Am letzten Wochenende war ich im Wallis.
Trotz nicht sehr optimistischer Prognose zeigte sich das Wetter im Tal des Rotten (=Rhone) wie so oft besser als vorhergesagt
Am Sonntag morgen früh um 05:45 startete ich eine Trainigstour aufs Bättlihorn, 2951m.
Ausgangspunkt dafür war Heiligkreuz im Binntal, 1470m.
Das Bättlihorn liegt in den penninischen Alpen, zwischen dem Saflischtal, einem Seitental des Längtals, welches wiederum ein Seitental des Binntals ist, und dem Rhonetal, südlich von Mörel, an der Grenze zum Goms.
Das Bättlihorn von unserem Ferienhaus aus gesehen, am Sa, 17.09.2005

Das Binntal ist geologisch gesehen eine der interessantesten Gegenden der Schweiz, in
mineralogischer Hinsicht sogar weltweit einzigartig. Kommen doch über 15 Mineralien nur hier und sonst
nirgends auf der Welt vor. Nicht umsonst schmückt sich die Gemeinde Binn auf dem Poststempel mit dem Text: Tal der Mineralien. Die Mineraliengrube Lengenbach und die Region Wannigletscher-Scherbadung geniessen unter Mineralienliebhabern Weltruhm, die daraus entstandenen Sammlungen zieren Museen und Universitäten weltweit!
Die ersten 400 Höhenmeter durch den Chelliwald stieg ich im Schein der Taschenlampe hoch.

Die aufgelockerte Bewölkung über dem Saflischtal versprach doch, dass der Tag so schlecht nicht werden konnte.

Das Binntal ist aber auch ein Tal der Täler. In verschiedene Richtungen zweigen vom Hauptal Seitentäler ab, welche sich wieder in Seitentäler aufteilen. Nur eine Strasse, die über Binn (Postauto) bis nach Fäld (Imfeld) führt und eine Abzweigung nach Heiligkreuz erschliessen das Tal öffentlich. Sonst gibt es keinen Skilift und auch keine Bergbahn. Man(n)/frau fusst also weit und hoch, um alle Winkel und Gipfel erreichen und geniessen zu können. Und das ist auch gut so! Schliesslich steht das ganze Tal unter Naturschutz, und es gibt wohl kaum noch Gegegenden in den Alpen, wo man so eine Stille und Abgeschiedenheit wie hier erwandern kann. Einzig die Binntalhütte des SAC ettappiert den Wanderern und Bergsteigern (speziell für das Ofenhorn) die langen Routen. Sonst gilt, wer einen der wilden 3000er besteigen möchte, muss für mindestens je 1600-1800 Höhenmeter Auf- und Abstieg fit sein. Förderlich zur ganzen Schönheit ist zudem, dass südlich an das Binntal die beiden italienischen Nationalparks Parco dell Alpe Devero und Parco dell Alpe Veglia angrenzen.
Die Südflanke des Bättlihorns in der Morgensonne. Die braune Färbung ist typisch für den Bündner Schiefer, einem ursprünglich kalkhaltigen Sediment, welches durch die alpine Metamorphose in feinplattigen Schiefer umgewandelt wurde.

Blick in Richtung Saflischpass. Das Saflischtal entstand an einer geologischen Grenzzone, welche die Bündner Schiefer im Norden und die Gneise der Monte-Leone-Decke im Süden trennt.

Kurz vor dem Saflischpass steigt man auf spärlichen Wegspuren in die Karmulde Öügstchumma. Vom ehemals grossen Firnfeld in diesem Kessel auf 2700m ist nur noch ein kärglicher Rest übrig geblieben.

Das Gipfelkreuz ist nicht mehr allzu fern

Blick zum Hillehorn 3181m (links) und Bortelhorn 3195m (rechts).

Klimatisch profitiert das Binntal einerseits von der inneralpinen Lage, welche für das ganzen Rohnetal gilt, anderseits liegt es aber auch an der Klimascheide des Hauptalpenkamms. Bekommt das Haupttal (Rhonetal) besonders bei West-Lagen in den Genuss von oft dringend gebrauchtem Niederschlag, so trifft dies beim rundum geschützten Binntal häufig nicht zu. Es sind die über den Hauptkamm übergreifenden Südstaulagen, die dem Binntal den Hauptniederschlag bringen, und das können oft recht hohe Mengen sein.
Kurz unterhalb des Gipfels: Blick ins Goms bis hoch zum Galenstock (Bildmitte) und Dammstock (links davon), welche das Nährgebiet des Rhonegletschers bilden, dessen unterer Teil auch zu sehen ist.
Herrlich sind die Hochnebel zu sehen, welche wie ein überlaufender See über Furka und Grimsel schwappen.
Hier wird deutlich, warum das Klima im Rhonetal ein ganz anderes ist

Geschafft! Um 09:30 bin ich oben.

An der Grenze zu Italien haben sich in der SW-Strömung doch vermehrt Wolkenfelder angestaut.

Das untere Goms mit Fieschergletscher und Aletschgletscher (ganz links) vom Gipfel aus gesehen.
Die Wolkenunterseite schneidet auf ca. 3300m den Berner-Oberländer-Bergen die Spitzen ab
Unten rechts liegt Fiesch.

Der Blick über die gerundeten Buckel des Breithorns hinweg ins hintere Binntal.
Hinten in der Bildmitte das Ofenhorn, das Wahrzeichen des Binntals.

Aussicht nach Westen und in die Tiefe: unten Naters und Brig, dahinter Visp.
Der helle, in der Sonne glänzende Einschnitt im Hintergrund ist der sagenhafte Illgraben südl. von Leuk.
Hier endet das deutschsprachige Wallis.

Der Herbst hat oberhalb von rund 2000m zaghaft begonnen und zaubert erste Farben in die Wiesen.

So, hier endet mein naturkundlicher Streifzug durchs Binntal und seine Umgebung
Gruss, Uwe


