Interessant. Jetzt sind die Modelle wieder umgeschwenkt: Der Keilvorstoss wird zögerlicher gerechnet. Gemäss EZ schwappt die (moderat) heisse Luft am Sonntag kurz rein, wird dann aber am Montag bereits wieder durch das Frontensystem des Höhentiefs über der Nordsee vertrieben:
Einen neuen Anlauf nimmt die Hitzeblase aus Südwesten dann zu Mitte kommender Woche, auch das ist gemäss aktuellem EZ aber nur ein Intermezzo, auf Donnerstag schwenkt der nächste Trog herein.
Da scheint sich also ein munteres Auf und Ab zu entwickeln. Eigentlich wäre das ja ziemlich typisch für unseren Sommer. Mal sehen, ob es in den kommenden Läufen bestand haben wird.
PS: Falls es so kommt hätte (das in der Mittel- bis Langfrist oftmals viel gescholtene) GFS für einmal die bessere Prognose abgeliefert, resp. die Schiene von EZ wäre zu antizyklonal gewesen. Eigentlich auch mal bemerkenswert.
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Mi 18. Jun 2025, 10:06, insgesamt 1-mal geändert.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert
tatsächlich scheinen die Modelle in Richtung Westlage zu tendieren.
Zu dieser Lage im Allgemeinen noch ein paar Gedanken: West, insbesondere West zyklonal ist für die Schweiz eine zunehmend interessante Wetterlage bei 2 bis 3 Grad höherem Temperaturniveau. Das gilt vor allem dann, wenn die Taupunkte bodennah auch 2 bis 3 Grad höher steigen, zum Beispiel durch einen wärmeren Atlantik. Westlagen waren in der Schweiz in der Vergangenheit meist eher kühl mit Schauern. In unseren Breiten ist der limitierende Faktor für Gewitter bei der Lage fast immer die Luftmasse. Meist ist sie zu stabil geschichtet, weil bodennah zu viel kühle Meeresluft einfliesst. Wenn also bei der Luftmasse resp. bei deren Schichtung "nachgebessert" wird, bei gleichem Höhenwind, bekommen wir tendenziell mehr Schwergewitter mit grossem Hagel, Sturmböen oder gar Tornados. Die Westlage nähert sich vom Wettercharakter der zügigen Südwestlage an, und betrifft durch die Alpengeometrie insbesondere auch die zentralen und östlichen Landesteile. Bei den schlimmsten Kombinationen von Höhenwind und Energie, wenn es auf Südsüdwest oder gar auf Süd dreht auf einer Trogvorderseite, verhindert oftmals der Föhn die Schwergewitter. Das passiert bei West nicht. Trotz allem wird die Schweiz natürlich nicht zur neuen Tornado-Alley, denn wir haben Gebirge, die bei gedeckelten Hoch-CAPE-Lagen quasi wie Überdruckventile Energie abbauen durch frühzeitige orographische Auslösung.
In den Regionen am Mittelmeer, in denen fast immer der Höhenwind der limitierende Faktor für Schwergewitter ist, dürften durch steigende Energiewerte die Schwergewitterlagen nicht gleichermassen zunehmen. Allenfalls fällt mehr Regen an Ort und Stelle, aber auch das muss sich zeigen, denn es ist nicht klar, dass die Labilität über die gesamte Luftmasse in solchen Regionen wirklich zunimmt mit der Erwärmung.
Markus Pfister hat geschrieben: ↑Mi 18. Jun 2025, 12:09
Trotz allem wird die Schweiz natürlich nicht zur neuen Tornado-Alley, denn wir haben Gebirge, die bei gedeckelten Hoch-CAPE-Lagen quasi wie Überdruckventile Energie abbauen durch frühzeitige orographische Auslösung.
Das zeigte sich übrigens in der Nordostschweiz meines Erachtens sehr schön bei der Gewitterlage vom Sonntag. Während sich die Gewitterlinie über dem Seeland bei ihrem Durchzug von praktisch idealen Bedingungen "nähren" konnte (zumindest bezogen auf weitgehend unangetastete Energie in der Luftmasse) vermengte sich die Linie dann weiter östlich zunehmend mit vorderseitig getriggertem Geblubber. Auffällig ist dabei jeweils tatsächlich, dass dieses Gemenge je chaotischer wird, desto mehr man sich den Voralpen nähert (also am Sonntag zum Beispiel dem oberen Zürichseeraum). Während der Zellkomplex am Sonntag rund um die Stadt Zürich und nördlich davon noch verbreitet Böen um 90 km/h produzierte, war es weiter südlich deutlich weniger. Auf dem Radar war der Grund meines Erachtens gut zu erkennen: Vorlaufende Entwicklungen, welche die Linie zerrissen haben.
Die Voralpen bieten also diesbezüglich sogar einen gewissen Schutz vor Überentwicklungen, was eigentlich im Widerspruch zur dort deutlich höheren Gewittertätigkeit steht. Hunde die Bellen, beissen nicht, ist man geneigt zu sagen.
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Mi 18. Jun 2025, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert
"Besonders gut sehen wir diesen Zusammenhang an den Sommern der Jahre 2015 und 2018, in denen der Nordatlantik ungewöhnlich kalt war und gleichzeitig Hitzewellen über Europa auftraten."
Dieses Muster könnte sich diesen Sommer wiederholen. Der Nordatlantik südlich von Grönland ist deutlich kälter als normal. Im Gegenzug sind die Biskaya und Umgebung zu warm, das Mittelmeer ist sogar eine heisse Brühe. Diese Verteilung ist wohl eine Folge der Hochdrucktendenz über Grossbritannien und Umgebung in den letzten Wochen. Andererseits weiter im Westen auf dem Atlantik rege Tiefdrucktätigkeit.
Dieses Setting ist der ideale Nährboden für trockene und heisse Sommer auf dem Kontinent. Gemäss den aktuellen Prognosen bis in den Julibeginn dürfte die Hitze langsam aber sicher lästig werden. Schön wär's, wenn es weiterhin so alle paar Tage mit Gewitterregen etwas abkühlt.
Anbei ein 4er-Panel mit Ensmitteln von Bodendruck (weiss), Theta-E 850 (Farbe) und H500 (schwarz) von IFS, AIFS (brandneu!), GFS und GEM für den 4./5. Juli. Im Moment als Trend keine Fortsetzung des heissen Hochdruckwetters in den Juli hinein, denn dafür ist das Geopot über der Schweiz im Mittel zu tief, zu zyklonal gebogen und/oder zu trogvorderseitig. Es sieht eher nach gewitterhaftem oder wechselhaftem Wetter aus. Genaues Muster natürlich noch unklar. Am hochdruckbestimmtesten ist noch das IFS-Ensmittel, aber auch da sind die 584 gpdm nicht hoch genug, und es würde im Fall von schwülheiss tendenziell Gewitter auslösen:
Quelle: Ecmwf, NOAA NCEP, Weather.ca via Metmaps
Gruss
Markus
Zuletzt geändert von Markus Pfister am Mi 25. Jun 2025, 14:22, insgesamt 4-mal geändert.
Es würde mich auch nicht wundern, wenn das der vorherrschende Wettercharakter dieses Sommers bliebe: Warm-heiss und zwischendurch immer mal wieder gewittrig-feucht. Es wäre also grundsätzlich das, was uns auch der Siebenschläfer verheisst.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert
Ich denke auch, dass wir wie aktuell mal ein paar 100 km südlich der Luftmassengrenze liegen (gestern von Köln bis Hamburg und Ostsee nur 16-19 Grad!), dann mal wieder mitten drin und dann wieder nicht direkt - ein schwüles, sommerliches Auf und Ab. Die Alpenordseite dürfte davon wesentlich mehr merken als die Alpensüdseite und Norditalien wäre nicht mehr davon betroffen und nach wie vor im Hochsommer-Modus.
Beim Vergleich mit 2003 muss man sich einfach wirklich immer wieder bewusst machen, welche unvorstellbare Hausnummer der damalige Juni war. An der SMA in Zürich lieferte der Juni 2003 beispielsweise 11 Hitzetage. Der aktuelle Juni 2025 wird es auf 7 bringen.
In Genf werden wir wohl auf 12 Hitzetage kommen in diesem Juni, was beeindruckend ist. Im Juni 2003 waren es allerdings deren 20!
Ich will damit die aktuelle Juniwärme nicht kleinreden: Aber Vergleiche mit 2003 sollte man nicht leichtfertig anstellen.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert
Rontaler hat geschrieben: ↑Mi 25. Jun 2025, 15:18
Ich denke auch, dass wir wie aktuell mal ein paar 100 km südlich der Luftmassengrenze liegen (gestern von Köln bis Hamburg und Ostsee nur 16-19 Grad!), dann mal wieder mitten drin und dann wieder nicht direkt - ein schwüles, sommerliches Auf und Ab. Die Alpenordseite dürfte davon wesentlich mehr merken als die Alpensüdseite und Norditalien wäre nicht mehr davon betroffen und nach wie vor im Hochsommer-Modus.
Was für ein auf und ab? Wenn es dann im Winter wochenlang Temperaturen zwischen 7 - 15 Grad hat, ist es dann ganz normales auf und ab Winterwetter? Nächste Woche dann auf und ab zwischen 32 - 35, einfach ohne Regen. Freu mich schon auf das Omega auf und ab während den Hundstagen zwischen 35 -40 Grad. In Bern hat es seit Anfang Juni kaum geregnet. Dort geht es nicht mehr lange bis Waldbrandgefahr herrscht. Leute die in der Region Bern wohnen können schon mal mitteilen ob die Wiesen braungelb sind, wahrscheinlich verfault von diesem vielen Feuchtwetter.