Hallo zusammen,
auch von mir herzliche Gratulation an Andreas für die tolle Sichtung und Dokumentation - 1A!
Da steuere ich gerne ein paar zusätzliche Daten und Analysen bei, solange das Zeug noch greifbar ist.
Ob die
Wetterlage nun zwingend oder nicht war sei einmal dahingestellt - letztendlich ist die Wasserhose
Resultat von sehr vielen günstigen Faktoren auf sämtlichen Raumskalen:
- Grosswetterlage, liefert labile und hinreichend feuchte untere Troposphäre sowie W-NW Strömung
(möglicherweise auch vorticity input von top down, siehe
Michi Graf's Masterthesis)
- relative warmer See gegenüber kühlerer Luft, was der herbstlichen Bevorzugung der Ereignisse Rechnung trägt
- eine bodennahe Konvergenzzone, mesoskalig bis noch kleinräumiger, bevorzugt durch drainage flow aus Rheintal,
( was sich in der morgendlichen Bevorzugung sowie bei Schauerlagen niederschlägt) bringt die nötige horizontale Scherungslabilität
- eine Schauerzelle mit lift, kann eine existierende Zirkulation durch stretching verstärken bis Sättigungsdampfdruck erreicht ist im Schlauch
Im aktuellen Fall waren die bodennahen Prozesse sicher wichtiger, der Höhentrog war vergleichsweise unauffällig (vgl.
Mittelwertkarte)
Perfekt gepasst hat die Luftmasse: sehr labil, voll feucht, NW-Wind unterhalb 850hPa, stellvertretend Stuttgart und Innsbruck:
Zwei AMDARs aus Zürich/Basel nahe am Beobachtungstermin zeigen eine zusätzliche Inversion auf 700hPa, die auch in einem
COSMO-2 TEMP vom Beobachtungstandort ersichtlich ist - dass die Hosen-produzierende Schauerzelle mächtiger war zeigt der Radarloop weiter unten:
Soviel zur Thermodynamik, betrachten wir die Situation in der Fläche: zuerst ein Radarloop zur Übersicht ...
... dann 10m Windfelder COSMO-2 überlagert mit den mir zur Verfügung stehenden Messwerten (Böxlis), grüne Linien sind TT850:
DER KLASSIKER: nach Schauerdurchgang frühmorgens drainage flow aus dem Rheintal, trifft auf den synop. NW.
Dazu Schauerzelle, die über diese Konvergenzzone drüberläuft, insgesamt nicht allzuviel Wind und drum schön ruhig
Dass die COSMO-2 Simulation (Basis 06 UTC Lauf) wohl nicht schlecht war zeigt auch das
reflectivity-Bild von 07 UTC
(mit streamlines drittunterster modellevel, man kann schon fast die Hose sehen

).
Ich habe ausserdem versucht, den Fall im Szilagyi-Nomogramm einzufitten: bin von (METAR) cloud base bei 3500 ft/msl
ausgegangen, das cloud top mit NWCSAF-Daten (18'000-32'000 ft/msl möglich) und Radarseitenrissen (Echos bis 6 km) auf gut 18'000 ft geschätzt.
Für
SST habe ich 22°C angenommen anhand Messwerten Kressbronn und Seezeichen 75, sowie Simulation, TT850 auf +8°C gesetzt. Hier der Schätzwert (rot):
Insgesamt wirklich ein sehr schöner Fall - ich muss mein
ECSS Poster von 2011 nun definitiv ergänzen, Grüsse in die Runde
UPDATE: mann o mann noch eine, komme gar nicht nach, Material abzuspitzen ... die spinnen, die Hosen!