Bonjour
Hier noch ein Chasingbericht vom letzten Sonntag/Montag in Südfrankreich. Die Lage wurde ja anderweitig schon beschrieben. Jedenfalls ist sie hier eher selten um diese Jahreszeit (Markante Trogvorderseite sowie NW-SE Bodenwindkonvergenz über längere Zeit als Haupttrigger).
Wie weiter oben schon beschrieben entwickelten sich bereits am Vorabend und in der Nacht auf Sonntag Superzellen (Dept. Aveyron laut Presse Windschäden an Gebäuden).
Die Nacht war hier weiter östlich in den Cevennen extrem warm und drückig. Bereits am Sonntag Vormittag entwickelten sich isol + SHRA. Es blieb dann aber länger ruhig und ich habe aufgrund der Kartenlage und der Radarbilder beschlossen weiter nördlich die präfrontalen Gewitter zu erwischen.
Auf der Fahrt Rtg. Norden (Ardèche) lösten die Zellen jedoch immer weiter nördlich aus und bis gegen Abend blieben sie unerreichbar.

(Blick auf Cu congestus über den Cevennen)

(Kräftige Quellungen aus der sehr feuchten Grundschicht. Aufnahme um 14 Uhr mit Blick auf Alès)
Am Abend rückte dann die Kaltfront aus den Bergen langsam gegen Osten. Ich war in einem recht engen Bergtal bei Aubenas auf der Suche nach einem idealen Spotterplatz und verlor wertvolle Zeit. Schlussendlich immer dunkler und andauerndes Donnergrollen. Ich positionierte mich dann in der Stadt auf einem Aussichtspunkt als die Front eintraf. Es gab mehrere gewaltige CG's in unmittelbarer Nähe und O Graus: mein neuer Nerotrigger wollte nicht (Fehlmanipulation...). Dann kam der Starkregen, der mich in der folgenden Stunde hatte:
Ich flüchtete südostwärts aus dem Frontbereich. Immer mehr Wasser auf der Strasse und erste Überschwemmungen mit steckengebliebenen Autos. Auf einer Passstrasse wurde es auch für mich kritisch, da sich ein veritabler Bach die Strasse runterwälzte! Es sollte nicht das letzte Mal sein, das mein Adrenalinpegel ebenfalls kritisch anstieg. Um ca. 22 Uhr war ich endlich raus aus dem gröbsten, südlich von Montelimar in der Nähe des Rhonetals.
Ich plante wieder zurück gegen Süden zu fahren, als mich die Front bei Pierrelatte erneut überrollte. Zuvor gespenstisches Dauergeblitze aber auch kurze Erdblitze mit dumpfen Einschlägen. Gleich in der Nähe schoss offenbar ein Bauer Hagekraketen ab, was die Soundkulisse perfekt machte. Sehr schnell um 23 Uhr zog dann eine heftige Hagelzelle über mich, welche sich auf der Karosserie verewigte!
Totale Waschstrasse, Sturmböen und schaukelndes Auto. Ich flüchtete praktisch ohne Sicht in eine Quartierstrasse und brachte mich hinter einer Hausmauer in Sicherheit.
Die Front zog dann rasch weiter östlich über das Rhonetal und angesichts der fortgeschrittenen Zeit und den 2 Volltreffern beschloss ich heimzukehren. Unterweg bildete sich die Front in der Camargue erneut in Bestform aus. Wahrscheinlich bildete sich ein V shape System, wie häufig bei stationären Fronten im Rhonetal aus. Ich verliess meinen Heimweg und näherte mich frühmorgens erneut der Front. In der Nähe von Uzès-Pont du Gard enormes Geflacker, leider nahm ich mir zu wenig Zeit um das Spektakel mal in Ruhe zu filmen. Zudem war es auch schwierig nachts einen idealen Platz zu finden, oder dann hatte es zu viel Wind oder Regen.
Gegen 03.30 Uhr traff ich in der Camargue ein um den Auslösepunkt des V Shape zu beobachten. Es war recht unheimlich dort. Keine Siedlung weit und breit immer wieder, und recht chaotisch verteilte CGs, dazu plötzlich an und abschwellender Regen. Sodass mir auch hier die Gelegenheit anständig zu filmen oder photographieren verwehrt blieb.
So um 04.30 Uhr näherte sich dann mit dem Trogminimum vom Golf du Lyon her in rasendem Tempo die abschliessende (Super?) Zelle. Dazu diese eindrückliche GFS-Karte (Analyse, Montag 06Z):
Erneutes Dauergeflacker nun über dem Meer. Ich war recht exponiert positioniert, auf einer Landzunge in einem grossen etang. Als dann der Wind dort draussen sturmartig auffrischte, packte mich die Angst und ich floh mit übersetzter Geschwindigkeit und über teils überflutete Strassen, die aufziehende Zelle im Rücken, gegen Norden Rtg. Arles. Immerhin hatte Keraunos sogar ein erhöhtes Tornadorisiko in der Gegend draussen:
Es war definitiv mein spannendstes und längstes, Adrenalin-chasing ever, leider nur mit mässigem bis schlechtem Filmmaterial (stehe mit meiner Digicam auf Kriegsfuss) und keinen DSLR-Blitzbildern. Die Blitzrate war wirklich enorm. Eigentlich war über Stunden ein Dauergeflacker zu sehen. Trotzdem habe ich noch einen Film geschnitten und auf You Tube geladen, der die Eindrücke hoffentlich etwas rüberbringt:
http://youtu.be/hTKwtiLE8c8
Grüsse Andreas
Gruss Andreas