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21.10.2014: Sturmschaden Kyburg/Kollbrunn (ZH)

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Uwe/Eschlikon
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Re: Tornadoverdacht Kollbrunn: 21.10.2014

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@Simon + Marco

Ja, wenn ich es vorher gewusst hätte, hätte man was abmachen können... :)

Es war eh auch Zufall, dass ich an jenem Abend dort durch fuhr, kurz nachdem es passierte. Aber spannend sind solche Lokalereignisse immer, egal um welches Phänomen es sich handelt.

Severestorms
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Re: 21.10.2014: Sturmschaden Kyburg/Kollbrunn (ZH)

Beitrag von Severestorms »

Vielen Dank Uwe und Simon für eure Fotos, detaillierten Informationen und Einschätzungen! Damit schlägt das Pendel - auch aus meiner Sicht - mehr Richtung "Microburst".

Ich habe noch mit dem zuständigen Förster gesprochen. Für ihn war dieses Ereignis ebenfalls erstaunlich - 1. wegen der Lage (nicht windexponiert) und 2. weil die Bäume grösstenteils kerngesund waren (vor drei Jahren erst wurde dieser Waldbereich von kranken und toten Bäumen gesäubert). Auffällig sei auch gewesen, dass in besagtem Bereich praktisch ausnahmslos alle Bäume gefallen oder geknickt sind: grosse, kleine, dicke, dünne. In seinem Gebiet sei dies der flächenmässig grösste und auffälligste Sturmschaden gewesen. Es wären noch weitere Bäume gefallen, meist jedoch einzelne (unten bei der Tössbrücke zum Beispiel). Auch meinte er, dass die Bäume normalerweise stürmische Böen aus West oder Ost (Bise) gewohnt sind und daher vermutlich angreifbarer bei Böen aus Nord/Nordwest seien.

Gruss,
Chris
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Cyrill
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Re: NCST: Kaltlufteinbruch/Gewitter 21.10. - 22.10.2014

Beitrag von Cyrill »

Severestorms hat geschrieben:
Vereinzelt wurden Baumkronen/-spitzen beschädigt oder einzelne Bäume geknickt/entwurzelt (so zum Beispiel an der Luegetenstrasse in Wildberg, am Bahnweg in Turbenthal). Eine Schneise an dieser nicht windexponierten Lage lässt also hellhörig werden.

Der Zeitpunkt des Ereignisses wird mit "kurz nach 20.30 Uhr" angegeben. Ich habe leider kein Zoom-Radar-Abo, wäre daher froh, jemand könnte die entsprechenden Radarbilder posten. Danke!

Die allgemein zugänglichen Radarbilder aus dem Meteoradar-Archiv zeigen zwei "Niederschlagswellen", welche die Region kurz hintereinander überquerten. Die erste mit einer eingebetteten Regenzelle zwischen 19.45 Uhr und 19.55 Uhr..

..und die zweite (Kaltfront?) mit einer sich entwickelnden/verstärkenden Multizelle. Diese Zelle passierte die Region um die Kyburg im Zeitraum zwischen 20.15 Uhr und 20.20 Uhr.

Gruss,
Chris
Hoi Chris

Leider habe ich im Moment Probleme beim Herunterladen von Bildern aus meinem Handy (ich war ja unterwegs am Chasen...); modernste Technik eben :fluchen: So poste ich hier bei Gelegenheit einen Donnerradar-Loop, den ich gespeichert hatte, in dem die Durchgänge sichtbar sind.
Zudem habe ich u.a. eine Karte (ANETZ-Wetterdaten) von 16 20 UTC, in der ein beeindruckender und wirklich aussergewöhnlicher Ausreisser von SR-Wind SFC-2km zwischen ZH-Ost, Winterthur und angrenzend ans Tösstal zu sehen ist, von sage und schreibe (microscalig) 45 Knoten Scherung im Low-Level WSHR-Bereich. Da Bernhard Oker dies mit der Inflow-Stärke vergleicht, könnte hier eine Theorie greifen, die ich durch Beobachtung vor Jahren einmal entwickelte (bisher ca. 3 vergleichbare Beobachtungen in den letzten rd. 12 Jahren). Diese besagt, dass wenn eine mehr oder weniger ausgedehnte KF ziemlich genau., oder exakt im rechten Winkel, auf das Tösstal trifft, ein spezieller Effekt entsteht - vorausgesetzt die Linie erreicht das Tal aus Nordwesten (wie im vorliegenden Fall) und die Kaltluft kann sich ungehindert wie in einen Fjord (enger werdende Bucht, flankiert von Hängen) ergiessen. Dies geschieht, wenn relativ wenig, bis gar keine konvektive Energie (CAPE) vorhanden ist, also nur zu gewissen Jahres- und Rand-Tageszeiten (wenn s im Sommer ist). Die bodennahe Kaltluft wird durch das enger werdende Tal gebündelt, die Front von den Berghängen unterschnitten und es wird eine Sogwirkung erzeugt, welche seitwärts (quasi wie im Lee einer von einem Tsunami umspülten Insel) ein starker Infloweffekt (beidseits abgewinkelt) erzeugt wird. Deshalb vermutlich auch die sehr lokalen, extrem hohen Scherungswerte.

Als ich mich zunächst in Wiesendangen positionierte, um den Frontverlauf und den Winkel zu studieren (ca. 19 00 Uhr MESZ), zögerte ich ehrlich gesagt noch ziemlich lange, entschied mich aber für eine von drei Varianten: für die Tösstal-Variante (u.a. aus oben genannten Theoriegründen). Die blitzaktive Zelle nördlich von mir klappte zusammen und die vermutete Auslöse bei Uster hätte ich aus Zeitgründen nicht mehr erreicht. Die Front war schnell unterwegs.
Deshalb informierte ich kurz im Sturmforum, um 19 49 (Zeitstempel), dass ich mich in den östlichen Teil des Tösstals begeben werde ("Schöne lightshow in richtung norden gewesen, mit bis oben sichtbaren TCU im dämmerlicht. Nicht schlecht.... Ich guck mal.... so im bereich östl. tösstal. Gruss cyrill ") und fuhr gleich los. Mein Target war Wila, doch die Linie war so schnell, dass ich mich nur kurz nach einem etwas "sicheren" Unterstand (Tankstelle) umsehen konnte.......
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=174180#p174180

......als der Wind sprunghaft und massiv zunahm und ich im Sturmforum ein "Kurzbericht aus dem vierrädrigen schüttelbecher in der "waschanlage". Regen waagrecht, tosend wie eine meeresbrandung. 3-4 min. und schon ist wieder " ruhe".... Gruss cyrill" absetzte.
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=174191#p174191

Zeitstempel 20:33 MESZ, minus 3-4 Minuten, ergibt 20 30 MESZ, also diese von Dir angegebene und vermutete Ereigniszeit. Ich war ca. 6 km Luftlinie von Kollbrunn und wenige hundert Meter vom Wildberg bei Turbenthal entfernt.
Ich hoffe, dass Dir diese Zusatzangaben zur Verifikation und zur zeitlichen Eingrenzung des Ereignisses dienen (Bilder, Radarloop folgen). Gehe eigentlich (u.a. aufgrund des eigenen Erlebnisses) wie Du eher von einem Down-/Microburts-Ereignis aus...

Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Di 4. Nov 2014, 00:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Cyrill
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Re: 21.10.2014: Sturmschaden Kyburg/Kollbrunn (ZH)

Beitrag von Cyrill »

Hi Chris

Hat mit den Bildern geklappt. Hier in Ergänzung die ANETZ-Karte mit dem auffallenden Ausreisser nach oben in der fraglichen Gegend (21.10.14, 16 20 UTC, SR-Wind, SFC - 2 km). Noch interessanter wäre eine Karte von 17 20 UTC, oder 18 20 UTC....

Bild

Zoom-Loop habe ich nicht; aber vielleicht ist dieser Loop ja noch aussagekräftiger. 1. Linie mit Blitzen, 2. Linie (bildete sich bei Winterthur) ohne Blitze, aber auch Starkregen..... NS-Band rechtwicklig ins Tösstal hinein....

Bild

Gruss Cyrill

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Uwe/Eschlikon
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Re: 21.10.2014: Sturmschaden Kyburg/Kollbrunn (ZH)

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Hallo

Noch ein Nachtrag zum Nachtrag :lol:

Gestern abend, es war schon am Dämmern (kurz nach 17:00) fuhr ich nach der Arbeit noch bei einem Kollegen in Turbenthal vorbei und bin über Fehraltorf-Russikon-Schalchen-Wila gefahren. Zufällig habe ich an der Strasse Schalchen-Wila, etwa beim P.705'750/252'000 (hat dort ein Wasserreservoir) ebenfalls frische Sturmschäden entdeckt. Fast gleiche Exposition, mit abgenickten Bäumen, nur nicht so massiv wie bei Kollbrunn, soweit ich das im Vorbeifahren im Halbdunkeln gesehen habe. Vermutlich gab es auch dort starke Fallböen. Ich werde sehen, dass ich da auch nochmals vorbei fahre...

Gruss
Uwe

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Re: 21.10.2014: Sturmschaden Kyburg/Kollbrunn (ZH)

Beitrag von Severestorms »

Hoi Uwe

Danke für die Meldung! Möchtest du nicht als Aussendienstmitarbeiter fürs Sturmarchiv tätig sein? Den Job hättest du.. wenn auch leider unbezahlt.. ;)

Im Netz findet sich bis jetzt nichts über diesen Schaden. Die Feuerwehr Turbenthal-Wila-Wildberg meldet einzig einen Einsatz aufgrund eines einzelnen umgestürzten Baumes an der Luegetenstrasse in Wildberg, also rund 1.5 bis 2.5 km nordwestlich von dem von dir beobachteten Ort. Wäre froh, wenn du ein paar Bilder nachreichen könntest, wenn du das nächste Mal wieder dort durchfährst.

Gruss,
Chris

PS: Die Ereignisseite zum Sturmschaden bei Kollbrunn habe ich zwischenzeitlich ein wenig aktualisiert. In den kommenden Tagen werden noch die restlichen Fotos von Uwe und die Schadenskarte eingefügt.
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