Hoi Dämu
Das Problem liegt darin, dass du eine Gewitterzelle nicht mit einem Hurrikan vergleichen kannst - das sind total verschiedene Kaliber. Der uns bekannte Outflow bei Gewittern besteht aus kalter Luft, die in der Gewitterzelle mit dem Niederschlag nach unten fällt und sich dem Boden entlang ausbreitet. Stösst er auf warme, labile Luft, löst er dort Hebung aus - so können neue Zellen entstehen.
Nun sind Hurrikans nicht gerade mein Spezialgebiet, aber ich vermute, dass hier mit dem Outflow das antizyklonale Ausströmen der im Hurrikan aufgestiegenen Luft in grossen Höhen gemeint ist (Alfred hat weiter oben Karten gepostet, wo dieser Weg eines Luftteilchens dargestellt wird). Da wird also massiv warme Luft in die obere Troposphäre gepustet, und es passiert an und für sich dasselbe wie beim Outflow beim Gewitter, nur ist eben alles umgekehrt. Statt am Boden Kaltluft breitet sich an der Tropopause Warmluft aus. Was mit dieser geschieht, hängt von den globalen Strömungen ab, in die sie einbezogen werden. Gelangt solche Luft in den Jetstream, kann sie in wenigen Tagen vom Golf nach Europa gelangen. Ob dies möglich ist, sagt uns die 300 hPa-Stromlinienkarte:
Hier sieht man leider das Hurrikan-Gebiet nicht, aber der Jetstream (rotes Band) zapft vermutlich dort in der Nähe Luft an (z.B. über Florida). Nun kommt die Luft nicht auf direktem Weg zu uns, sondern sie mäandriert über dem Atlantik zuerst weit nach Süden, dann wieder nach Norden zu den Britischen Inseln. So dauert das schon mal etwas länger. Um darzustellen, wie viel wärmer die Hurrikan-Luft gegenüber den anderen Luftmassen ist, hier die 300 hPa-Temperaturkarte:
Man sieht über Nordamerika und dem Westatlantik massiv wärmere Luft, und etwas fällt noch zusätzlich auf: Es wird ein Hoch in dieser Höhe generiert (siehe Geopotential-Linien).
Nun, warme Luft in der Höhe und hohes Geopotenzial wirkt stabilisierend auf die Luftmasse, was Konvektion verhindert und Subsidenz (Absinken der Luftmasse) fördert --> beste Voraussetzungen für die Bildung eines Hochs auch am Boden. Man kann also davon ausgehen, dass unter diesem Gebiet keine Fronten gebildet und vorhandene aufgelöst werden.
Interessant ist nun, wie sich der Jetstream in der nächsten Woche verhält. Bleibt der Höhentrog (das Kaltluft-U) mitten auf dem Atlantik, gelangt die Höhenwarmluft auf Umwegen wie oben beschrieben auch zu uns. Ein vorhandenes Hoch bei uns wird also gestützt. Verlagert sich der Höhentrog hingegen ostwärts, gelangen wir unter den Jetstream. Und entlang der Jetstreams werden Tiefdruckgebiete gebildet, und zwar auf der kalten Seite. Betrachten wir die Stromlinienkarte oben, so müsste das mitten im Atlantik und auf einer Linie nördlich von Schottland bis Skandinavien passieren. Et voilà, die Bodendruck-Karte zum selben Zeitpunkt:
Was bei einer Ostverschiebung des Jetstream-Mäanders passiert, und was bei einem Verharren in dieser Lage, kann sich nun jeder selber ausmalen. Spannend ist es nun, den weiteren Verlauf in den Modellen zu verfolgen. Denn ob die Hurrikan-Tätigkeit den Jetstream beeinflusst oder nicht, da muss ich passen, dazu fehlt mir auch die Erfahrung. Drum hab ich ja oben gefragt, wie dieser "Outflow" bei uns einen Orkan entfachen kann
Grüessli