Reto hat im Thread "Tornado heute" eine interessante Frage aufgeworfen: "Wir hatten doch vor ein paar Jahren in Wetzikon ZH ein paar Kilometer nördlich doch bereits zwei Tornados. Aus welchem Grund bilden sich dort Tornados oder ist dies Zufall?"
Ist es ein Zufall mehr, dass die zerstörerischen Tornados vom 19.8.1890 und 26.8.1971 ab Le Brassus den absolut gleichen Pfad eingeschlagen haben? Der erste Tornado entstand über dem Franz.Jura und überschritt um 8 Uhr die Schweizer Grenze, der zweite entstand über dem Vallee de Joux gegen 15 Uhr. (www.meteoschweiz.ch/de/klima/Klimaaktuell/tornados-ch)
Ich kenne die topographischen Verhältnisse im Valle de Joux nicht. Vielleicht ist die gleiche Zugbahn in der Topographie und der klassischen SW-NE-Zugbahn der Tornados begründet??
Vielleicht kann jemand was dazu sagen?
es gibt in der Tat, wenn man das so sagen kann, eine Art klassische Zugbahn, an der ein etwas höheres Tornadopotential besteht, als dies in anderen Regionen der Fall ist. Und dabei handelt es sich um die gesamte Juraschiene. Die meisten Tornados wurden allerdings entlang der 'zentralen Juraschiene' zwischen Genf und Neuenburg beobachtet. Ist ja auch kein Wunder bei der dort orografisch begründeten Superzellendichte. Die Ausdehnung des Bergzuges (vornehmlich SW -> NO) ist ideal für Gewitterlagen bei SW-Wind und scheinbar erhöht sich an einigen Bergzügen auch die Helicity, so dass die Mesoentstehung begünstigt wird. Natürlich ist das seeeehr einfach ausgedrückt - ist realistisch betrachtet natürlich komplizierter...
Genaueres kannst du schon auf der Meteoradarsite unter 'Tornados in der Schweiz' finden. Einfach suchen und du wirst fündig.
Ich bin zwar bloss meteorologischer Laie, aber rein von der Logik her ist es als gesichert anzusehen, dass sich solch spezielle Wetterphänomene gehäuft in der selben Region bilden.
Ich meine, nur wenn die meteorologischen und orographischen Bedingungen zusammen passen, können sich zB. Tornados bilden. Und diese Bedingungen sich wohl in der stark gegliederten Schweiz nur in relativ eng begrenzten Gebieten anzutreffen...also kein Zufall.
Zur Frage wegen der (scheinbaren) Häufigkeit von Tornados im Raum Uster/Wetzikon: Ich denke, was die Gegend hier betrifft, war es Zufall. Hätte genausogut in Baden oder Bülach sein können. Die in der Schweiz klar favorisierte Gegend für Tornados ist aber natürlich wie bereits mehrfach erwähnt entlang des Juras (quasi unsere Tornado Alley). Die Karte von TorDACH zeigt aber auch Schwerpunkte im Südschwarzwald, Schaffhausen bis rüber zum Bodensee. Komisch finde ich nur, dass es vom Raum Basel kaum bzw. keine (?) Tornado-Meldungen gibt. Einerseits ziehen dort doch auch immer wieder Superzellen drüber, welche entweder vom Jura oder von den Vogesen kommen und andererseits ist Basel auch eine dichtbesiedelte Stadt mit vielen potenziellen Augenzeugen.
Ich denke auch, dass der Jura besonders unterstützend für die Tornado-Genese ist: Einerseits sind die Hügel nicht zu gross (wie die Alpen) und können deshalb keine Barriere bilden, andererseits bewirken die Hügelketten, dass im Low Level Bereich orografisch bedingt die unterschiedlichsten Windscherungen auftreten können. Viel Superzellen entstehen im Sommer über Ostfrankreich oder über dem Jura und befinden sich dann eben dort gerade erst im Entwicklungsstadium, wo der Aufwind noch dominierend ist. In dieser Phase werden wohl eher Tornados zum Vorschein kommen, als z.B. in der Alterungsphase (bitte korrigieren wenn falsch).
Gruss Chrigi
Und klassisch für die Wasserhosen natürlich unsere beiden grossen Seen Bodensee und Genfersee, aber auch der Neuenburgersee.
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ich kann's mir noch nicht so ganz erklären betr. häufigkeit in der schweiz.
immer wieder habe ich eigentlich das gefühl, dass tornados u. wasserhosen bei uns eher in verbindung mit dem einfluss von starker höhenkaltluft auftreten und eher weniger mit klassischen superzellen. ich kann dies so jetzt nicht belegen aber irgendwie hab ich doch diesen eindruck.
was die region basel betrifft habe ich eher das gefühl, dass die juraketten ein starkes hindernis darstellen, da sich tornados v.a. auch grossen flächen bilden können (reibung erdoberfläche). nur steht dies natürlich etwas im widerspruch zur häufigkeit im westl.jura.... :O eine erklärung könnte sein, dass die täler u. hochplateaus dort vermutlich viel grösser und breiter sind als hier im "basler jura" ??!!
eine häufigkeit von tornados gibts übrigends auch im rheingraben zwischen basel u. mannheim (dort v.a. in der gegend um karlsruhe, strasbourg)
Möchte nur daran erinnern, dass vor einem Jahr im Freiburgischen 2 Tornados innert einer Woche und im Abstand von 2 km auftraten! Vorher hat es wahrscheinlich dort in Hunderten von Jahren nichts gegeben.
"S'git nüt wos nid git"