Werbung

Starkniederschläge 08. bis 14.07.2014

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
Benutzeravatar
Willi
Administrator
Beiträge: 9280
Registriert: Fr 10. Aug 2001, 16:16
Wohnort: 8143 Sellenbüren
Hat sich bedankt: 4713 Mal
Danksagung erhalten: 4602 Mal
Kontaktdaten:

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von Willi »

Danke euch beiden. Also nochmals zusammengefasst, Verständnisversuch:
- Von Basel her strömt die Kaltluft gegen Osten und bildet die Grenzlinie gegen eher stagnierende Luft im Süden. Entlang der Grenzlinie kommt es zur Bildung eines Wolkenbandes und verstärktem Niederschlag. Könnte durchaus konvektiv sein ("NCFR") und das Radarband generieren. Das Wintermodell für aktive Kaltfronten unter kräftiger Höhenströmung (aus Westen) könnte also passen. Der (abflauende) Südwind ganz oben ist was anderes.

Reminder Mai 1999: http://www.metradar.ch/de/archiv_990512.php

Gruss Willi
Zuletzt geändert von Willi am Di 8. Jul 2014, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert

Benutzeravatar
Federwolke
Moderator
Beiträge: 9314
Registriert: Mo 20. Aug 2001, 23:47
Geschlecht: weiblich
Wohnort: 3074 Muri bei Bern
Hat sich bedankt: 1849 Mal
Danksagung erhalten: 8937 Mal
Kontaktdaten:

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von Federwolke »

Nein, nicht ganz. Die Kaltluft ist ja - was die Messdaten belegen - bereits bis zu den Alpen vorgedrungen. Da gibt es keine Luftmassengrenze mehr auf der Alpennordseite.

Ich stelle mir das so vor, dass die durch den Westwind kanalisierte Bodenkaltluft am Jura zum Ausweichen nach oben gezwungen wird. Die darüber strömende Warmluft aus Süden wird natürlich mit angehoben. Wahrscheinlich konvergieren auch die beiden südlich und nördlich des Juras verlaufenden Bodenströmungen am Ostende des Jurabogens und bilden so die Verlängerung der Linie.


Matt (Thalwil)

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von Matt (Thalwil) »

Kleine Randnotiz zu möglichen Wasserhosen: Der Höhentrog schwenkt heute Nachmittag über die Westschweiz. Dadurch wird die Atmosphäre labilisiert und die Luftmassen werden angehoben. Könnte mir bei passenden lokalen Bedingungen (Bodenwind) Wasserhosen über dem Genfersee oder dem Drei-Seen-Land vorstellen. Möglicherweise sind dabei die etwas windgeschützten Stellen über dem östlichen Genfersee bevorzugt. Nach meiner Erfahrung unterdrückt zu starker Wind (auf 850hPa) die Ausbildung eines gut strukturierten Aufwindfeldes.

Bild
Bild

An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Kaiko für seine nützlichen Webcam-Übersichtsseiten, z.B. http://www.kaikowetter.ch/genfersee.html

Gruess, Matt

nordspot
Beiträge: 2328
Registriert: So 18. Mär 2007, 16:32
Geschlecht: männlich
Wohnort: D-78464 Konstanz
Hat sich bedankt: 835 Mal
Danksagung erhalten: 295 Mal
Kontaktdaten:

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von nordspot »

Also, hab mal schnell was gezeichnet:
Bild

R.
Zuletzt geändert von nordspot am Di 8. Jul 2014, 15:21, insgesamt 1-mal geändert.
nordspot Konstanz

Benutzeravatar
Willi
Administrator
Beiträge: 9280
Registriert: Fr 10. Aug 2001, 16:16
Wohnort: 8143 Sellenbüren
Hat sich bedankt: 4713 Mal
Danksagung erhalten: 4602 Mal
Kontaktdaten:

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von Willi »

Ich stelle mir das so vor, dass die durch den Westwind kanalisierte Bodenkaltluft am Jura zum Ausweichen nach oben gezwungen wird. Die darüber strömende Warmluft aus Süden wird natürlich mit angehoben. Wahrscheinlich konvergieren auch die beiden südlich und nördlich des Juras verlaufenden Bodenströmungen am Ostende des Jurabogens und bilden so die Verlängerung der Linie.
So ganz kann ich das nicht nachvollziehen, ausser der letzten Aussage (Konvergenz). Kann es nicht auch in einer Kaltluft "frontähnliche" Konvergenzlinien geben? Andeutungsweise sehe ich auch westlich des Juras eine Verlängerung der Linie über dem Mittelland. Die Bodenkaltluft müsste ja am Jura selbst angehoben werden, nicht erst östlich davon. Und die Warmluft aus Süden ist ziemlich hoch oben, Junfraujoch hat schon seit ca. Mitternacht NW-Wind. Da kann ich nicht sehen, wie die Warmluft an der Entstehung des Bandes selbst beteiligt ist.

Gruss Willi
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert

Benutzeravatar
Federwolke
Moderator
Beiträge: 9314
Registriert: Mo 20. Aug 2001, 23:47
Geschlecht: weiblich
Wohnort: 3074 Muri bei Bern
Hat sich bedankt: 1849 Mal
Danksagung erhalten: 8937 Mal
Kontaktdaten:

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von Federwolke »

Keine Ahnung, wie ich das sonst noch erklären kann. Wenn ich deinen Loop richtig interpretiere, geht das starke Echo bis knapp 5 km hoch, und dort herrscht laut 500 hPa-Karten ja noch SSE-Wind. Ich gehe davon aus, dass sich orographisch ausgelöste Impulse bis weit hinauf auswirken, wenn am Chasseral 60 km/h Mittelwind mit 80er Böen aus WNW herrschen. Und die Linie beginnt ja auch über dem Jura irgendwo zwischen Chasseral und Ajoie, also dort wo das Starkwindband in spitzem Winkel auf das Hindernis trifft. Weiter südwestlich hat die Höhenkaltluft bereits die Warmluft verdrängt, daher dort keine skaligen Niederschlagsechos mehr, sondern Schauer.

Benutzeravatar
Willi
Administrator
Beiträge: 9280
Registriert: Fr 10. Aug 2001, 16:16
Wohnort: 8143 Sellenbüren
Hat sich bedankt: 4713 Mal
Danksagung erhalten: 4602 Mal
Kontaktdaten:

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von Willi »

Ok danke, wird wohl schwierig, ohne Detailanalyse oder Mesomodell weiter zu mutmassen.
@Ralph, ich würde in Bodennähe am Alpenrand noch einen Pfeil nach rechts zeichnen, dann kommt's etwa hin (Konvergenz als Auslöser des Rotors, passt auch zum NCFR).

Gruss Willi
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert


Benutzeravatar
Dr. Funnel
Beiträge: 708
Registriert: Di 4. Nov 2003, 22:20
Wohnort: 5705 Hallwil
Hat sich bedankt: 333 Mal
Danksagung erhalten: 1159 Mal
Kontaktdaten:

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von Dr. Funnel »

Matt (Thalwil) hat geschrieben: "Kleine Randnotiz zu möglichen Wasserhosen: Der Höhentrog schwenkt heute Nachmittag über die Westschweiz. Dadurch wird die Atmosphäre labilisiert und die Luftmassen werden angehoben. Könnte mir bei passenden lokalen Bedingungen (Bodenwind) Wasserhosen über dem Genfersee oder dem Drei-Seen-Land vorstellen. Möglicherweise sind dabei die etwas windgeschützten Stellen über dem östlichen Genfersee bevorzugt. Nach meiner Erfahrung unterdrückt zu starker Wind (auf 850hPa) die Ausbildung eines gut strukturierten Aufwindfeldes."

Das sehe ich auch so. Morgen könnte es dann vor allem am Zürichsee und Bodensee interessant werden, sofern das Bodenwindfeld einigermassen ruhig ist. Zurzeit springt GFS mit den Wind-Vorhersagen alle 6 Stunden zu einer anderen Prognose. Am besten ist es, die Situation im Auge zu behalten.
Ein Gewitter kommt selten allein!

Andreas, Hallwil

http://www.meteobild.ch

Benutzeravatar
Michi, Uster, 455 m
Beiträge: 2776
Registriert: Fr 17. Aug 2001, 21:34
Geschlecht: männlich
Wohnort: 8610 Uster
Danksagung erhalten: 281 Mal

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von Michi, Uster, 455 m »

Betreffend linienartige Echos im zentralen Mittelland: Zwischen 8-10 UTC gab es auf 3000-4000 Meter Kaltadvektion mit einer Winddrehung von SW auf W. Dadurch gab es Hebung und mit leicht konvergenten Strömung im Lee des Juras. Hier noch der Windprofiler von Grenchen dazu:

Wer sieht noch was interessantes?

Bild
Quelle: meteoswiss

Christian Schlieren
Beiträge: 3317
Registriert: Fr 23. Jul 2004, 18:53
Wohnort: 8952 Schlieren
Hat sich bedankt: 498 Mal
Danksagung erhalten: 398 Mal

Re: Starkniederschläge 08. bis 10.07.2014

Beitrag von Christian Schlieren »

Hoi zäme

Die Niederschlagsmengen sind bis jetzt doch unter den Erwartungen geblieben und allzu viel dürfte bis morgen auch nicht mehr zusammenkommen.
Inzwischen sieht es aber so aus als würde uns das eigentliche Unwetter Ereignis erst noch bevorstehen und zwar von Donnerstag Nachmittag bis am Samstag morgen.

Im Moment sind wir auf der Kalten Seite des Tiefst über Deutschland

Bild

Das wird Bis am Donnerstag auch so bleiben aber dann verschiebt sich das Tief mehr Nach Westen und schaufelt sehr warme und Feuchte Luft im Gegen Uhrzeigersinn die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt zu uns :!:

Bild

Mit einem Mässigen Nordstau dürfte nicht nur am Jura sondern auch in den Voralpen und Alpen einiges an Regen fallen bei einer Schneefalgrenze die rasch auf über 3000m steigt :!:

Bild

Vor allem im Jura werden in dieser Zeit teils über 100mm gerechnet :!:

Bild

Nach aktuellem stand dürfte vor allem der Jura und die Westschweiz betroffen sein aber das kann sich gut noch verschieben.
Diese Lage muss unbedingt im Auge behalten werden da vor allem in den Alpen noch einiges An gefallenen Neuschnee mit in den Abfluss gelangen wird.

Grüsse
Christian Schlieren bei Zürich 393 M.ü.M

Antworten