Orkanartiger Sturm Nordsee 05.07.2023

[Federwolke]

Windstationen direkt an der Küste vor Amsterdam melden Mittelwind von 112 km/h und Böen bis 148 km/h:
http://www.meteomanz.com/sy1?ty=hd&ind= ... 07Z&h2=07Z

Und dies nicht nur kurz, sondern über mehr als eine Stunde hinweg:

Quelle und fortlaufende Aktualisierung: https://www.weerplaza.nl/nederland/ijmu ... 4/actueel/



Der Sturm zieht im Tagesverlauf über Norddeutschland hinweg mit Orkanböen wohl verbreitet an der Nordsee und im angrenzenden Küstenstreifen, am Abend dann auch orkanartige Böen an der Ostsee.

Die Frage, was die rekordhohen Temperaturen des Atlantiks bewirken können, wäre hiermit beantwortet. Stürme dieser Stärke im Sommer kommen an der Nordsee etwa alle 20 Jahre vor (zuletzt 2007, 1989, 1968), wobei der heutige wohl neue Rekorde aufstellt.

[Willi]

Die Frage, was die rekordhohen Temperaturen des Atlantiks bewirken können, wäre hiermit beantwortet.

Wobei die Frage nach der Wirkungskette aufkommt. Atlantische Sturmtiefs gibt es meines Wissens eher im Winter, bei kälterem Oberflächenwasser.

[Federwolke]

Atlantische Sturmtiefs gibt es meines Wissens eher im Winter, bei kälterem Oberflächenwasser.

Ja, angetrieben durch starke Temperaturunterschiede auf kleinem Raum (sowohl horizontal wie vertikal). Diese sind für die Zyklogenese in den gemässigten Breiten wichtiger als die Oberflächentemperatur. Im Winter ist das Wasser zwar kälter, aber die Höhenluft noch mal viel kälter. Durch aussergewöhnlich warmes Wasser im Sommer wird der Temperaturunterschied wieder vergrössert, denn die Erwärmung in der Höhe kann mit derjenigen an der Oberfläche nicht mithalten. Und wir wissen von tropischen Stürmen und Medicanes: Wärmeres Wasser = mehr latente Energie. Unser jahrzehntelang trainiertes Lehrbuchwissen wird gerade ziemlich herausgefordert - wir müssen anfangen, bisher Undenkbares zu denken.

Vergleich aktuell zu vor einem Jahr:




Immerhin dampft diesmal das Mittelmeer etwas weniger.

[Willi]

OK. So ganz bin ich nicht überzeugt. Der Atlantik ist seit Monaten viel zu warm. Auch die Nordhemisphäre ist zu warm, insbesondere erwärmen sich die Polregionen stärker als weiter südlich. Temperaturunterschiede auf kleinen Raum sollten dadurch eher wieder geringer werden. Für mich eher eine lokale Laune der Natur. Ob da die Klimaänderung dahintersteckt, lässt sich anhand eines 20-Jahre Ereignisses nur sehr spekulativ beurteilen.

[Federwolke]

Ist schlussendlich nicht jedes Wetter eine lokale Laune der Natur? Wetter bewegt sich aber auch im Rahmen, den das Klima vorgibt. Wenn dieser Rahmen grösser wird (derzeit ziemlich einseitig), fällt das Wetter zwar nicht aus dem Rahmen, aber aus unseren Gewohnheiten.

Wir können eine alte Binsenweisheit bemühen, dass man Einzelereignisse nicht als Beweis für den Klimawandel heranziehen sollte. Das war hier auch nicht das ursprüngliche Thema. Sie zeigen aber auf, in welche Richtung es gehen könnte, indem sie häufiger werden.

Situation bei der Entstehung des letzten heftigen Sommersturms in der Gegend:


Den von Ende August 1989 lasse ich jetzt mal weg, den kann man als verfrühten Herbststurm kategorisieren. Von 1968 gibt's leider keine mir bekannten SST-Analysekarten. Womit wir beim Problem wären, dass man Extremereignisse schlecht analysieren und vergleichen kann, weil sie eben so selten sind. Ein Umstand, der jahrzehntelang dazu verführte zu sagen: Wir können den Klimwandel nicht beweisen, dazu brauchen wir mehr Ereignisse (= mehr Zeit)...

[Severestorms]

Eine hochinteressante Analyse zum Orkan POLY von Felix Welzenbach:
https://meteoerror.wordpress.com/2023/0 ... ederlande/

Gruss Chris