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Schnee am 29.11.2005

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Thies (Wiesental)
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Schnee am 29.11.2005

Beitrag von Thies (Wiesental) »

Hallo zusammen,

hier in Basel und bei mir zu Hause in Freiburg (D) blieben wie wie bereits mehrfach beschrieben aussen vor. Wäre es doch wenigstens ein bis zwei Grad kühler *heul*. Aber es ist ja bekanntlich Herbst, von daher bleibt noch viieeel Zeit. Umso mehr freut es mich, dass der Schwarzwald eine nun wirklich beachtliche Schneedecke erhalten hat (oberhalb 350 bis 500m). Todtmoos, der Hotzenwald und die Westschwarzwaldhänge sind dick verschneit. Die genauen Schneehöhen sind mir (noch) nicht bekannt, aber es sieht toll aus.

Dass Freiburg bei den vorherrschenden bodennahen SW-Winden der vergangenen Tage nicht viel abbekommen sollte war mir klar. Es waren immerhin 3cm, doch die sind längst vergessen. Durch den Vogesenföhn herrschte während der vergangenen zwei Tage gute Durchmischung. Selbst nachts stagnierten die fallenden Temperaturen bei knapp zwei Grad über null, tagsüber erreichten sie Werte um vier Grad, während es im südl. Oberrheingraben bei Weil und Basel noch fröstelte. Zunächst waren die TP's trotzdem noch tief, so dass es schneite. Doch der starke Höhenwind bliess den meisten Schnee trotz moderater NS-Intensität über die Stadt hinweg, so dass er erst entlang der Bergzüge den Boden erreichte. Krass sind demnach die Schneehöhenunterschiede auf gleicher Höhe im Raum Freiburg. Die umgebenden noch fast im Rheingraben stehendem Berge sind auf 600m fast schneefrei. Nur ein bis zwei Kilometer in den Schwzw hinein liegt hingegen eine geschlossene dicke Schneeschicht, die bereits für Wintersport ausreicht. Nun ja, SW-Winde sind für den Schwzw klasse (sofern es kühl ist), für Freiburg jedoch miserabel. Hier schneien sich dafür aus NW, N und NO heranziehende Systeme voll aus und bescheren dann dem direkten Stadtbereich wesentlich mehr Schnee als denjenigen Orten auf gleicher Höhe, die jetzt viel abbekommen haben :-)

Viele Grüsse,

Thies
Thies Stillahn (Gewitterjagd im Dreiländereck D/CH/F)

Nicolas
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Schnee am 29.11.2005

Beitrag von Nicolas »

Mir ist was aufgefallen: Die Messstation Luzern ist im Winter häufig relativ mild (jetzt aktuell wieder 5. wärmste Station hinter Lugano, Aigle, Pully und Basel; habe auch schon beobachtet, dass es nur im Tessin wärmer war!)
Leider weiss ich nicht bei welchen Lagen das war -> ob nur bei Südwestwind oder auch sonst?
Weiss jemand an was das liegen könnte?
- Editiert von Nicolas am 29.11.2005, 11:59 -


Jan (Böckten, BL)
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Schnee am 29.11.2005

Beitrag von Jan (Böckten, BL) »

Hallo Thies

Mich hat erstaunt dass es trotz SW-Wind hier in Basel bis gestern Mittag trocken blieb. Normalerweise sind dies hier die niederschlagsreichsten Lagen. Starke NW-Höhenwinde sind für Basel hingegen ganz schlecht, da wir dann im Vogesenlee sitzten und praktisch kein Niederschlag fällt. Am meisten Niederschlag fällt wohl wenn in der Höhe südliche am Boden jedoch nördliche Winde vorherrschen, dann kann es kräftige Aufgleitniederschläge geben.

Auffällig war wie mit einsetzendem Südwestwind die Temperatur am Sonntag dank kräftiger Durchmischung abends nach 17:00 plötzlich von 0°C auf +2.5°C stieg. Der Westwind wurde nachfolgend immer kräfiger so dass wir gestern Vormittag sogar milde +4.2°C geniessen durften. Erst mit dem gestern bodennah drehenden Wind auf östliche Richtungen ging die Temperatur langsam wieder auf +1°C zurück.

Seit gestern Mittag hatte hier nun auch die aussergewöhnlich trockene SW-Lage ein Ende. Es regnet nun seit 24 Stunden leicht bis mässig und es sind schon 9mm zusammengekommen. Hätte sich die bodennahe Kaltluft besser halten können, hätten wir jetzt vielleicht 10cm Schnee... aber zum Glück ist der Winter ja noch lang :-)

Grüsse
Jan

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Dani Emmenbrücke/LU
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Schnee am 29.11.2005

Beitrag von Dani Emmenbrücke/LU »

Hallo Nicolas

Könnte vermutlich mit dem Pilatusföhn zu tun haben!
Gruss Dani (wieder zurück in Luzern-Nord)

Nicolas
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Schnee am 29.11.2005

Beitrag von Nicolas »

Interessant, wie entsteht denn dieser Pilatusföhn?
(Ich weiss, passt hier nicht ins Thema rein)

Roger Ennetbürgen NW
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Schnee am 29.11.2005

Beitrag von Roger Ennetbürgen NW »

@Nicolas

Da können dir unsere 2 Experten Giovanni, Kriens und Markus, Horw sicher weiterhelfen. Sie befassen sich seit längerem mit dem Phänomen Pilatusföhn.

Gruss Roger
Roger, Ennetbürgen NW

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Dani Emmenbrücke/LU
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Beitrag von Dani Emmenbrücke/LU »

@Nicolas

Möchte mich nicht in die Nesseln setzen und daher nur von persönlichen Erlebnissen berichten. Ich habe den Pilatusföhn bis jetzt vorallem bei Wind aus südwestlicher Richtung festgestellt! Der Pilatusföhn ist schön zu erkennen, wenn im Raum Luzerner Seebucht/Horw/Meggen/Küssnacht blauer Himmel herrscht und drumrum alles zu ist!

Persönlich habe ich den Pilatusföhn auf einer Wanderung von der Alpgschwänd (Hergiswil/NW) zur Fräkmüntegg erlebt! Der blies deutlich spürbar die Felsen runter! War ein eindrückliches Erlebnis! Irgendwann werde ich das Phänomen mal knipsen!
Gruss Dani (wieder zurück in Luzern-Nord)


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Giovanni (Kriens bei Luzern)
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Beitrag von Giovanni (Kriens bei Luzern) »

@Nicolas

Fühle mich zwar nicht als Experte, habe jedoch wohnortsbedingt einige Erfahrung mit diesem lauen Gesellen, der in Kürze den schönsten Schnee wegfrisst. Danis Beobachtungen kann ich bestätigen, mache aber den Hinweis, dass der Westföhn auch mit bedecktem Himmel einhergehen kann. Was mir auffällt ist, dass der Pilatusföhn hauptsächlich im Übergangsbereich von antizyklonalen zu zyklonalen Wetterlagen auftritt. Eine starke Anströmung des Pilatusmassives in mittleren Schichten aus West- bis Südwest sowie eine nicht allzu stark ausgeprägte Inversion sind m.E. Grundvoraussetzung für die Entstehung des Pilatusföhns. Die Luft (Wind) sinkt nun trockenadibiatisch die Pilatushänge runter und mischt die feuchtkalte Grundschicht im Lee des Pilatus durch. Hat die Durchmischung den Boden erreicht, geht das einher mit einem Temperaturanstieg, fallen der Luftfeuchtigkeit, auffrischendem West-Südwestwind und meist einem Windsprung von Nord-Ost auf West-Südwest. Dabei habe ich schon maximale Temperaturdifferenzen zu benachbarten Messstationen (Zug etc.)von 6 bis 8 Grad festgestellt. Ob sich dabei, wie bei klassischen Föhnlagen, ein Mini-Leetief bildet und das Phänomen zusätzlich triggert ist mir nicht bekannt. Dies mein Erklärungsversuch zum Westföhn.

Gruss Giovanni

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