in den Modellkarten tauchte etwa Mitte November für den Zeitraum 19. bis 23. sehr tiefes Geopotential über dem Mittelmeer auf, möglicher Herbst-Sturm inklusive. Zusammen mit dem noch immer zu warmen Mittelmeer könnte man mit etwas Glück noch ein Gewitter aus dieser Lage rausquetschen, quasi als Vorrat für den nahenden Winter, der hier auf dem Gäbris oben noch lange genug dauern wird. Gesagt - getan, ich fuhr am 18. nach San Nicola Arcella in Kalabrien, wo man traumhafte Aussicht aufs Meer direkt an der Küste sogar wieder einigermassen bekommen kann, weil die Urlaubs-Saison ja endlich sowas von fertig ist.
So präsentierte sich das Wetter bei der Ankunft. 19 Grad und fast schwül mit Cumulus-Towern, das sieht schon mal nicht so schlecht aus:

In der Tat trübte es bereits am Samstag merklich ein, und aus dem bergigen Hinterland begann es allmählich zu grollen. Abends dann plötzlich auch über dem Meer erste Blitze, zur besten Zeit nach dem Znacht und noch vor Mitternacht. Sowas im November ist schon ein dankbares Erlebnis, jeder Blitz fühlte sich an wie ein Geschenk des Himmels:




Doch damit nicht genug. Am Sonntag krachte es auch tagsüber einige Male gewaltig. Zeitweise wurde der Himmel dunkel und bedrohlich, bei immer noch knapp 20 Grad:




In der folgenden Nacht machte es einfach weiter! Zwar mit etwas Entfernung, aber trotzdem sehr schön anzuschauen, zuckten und entzückten die Blitze fast wie im Hochsommer:







Am Montag dann der Schock! Es ist vorwiegend sonnig und ruhig bis weit in den Abend rein, was nun?

In der Nacht zum Mittwoch dann Sturm mit Böen bis knapp 100 km/h und über Stunden ein regelrechtes Gewitter-Showdown, die vierte Nacht in Folge mit mindestens einem Gewitter! Das fühlt sich nun an wie der Jackpot. Im Licht der Bitze erkennt man die riesigen Wellen, die tosend an den Felsen und am Strand aufschlagen:








Der Mittwoch dann mit einer gewissen Beruhigung, aber was für Wellen krachen da an Land, die sind mindestens 5 Meter hoch! Die Luft hat merklich abgekühlt auf rund 10 Grad, aber im Gischt der Wellen wird es jedes Mal brühwarm. Man spürt die gewaltige Energie, die hier vom Sommer her noch im Wasser steckt und einen wesentlichen Beitrag zum verrückten Wetter leistet:






Ein Video vom sehr wild gewordenen Meer am Mittwoch:
Das kleine Ufersträsschen ist, gelinde gesagt, nicht mehr sehr gut befahrbar:
Wunderschöne Stimmung mit dem aufgewühlten Wasser:
Das war jetzt eine gelungene Verlängerung der Gewitter-Saison!
Disclaimer: Es ist mir klar, dass es etwas Ironisches mit Fragezeichen hat, wenn man in Zeiten eines zunehmend kollabierenden quasi-intransitiven Klimagefüges zu Beginn der Saison in die USA jettet für Superzellen (https://westwind.ch/usa22/), und Ende der Saison 1000 km den italienischen Stiefel runterbrettert, also um quasi genau die Auswirkungen seines eigenen Tuns aufs Ökosystem in voyeuristischer Weise zu begutachten und dabei ein "Hurra" nach dem anderen von der Kette lässt, während andere sich wütend und hilflos an die Strassen kleben, weil sie Angst um die Zukunft ihrer Kinder/den Planeten etc. haben. Mea culpa, ich gebe es zu, aber die Faszination überwältigt mich jedes Mal aufs Neue, und immerhin wird so auch etwas dokumentiert für später.
Gruss
Markus