Anhand der aktuellen Entwicklung und den GFS-Karten von heute 12z sind für mich drei Systeme relevant, wobei dem ersten die grösste Unsicherheit zukommt. Das wiederum könnte - je nach Entwicklung - die ganze schöne Modellrechnung über den Haufen werfen. Die folgende Einschätzung ist daher nur eine von mehreren möglichen Varianten, allerdings jene, die ich derzeit als die Wahrscheinlichste ansehe:
Die beiden Cluster (einer über Zentral-, der andere bereits über Nordfrankreich) werden abgesehen von den abgeschwemmten hohen Wolkenfeldern und der dadurch reduzierten nächtlichen Abkühlung kaum Auswirkungen bei uns haben. Interessant ist das jüngste System, das sich über den Pyrenäen bildet (weiss eingekreist):
Dieses gilt es nun in der Nacht besonders im Auge zu behalten, denn es könnte die Entwicklung unseres Wetters am Sonntag in der ersten Tageshälfte beeinflussen. Möglicherweise stösst es Morgenkonvektion über dem Jura an, die jedoch nach meiner Einschätzung am frühen Vormittag wieder zusammenfällt, da ihr der Feuchtenachschub fehlt. Grund dafür ist das trockene Näsli aus dem Rhonetal (Taupunkte am Samstagabend dort zwischen 9 und 12 Grad), sehr gut zu sehen hier an den niedrigeren Theta-E-Werten zum Sonntag 6z-Termin:
Diesem System ordne ich eine Schlüsselfunktion zu, denn sollte es sich zu einem ebenso mächtigen und langlebigen MCS entwickeln wie seine Vorgänger, könnte zumindest in der Westhälfte der Schweiz der Vormittag ordentlich ins Wasser fallen und die ganze nachfolgende Diskussion wäre zu vergessen, da die Karten in diesem Fall völlig neu gemischt würden. Davon gehe ich aber mal aus oben erwähntem Grund nicht aus. Wahrscheinlicher ist, dass hohe Wolken die Sonneneinstrahlung in der ersten Tageshälfte dämpfen und somit eine frühzeitige Auslöse in der Westschweiz verhindert wird.
Die Abendkarte zeigt uns dann folgende Situation:
Schwarz eine vorlaufende Konvergenz, an der sich ab Sonntagnachmittag in der Westschweiz Schwergewitter bilden dürften - zunächst am Jura, später auch an den Voralpen. Die Bildung von Superzellen mit entsprechendem Unwetterpotenzial (Grosshagel, Orkanböen) ist wahrscheinlich. Den Voralpen entlang dürften sie auf ihrem Weg nach Nord-Nordost des Föhns wegen nicht östlicher als bis zum Napfgebiet auftreten, hingegen ist die Südwestschiene entlang des Juras bis in die Nordschweiz, ev. mit Neubildungen im nördlichen Mittelland möglich. Zeitraum später Nachmittag bis Abend. Die Modellierung von GFS zeigt ein Auseinanderreissen der nachfolgenden Kaltfront, was bei heftigen Entwicklungen an der vorlaufenden Konvergenz im Zusammenspiel mit Föhn nicht unüblich ist. Manchmal übernimmt die vorlaufende Konvergenzlinie die Rolle der Kaltfront, diese selbst bringt dann nur noch wenig Aktivität. Im vorliegenden Fall ist diese Entwicklung aber enorm unsicher, denn das Modell rechnet mit einem nach wie vor intakten südlichen Teil der Kaltfront am Montagmorgen:
Ich interpretiere das so, dass der Föhn noch bis in die Nacht anhält und der vorlaufenden Konvergenz am Alpennordhang die Feuchtigkeit abgräbt und sie nach Norden abdrängt, womit die Ostschweiz bis Montagmorgen trocken bleibt. Gut möglich, dass nach Abzug des abendlichen Systems nach Nordosten die Nacht sogar ruhig bleibt. Mit dem Eintreffen der Kaltfront am Vormittag/Mittag ist dann flächendeckend noch mal mit Starkregen, eingelagerten Gewittern und stürmischen Böen beim Windsprung auf West zu rechnen. Gegen Abend aus Westen allmähliche Beruhigung.