Hallo
Ich habe mir den Fall noch etwas genauer angesehen und Interessantes festgestellt. Sehr wahrscheinlich wurden die Gewitter durch eine Nord-Süd verlaufende Konvergenzzone ausgelöst, da die Gewitter auf einer Linie entstanden. Die Zugrichtung der Gewitter war N und die Gewitterzellen bewegten sich mit geringer Geschwindigkeit. Weiter kann man erkennen, dass die Gewitter dieser Konvergenzlinie an Hügeln getriggert wurden. Die erste Zelle wird im Toggenburg (knapp 1000 m) ausgelöst, kurz darauf bilden sich Zellen im Hegau (700 bis 800 m) und danach entsteht eine kräftige Zelle über der Brunauer Höchi (770 m) NW-lich von Wil und eine kleine Zelle über dem Seerücken (gut 600 m). Um 21:00 Uhr hat sich ein Band mit Gewitterzellen und kräftigen Schauern entwickelt, welches sich sehr langsam in östliche Richtung verlagert. Nach 22:00 schwächten sich die Zellen rasch ab, während sich ihre Ostverlagerung beschleunigte. Die Zellen wurden outflowdominant und zerfielen, da nicht mehr genügend CAPE vorhanden war und lösten an der Ostseite des Komplexes neue schwächere Schauer aus. Es bildete sich schliesslich ein ovales Niederschlagsgebiet aus, das vermutlich nur noch stratiformen Niederschlag brachte.
Auf der oberen von Willi geposteten Niederschlagskarte sieht man sehr gut das N-S verlaufende Band mit höheren Niederschlagsmengen. Allerdings fällt auf, dass die ergiebigsten Niederschläge in Bereich der Hügel fielen.

Hier kann man erkennen, dass die ergiebigsten Niederschläge über dem Rossberg fielen, der teilweise über 600 m hoch ist. An der SW-Seite liegt Steisslingen, wo das tragische Unglück geschah. Im SE liegt Stahringen, wo auch grössere Schäden verursacht wurden. Es kam zu grösseren Überschwemmungen und Erdrutschen. Es fällt weiter auf, dass in einem kleinen Gebiet sehr grosse Unterschiede der Regenmenge vorhanden sind.
Über dem Seerücken sind die stärksten NS im höchsten Abschnitt gefallen, der über 700 m hoch liegt. Es kam in erster Linie zu grösseren Überschwemmungen, allerdings nur in einem kleinen Gebiet. Örtlich gab es kleinere Ruschungen und Sackungen. Auch hier sind grosse Unterschiede der gefallenen Niederschlagsmenge auf engem Raum vorhanden.
Ich vermute, dass die Zellen durch Überlagerung von Konvergenz und orographischer Hebung ausgelöst wurden. Da die Konvergenzlinie quasi stationär war, wurden an denselben Stellen, wo orographische Hebung dazukam, immer wieder neue Zellen ausgelöst. Wegen der niedrigen Zuggeschwindigkeit konnten sich diese praktisch an Ort und Stelle ausregnen, was die erstaunlichen Regenmengen für die Jahreszeit verursachte. So lässt sich auch der länger andauernde Hagelschauer über dem Seerücken erklären. Neu entstandene Gewitterzellen verursachten in erster Linie den Hagel. Die Zellen schwächten sich daraufhin rasch wieder ab. Auch auf den Radarbildern ist das zu erkennen. Extremniederschlag trat v. a. in neu entstehenden Zellen auf.
Viele Grüsse,
Michael
- Editiert von Michael (Untersee) am 30.03.2005, 23:37 -
- Editiert von Michael (Untersee) am 31.03.2005, 17:26 -