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Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

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Willi
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Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von Willi »

Gestern gegen Mittag fiel der Radar La Dôle aus. "Wir sind dran" war die spröde Auskunft der Hotline MeteoSchweiz. Am Abend erhielt ich dann von meinem Kollegen Marco, Techniker bei Swisscom und begeisterter Funkamateur, das untenstehende Bild. Sein Kommentar dazu:
Gestern war ich für Unterhaltsarbeiten auf dem La Dôle. Erst beim Weggehen gegen Abend ist mir diese riesige hässliche Beule aufgefallen. Da wir unter Zeitdruck waren, habe ich nur ein Bild mit meinem Handy gemacht. Erst später dämmerte es mir, dass dies möglicherweise der Turm des Wetterradars war. Vielleicht kannst du das ja klären. Gruss Marco
Das Bild zeigt zweifelsfrei den Radome des Wetterradars auf dem La Dôle. Ich rechnete schon mit einem langen Betriebsunterbruch, aber gegen Mitternacht ging der Radar wieder online. Auf nochmalige Nachfrage bei normalerweise gutunterrichteter Quelle wurde mir bestätigt, dass bereits gestern abend mit Hochdruck an der Reparatur der Beule gearbeitet wurde. Dabei wurden offenbar auch Ausbeultechniker aus der Autobranche ("Hageldellen") beigezogen. Hochpräzises Arbeiten war vonnöten, verbleibende Dellen in der Schutzhülle können zu Beugungseffekten des Radarstrahles führen, die Ortsgenaugkeit der Radarmessungen wäre nicht mehr gewährleistet.

Für einmal also ein grosses Lob an die Adresse der MeteoSchweiz. In rascher und engagierter Weise wurde alles getan, um die Folgen eines massiven Sturmschadens provisorisch zu beheben. Ob die Schutzhülle auch langfristig wieder hergerichtet werden kann oder ersetzt werden muss, ist zur Zeit offen. Es ist also mit weiteren Betriebsunterbrüchen des La Dôle Radars zu rechnen.

Ungeklärt ist zur Zeit auch die Ursache der Beschädigung. In Frage kommen Winddruck oder die Einwirkung von umherfliegenden massiven Fremdgegenständen. Bin gespannt, was die weiteren Untersuchungen zutage bringen.

Gruss Willi

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Gruss Willi
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Alfred
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Re: Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von Alfred »

Willi hat geschrieben:die Einwirkung von umherfliegenden massiven Fremdgegenständen.
Die Artefakte warens :) !

Gruss, Alfred


Severestorms
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Re: Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von Severestorms »

Willi hat geschrieben: In Frage kommen Winddruck oder die Einwirkung von umherfliegenden massiven Fremdgegenständen.
Wenn dem tatsächlich so sein sollte, dann gibt's nur eins: Ausschaffen!

Spass beiseite, der Schaden kann m.E. gut durch einen massiven Windimpuls ("punch") entstanden sein. Ich gehe sogar soweit, zu behaupten, dass gestern möglicherweise eine kurzlebige Mini-Superzelle über das Radom gezogen ist. Ich kann mir vorstellen, dass die Zelle direkt über dem Radar ihre höchste Intensität erreichte, was nicht nur den Schaden erklären würde (durch Microburst), sondern auch, warum der Giftzwerg vom Radar nicht erkannt wurde. Die Bedingungen für "low-topped supercells" waren gestern jedenfalls günstig: Hohe Windscherung/Helizität, möglicherweise etwas CAPE und der KO-Index um die Mittagszeit wies auf erhöhte Labilitätswerte im Raum Genf hin. Messdaten von der unmittelbaren Umgebung von La Dôle wären jetzt interessant.

Was denkt ihr?

Einen ähnlichen Fall gab es übrigens am 26. Mai 2001 in Del Rio, Texas. Auch dort wurde das Radom durch den Downdraft einer Superzelle massiv beschädigt.

Gruss,
Chris

Edit: Vielleicht war noch eine Leewelle beteiligt?

Edit2: Ein Kollege von Meteoschweiz (Matthias L.) schickte mir folgende Nahaufnahmen des Schadens:

Bild
Quelle: http://www.radomes.org/museum/parsehtml ... ecent_html

Bild
Quelle: http://www.radomes.org/museum/parsehtml ... ecent_html
Zuletzt geändert von Severestorms am Do 16. Apr 2015, 17:03, insgesamt 9-mal geändert.
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Willi
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Re: Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von Willi »

Anbei der Radarloop zum Zeitpunkt, als der Radar definitiv ausfiel. Allerdings gab es schon am Vormittag immer wieder Unterbrüche. Die letzten Messungen vor dem Ausfall zeigen im Gebiet kleine und hochvariable kompakte Radarechos, was auf hohe turbulente Instabilität in der Luftschichtung hinweist. Eine Mini-Superzelle erachte ich als unwahrscheinlich, denke eher an lokale Wirbelbildung durch orographische Effekte, welche in der hoch-instabilen Luftmasse durchaus kurzzeitig Tornadostärke erreichen können.

Gruss Willi

Quelle: Donnerradar 3D Archiv (kostenpflichtig)
Bild
Zuletzt geändert von Willi am Mi 1. Apr 2015, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss Willi
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Slep
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Re: Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von Slep »

War das vielleicht die Einschlagstelle des Meteors? :lol:
You don`t have to be a total nutter of a weather freak to be on this forum - but it helps.

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Federwolke
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Re: Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von Federwolke »

Willi hat geschrieben:... oder die Einwirkung von umherfliegenden massiven Fremdgegenständen.
Da kommt mir spontan Vogelschlag in den Sinn. Wie wir von orniwetter.info wissen, werden bei heftigen Stürmen jeweils Seevögel von der Atlantikküste ins Landesinnere verdriftet. In Frage kommen speziell Sturmmöwen. Bei einem Gewicht von bis zu 500 g können diese Vögel, wenn sie bei einem Mittelwind von 90 km/h gegen eine Radarhülle geschleudert werden, massiven Schaden verursachen.

Matthias_BL
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Re: Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von Matthias_BL »

Oder der 1. April ? ;)


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Cyrill
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Re: Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von Cyrill »

slep hat geschrieben:War das vielleicht die Einschlagstelle des Meteors? :lol:
Ich tippe da eher auf Kinder. Hat jemand bei MeteoSchweiz gerade Nachwuchs? Aufschlussreich ist hier der Artikel in "Eltern": "Was steckt dahinter, wenn Kinder alles kaputt machen?"
Bild
http://www.eltern.de/kleinkind/entwickl ... oerer.html

Man entdeckt hier eine gewisse Nähe zum im Artikel in Absatz 1 erwähnten "Forschungsdrang", der garantiert vererbt sein muss.... Was kann man mit Papa's Radom nicht alles anfangen, nicht wahr?

Oder dieser Papierflieger, wie im YouTube-Video (siehe Link) wurde inzwischen entscheidend weiter entwickelt....!
"Englischer Fan trifft Peru-Kicker mit Papierflieger vom obersten Rang des Wembley-Stadions am Kopf"
http://www.watson.ch/!130953382

Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Mi 1. Apr 2015, 15:00, insgesamt 1-mal geändert.

helios
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Re: Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von helios »

Vermutlich hat wieder jemand die Tür nicht offen gelassen. Mit steigendem Luftdruck passiert dann sowas.
https://www.youtube.com/watch?v=3j2A9-Gdy3c
So was ähnliches ist hier schonmal passiert:
http://www.spc.noaa.gov/coolimg/radome.jpg
Zuletzt geändert von helios am Mi 1. Apr 2015, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.

nordspot
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Re: Radar La Dôle durch Sturm beschädigt

Beitrag von nordspot »

Ja potzblitz, das ist ja aber ein gewaltiger Schaden an der Hülle, jungejunge :shock:

Also gewaltbereite Kinder möcht ich mal da auch nicht ausschliessen, mit seinen fünfeckigen Einsätzen ähnelt der Radome doch arg einem grossen Fussball und lädt doch förmlich zum reintreten ein, das gibt natürlich hässliche Schäden dann! Installation eines Elektrozaunes als Abhilfe gegen die kleinen Racker? Hmm..

Auch Fabiennes Theorie mit den Möwen ist gar nicht so abwegig, besonders wenn Man bedenkt dass ein solcher Vogel selber doch locker 70 km/h schnell fliegen kann, und wenn der mit dem 90 km/h Wind geflogen ist dann hatte das Viech eine Gesamtgeschwindigkeit von 160 Sachen drauf :!: Na wenn das nicht für eine fette Beule reicht..
" Wie wir von orniwetter.info wissen, werden bei heftigen Stürmen jeweils Seevögel von der Atlantikküste ins Landesinnere verdriftet." Genau, und könnte ja sogar sein dass es ein Albatros von weiter her nach Europa geweht hat, die wiegen ja sogar bis zu 12 (Zwölf) Kilo. Abartiger Gedanke, von sowas im Tiefflug getroffen zu werden :help:

Frage über Frage..

Heitere Grüsse

Edit: Mensch, Helios, das wäre auch noch ne Mögliche Spekulation, Kollaps durch Unterdruck. Und zu der Sache mit der Türe: Je nach dem wo die Türe ist könnte sogar eine offene Türe das herbeiführen, denn wenn die an der vom Wind abgewandten Seite des Gebäudes zu dem Zeitpunkt OFFEN stand, kann der Venturi Effekt dort einen so starken Unterdruck bei dem pfeifenden Wind erzeugen dass der Radome grad in sich zusammenfällt...
Eine Beobachtung von Willi hat mich zu einer weiteren Spekulation veranlasst: ".. Die letzten Messungen vor dem Ausfall zeigen im Gebiet kleine und hochvariable kompakte Radarechos,..." Ein Pulk verirrter Heissluftballons? Einer trifft mit dem Korb den Radome?? Merkt dass er nicht versichert ist, zieht am Hebel und macht sich vom Acker???
Wäre dafür dass sofort ein Krisenstab gebildet wird mit Aufgabe diesen mysteriösen Fall unter Berücksichtigung aller hier genannten Hypothesen schnellstmöglich zu klären und die Bevölkerung umfassend zu informieren.



Ralph
Zuletzt geändert von nordspot am Mi 1. Apr 2015, 19:57, insgesamt 2-mal geändert.
nordspot Konstanz

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