hPa Niveau ist von dem Starkwind nichts mehr zu erkennen. Auch die Druckverteilung auf 500hPa scheint mir nicht besonders ausgeprägt zu sein. Im Gegensatz dazu zeigen sich südlich Neufundland die oberen Starkwinde
auch in den tieferen Schichten. Die Temperatur und Druckgegensätze sind auch entsprechend höher.

Bild

Bild

Zu meinen Fragen:
- Wo befindet sich der Jetstream (am 5.2.07) über Europe/Afrika?
- Kommt das öfters vor, das sich westliche Starkwinde so weit südlich durchsetzen?
- Warum sind die Winde da so stark, obwohl sich für mich wenig Tempereatur und Druckgegensätze zeigen?
- Sind die Luftschichten da oben (10km?) von den unteren isoliert zu betrachten...?
- ...oder warum wirken sich solche Winde als Motor nicht auf unter Luftschichten?

Verständlich?

Vielleicht gibt es auch einige einfache und verständliche Antworten auf meine Fragen.
Danke für die Mühen.

Mike

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Alfred
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Fragen zum Jetstream, zB Mo.5.2.07.

Beitrag von Alfred »

@Mike, danke für das Hereinstellen der Karte 500 hPa Stromlinien und Windgeschwindigkeit!
Nur schade, dass das ETH-Radar zu diesem Zeitpunkt des Windsprungs kaum laufen dürfte.

Grüess, Alfred
[hr]


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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Hoi Mike

Hier findest du wahrscheinlich einige Antworten:

http://www.top-wetter.de/themen/jetstreams.htm

etwas anspruchsvoller: http://poincare.met.fu-berlin.de/~wette ... enjet.html

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Chrigu Riggisberg
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Beitrag von Chrigu Riggisberg »

Hallo Mike

Ich versuche mal, ein paar Fragen von dir zu klären.

Wie der Link von Fabienne zeigt, handelt es sich beim Starkwindband über Nordafrika um den Subtropenjet. Dieser verläuft recht häufig auf dieser geographischen Breite. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass sich westliche Starkwinde in dieser Breite befinden. Übrigens, auf Satellitenbildern kannst du den Subtropenjet häufig anhand von Cirrenbändern über der Sahara ausmachen. Zudem kommt es im Winter oft vor, dass sich der Polarfrontjet und der Subtropenjet in einzelnen Abschnitten vereinigen.

Generell bildet sich ein Jetstream unterhalb der Tropopause auf der warmen Seite der Frontalzone (= Zone mit starkem Temperaturgradient). Wie du sicher weisst, dehnen sich warme Luftmassen stärker aus als kalte. Die Tropopause liegt höher, je weiter südlich man kommt (d.h. bei 0° auf 15 km, bei 90° auf 10 km Höhe). Daher befindet sich der Subtropenjet weiter oben als der Polarfrontjet. Aus diesem Grund siehst du das Starkwindband über Nordafrika nur auf dem 200 hPa Kärtchen, nicht aber auf dem 500 hPa Kärtchen (oder mache ich da einen Überlegungsfehler?...bin nicht sicher).

Die Luftschichten in versch. Höhen können durchaus getrennt betrachtet werden. Aus diesem Grund bilden sich im Winter über grossen Kontinentalmassen (z.B. Russland, Kanada) oft starke Kaltlufthochs, die aber nur wenige km in die Höhe ragen. Darüber befindet sich oft tieferer Luftdruck mit dementsprechend wärmeren Luftmassen. Über der Sahara wird es ähnlich sein, nur dass sich bodennah ein Hitzetief bildet mit dem darübeliegenden (Subtropen)Hoch (besonders im Sommer). In Indien/Tibet ist dieser Effekt aber weitaus stärker ausgeprägt.

Nun zur letzten Frage: Wenigstens der Polarfrontjet ist ein wichtiger Generator für die Zyklogenese (Stichwort: Jet Streak Modell mit den relevanten right entrance- und left exit-Bereichen). Weshalb der Subtropenjet nicht zu ähnlichen Phänomenen führt, weiss ich nicht (oder macht er das, und ich weiss es nur nicht....). Jedenfalls finde ich das eine gute Frage, die ich auch beantwortet haben möchte.

Hoffentlich liest ein Theoretiker mit (Marco Stoll, du bist gefragt....)

Gruss Chrigu

PS: Meine Antworten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Einzelne Punkte müsste ich selber nachprüfen...


Habe entdeckt, dass sich mit dem zweiten Link von Fabienne (diplomet) einige der Unklarheiten beantworten lassen. Dieser Link ist wirklich sehr gut! Gleicht etwas dem Warnecke -Meteobuch.
- Editiert von chrigu Riggisberg am 01.02.2007, 16:59 -
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen

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Peter,Walchwil ZG
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Beitrag von Peter,Walchwil ZG »

Fast ein 450km/h Jetstream über der US-Ostküste ist auch nicht gerade Alltäglich:

Bild
Grüsse Peter

mike (reinach BL)
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Beitrag von mike (reinach BL) »

Habe eben noch etwas Zeit gefunden...um zu lernen.
Chrigu, danke für die Erklärungen. Fabienne, danke für die Links.

Einiges ist mir nun klarer, aber noch viel mehr ist mir unklar.
Das muss aber so sein, das ist mir wiederum schon klar! :-D

Chrigu, zu deiner/meiner letzten Frage kann ich folgende Passage von Marcus Boljahn (2.link) zitieren:
Der markanteste Unterschied liegt allerdings in der vertikalen Mächtigkeit der Frontschicht. Während die Polarfront durch horizontal konvergent geotriptische Winde unter Verstärkung auch am Bodenniveau (als Front) auszumachen ist, wird die Suptropenfrontschicht bereits in der mittleren Troposphäre diffus. Am Boden sind dann fast keine Unterschiede mehr zwischen tropischen und subtropischen Luftmassen erkennbar. Ursächlich hierfür ist ebenfalls die reibungsbedingte ageostrophische Bodenwindkomponente, die in den antizyklonal geprägten Subtropen horizontal divergent ist. Diese Horizontaldivergenz wirkt stark frontolytisch; es werden also die in der oberen Troposphäre vorhandenen Temperaturgradienten spätestens in die PGS abgebaut.
Solche Passagen muss ich schon einige Male lesen und so wirklich verstanden habe ich es nicht.
Nun, gut Ding braucht Weil und Arbeit.

(> Kleibi, erklär mir mal das im B2!)

Solong
Mike

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Alfred
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Beitrag von Alfred »

Sali zäme

Das obige alles ist mir viel zu hoch (nicht nur hPa-mässig :D ). Da schaue ich mir doch gleich das Resultat an bzw., ob wir von
dem famosen Jet auch etwas abbekommen. Von dort, wo über dem Nordamerikanischen Osten auf 300 hPa die höchsten Ge-
schwindigkeiten aufteten (72°W/43°N), dieser Teil kommt dann über Europa (Startzeit 04. 15:00 UTC; 93 Stunden vorwärts).
Der südliche Teil des Jets beglückt Nordafrika und nur mit der Theorie kannste das schwer feststellen, da sind die Computer mit
den Modellen schon ein Vorteil, besonders, da sie uns noch mehr als nur den Weg zeigen, sondern auch die Höhe, Luftfeuchte,
Geschwindigkeit, Temperatur und noch einige so für mich unverständliche Parameter.

Bild

Alfred
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Kleibi
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Beitrag von Kleibi »

@ mike

Ich kann es versuchen, dir zu erklären. zumindest soweit ich die Sache verstanden habe. Es wäre dann fair, wenn dein Kopf am Schluss so "gepumpt" wäre wie es meine Arme nach einem Besuch im B2 sind.
:-)

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